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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach tödlichem Unfall Surfer kritisieren "gefährlichen Zaun" am Eisbach

Nach dem Tod einer 33-Jährigen ist die Welle im Eisbach derzeit gesperrt. An der E2 ziehen die ersten Surfer Konsequenzen aus dem Unfall.
Normalerweise treffen sich hier immer einige Surfer. Doch am späten Montagvormittag reitet niemand die Welle am Eisbach. Einzig ein paar Spaziergänger bleiben stehen und lassen den abgesperrten Flussabschnitt auf sich wirken. Ein paar hundert Meter flussabwärts ist etwas mehr los. An der E2, der Dianabadschwelle: Hier sind ein paar Surfer im Wasser. Die beiden Studenten Max (24) und Julian (22) kommen gerade aus dem Wasser. Sie sind noch Anfänger. Das Fluss-Surfen war für Max der Grund, sein Studium in München aufzunehmen. Aus dem tragischen Tod der Surferin im Eisbach haben die beiden Studenten Konsequenzen gezogen.
Die beiden surfen ohne Leash – eine Leine, die das Surfboard mit dem Fußgelenk verbindet. Der Boden sei viel zu unruhig. "Wenn sich die Leash da verhakt, hast du keine Chance", erklärt der 24-jährige Max. Sein Freund Julian surft von Anfang an ohne Leash. Nach dem tödlichen Unfall vergangene Woche hat sich auch der 24-Jährige das Surfen ohne Leine angewöhnt. "Ich hab’ bei Julian gesehen, dass es geht und jetzt surfe ich auch ohne."
Tödlicher Unfall im Eisbach: Surfer ziehen Konsequenzen
Doch nicht nur das Equipment ist laut den beiden Anfängern beim Surfen wichtig. Es komme zudem auch darauf an, wie gut man schwimmen könne und wie viel Ausdauer man habe. "Es ist nicht für jedermann geeignet und man braucht eine gewisse Grundsportlichkeit", so der 24-Jährige. "Aber wenn man die Risiken einschätzen kann, ist es kein Problem."
Von der Stadt würden sie sich beim Thema Sicherheit wünschen, dass sie die Wellen "surferfreundlicher" gestalten. Als Beispiel nennen sie Vorsichtsmaßnahmen, etwa die Anwesenheit der DLRG vor Ort oder indem man die Betonmauern an den Kanten mit Gummis bestückt.
Die beiden sind sich einig, dass es gut ist, zwischen zwei Wellen wählen zu können: Einer Anfängerwelle (E2) und einer Profiwelle (E1). Die E1 beschreiben die beiden als deutlich gefährlicher. An der E2 seien die Surfer teilweise hilfsbereiter. Trotzdem gilt: "Es war schon immer so: Man trägt das Risiko selbst", sagt der 24-jährige Max.
"Und so tragisch dieser Unfall ist: Wenn man sich verletzt, ist man selber schuld", führt er weiter aus. Selbst wenn die Stadt das Sicherheitsrisiko also nicht verbessern würde, sind sich die beiden Anfänger einig: Die Verantwortung liegt letztlich bei den Surfern selbst.
"Der Zaun hält keinen auf": Umbau am Eisbach erhöht Risiko für Surfer
An der E2 ist die Situation ohnehin prekär. Seit Ende Januar wurde dort ein Zaunabschnitt um einige Zentimeter versetzt. Die Betonkante am Eisbach ist für Surfer noch einmal schmaler geworden. Auch für Julian ergibt der Umbau wenig Sinn: "Dieser Zaun, der hält keinen auf. Der macht es nur gefährlicher." Mitunter hangeln sich die Surfer am Zaun entlang, einige stürzen bereits beim Sprung ins Wasser.
Anwohner hatten die Versetzung des Zauns durchgesetzt. Eigentlich, um Surfen auf der Dianabadwelle zu verhindern. "Als der Zaun versetzt wurde, haben sich alle gefragt: Ist die Welle jetzt kaputt?", sagt David. Aber die Community lasse sich davon nicht aufhalten. “Der Zweck wurde nicht erfüllt, aber das Risiko ist jetzt höher. Vorher war es viel einfacher." Die Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM) bezeichnet seit dem Umbau das Surfen mit Leash als "lebensgefährlich".
Tödlicher Surf-Unfall: Ermittler sperren Eisbach ab
Am Mittwoch will die Staatsanwaltschaft an der Unfallstelle nach möglichen Ursachen für den tödlichen Unfall suchen. Die Ermittler möchten herausfinden, woran sich die Surferin mit ihrer Leash verhakt hat. Wie es danach mit beliebtem Surfsport weitergeht, ist unklar.
- Reporter vor Ort
- Eigene Berichterstattung