Reporter mit "Vernichtung" gedroht CSU-Generalsekretär Stephan Mayer tritt zurück
Beben in der CSU: Überraschend ist Generalsekretär Mayer zurückgetreten. Als Grund gab er gesundheitliche Gründe an – zuvor hatte ein Bericht über eine Auseinandersetzung mit einem Journalisten für Aufsehen gesorgt.
CSU-Generalsekretär Stephan Mayer ist am Dienstag von seinem Amt zurückgetreten. "Aus gesundheitlichen Gründen habe ich heute den Parteivorsitzenden der CSU gebeten, mich von meiner Aufgabe als Generalsekretär zu entbinden", hieß es am Dienstag in einer von der CSU in München verbreiteten Erklärung Mayers.
Mayer soll zuvor einem Reporter der "Bunten" mit persönlicher "Vernichtung" gedroht haben, weil der Journalist über ein uneheliches Kind des Politikers berichtet hatte.
"Ich verfolge Sie bis ans Ende Ihres Lebens"
Wörtlich soll Mayer am Telefon gedroht haben: "Ich werde Sie vernichten. Ich werde Sie ausfindig machen, ich verfolge Sie bis ans Ende Ihres Lebens. Ich verlange 200.000 Euro Schmerzensgeld, die müssen Sie mir noch heute überweisen."
Das geht aus einem Schreiben der Anwälte des Burda-Verlags hervor, das t-online vorliegt und das an Mayer gerichtet ist. Die Anwälte werfen Mayer darin eine "krasse Grenzüberschreitung" sowie "Nötigung bzw. Erpressung" vor und verlangen eine Unterlassungserklärung von Mayer.
Burda-Anwälte werfen Mayer Nötigung und Erpressung vor
"Als hochrangiger Politiker und Mitglied eines Verfassungsorgans sind Sie dem Grundgesetz und damit auch der Wahrung und Verteidigung des Grundrechts auf Pressefreiheit verpflichtet", heißt es in dem Brief. "Persönliche Vernichtungs- und Verfolgungsdrohungen stehen dazu in diametralem Widerspruch."
Der "Bunte"-Artikel, um den es geht, erschien am vergangenen Mittwoch zunächst online. Demnach hat Mayer einen 8-jährigen unehelichen Sohn, für dessen Unterhalt er nicht zahlt. Laut den Burda-Anwälten wollte Mayer die Print-Auslieferung der "Bunten" noch stoppen und rief deshalb vergangenen Mittwoch mehrfach bei dem Journalisten an.
Mayer: "Dies bedaure ich sehr"
In seiner Rücktrittserklärung am Dienstag ging Mayer auch auf die Vorwürfe gegen ihn ein: "In einem aufgrund einer eklatant rechtswidrigen Berichterstattung geführten Gespräch mit einem Journalisten der 'Bunten' habe ich möglicherweise eine Wortwahl verwendet, die ich rückblickend nicht für angemessen betrachten würde", schrieb er. "Dies bedaure ich sehr."
Ansonsten schrieb er zu seinem Rücktritt: "Das ist meine persönliche Entscheidung." Er habe das Amt des CSU-Generalsekretärs gerne und mit großer Freude ausgeführt. "Ich bedanke mich bei der gesamten Partei und vor allem bei unserem Parteivorsitzenden Markus Söder für die sehr gute und freundschaftliche Zusammenarbeit."
Parteifreunde überrascht von Rücktritt
Mayers Rücktritt kam am Abend für seine Parteifreunde überraschend: Sein Wahlkreisbüro war von der Anfrage von t-online dazu erstaunt – im Abgeordnetenbüro des CSU-Politikers hob man erst gar nicht ab.
Der 48-Jährige war erst Ende Februar vom bayerischen Ministerpräsident Markus Söder zum Generalsekretär ernannt worden. Mayer war auf Markus Blume gefolgt, der seitdem in Bayern Staatsminister für Wissenschaft und Kunst ist.
Die "Bild"-Zeitung hatte als erste über die Drohungen gegen den Journalisten und über Mayers Rücktritt berichtet.
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
- "Bild": "Söders CSU-General droht Reporter mit 'Vernichtung'"
- "Bunte": "CSU-Generalsekretär Stephan Mayer: Wirbel um sein uneheliches Kind"
- Anrufe in Mayers Büros
- Schreiben der Burda-Anwälte an Mayer