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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Grüne machen Druck, Reiter will Fakten Münchner Parteien uneins: Gelbe Tonne – ja oder nein?
Wie soll in Münchner Haushalten künftig der Plastikmüll entsorgt werden? Die Politik ist unentschlossen. Die bisherige Entsorgungsmethode rückt die Stadt in kein gutes Licht.
Gelbe Tonne, Gelber Sack oder doch lieber die Wertstoffinseln? Die Zukunft der Plastikmüllentsorgung in München bleibt weiterhin umstritten. Während der Verpackungsmüll in vielen anderen bayerischen Städten seit Jahren abgeholt wird, wird in der Landeshauptstadt überwiegend auf die eigenständige Containerentsorgung gesetzt.
Doch funktioniert das in der Praxis wirklich? Nein, sagen die Grünen. "In München landet viel Verpackungsmüll einfach in der Restmülltonne", heißt es dort am Dienstag in einer Pressemitteilung. Eine Studie vom Verband der Bayerischen Entsorgungsunternehmen scheint dies zu bestätigen. Demnach würden in München pro Kopf jährlich lediglich 5,7 Kilogramm an Verpackungsmüll gesammelt. Im bayernweiten Schnitt seien es 23,8 Kilogramm.
Während die Stadtratsfraktion der Grünen deshalb fordert, bereits jetzt ein sogenanntes Holsystem für Verpackungsmüll auf den Weg zu bringen, verweist die SPD auf die noch ausstehende Auswertung laufender Pilotprojekte. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) äußert Bedenken vor einem Schnellschuss.
Gelbe Tonne: Grüne machen Druck
Die Grünen – Rosa Liste argumentieren, dass die derzeitige Müllsammlung über Wertstoffinseln nicht mehr zeitgemäß sei. "Die Wertstoffinsel hat bei den Bürgern und Bürgerinnen nur eine geringe Akzeptanz und führt auch dazu, dass zu viel Verpackungsmüll in der Restmülltonne landet", erklärt Sibylle Stöhr, stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Eine zeitnahe Einführung eines Abholsystems hält sie deshalb für sinnvoll: "Aus unserem Pilotversuch wissen wir: Gelbe Tonne und Wertstofftonne funktionieren." Die Stadt München soll sich deshalb laut Stöhr jetzt "schnell auf den Weg machen" und Verhandlungen aufnehmen.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sieht den Vorschlag der Grünen kritisch: "Unser Koalitionspartner fand dieses Vorgehen ursprünglich auch gut, hat dem Beschluss zugestimmt, will aber jetzt plötzlich die Testergebnisse nicht abwarten." Statt dessen wolle man sich gleich ins neue System stürzen – ohne zu wissen, wie es genau aussehen solle, wundert er sich. Es sei essenziell, das geeignete Entsorgungsmittel sorgfältig auszuwählen, da jedes System unterschiedliche Kosten für die Münchner und die Stadt verursachen würde.
Die von Reiter angesprochenen Tests laufen noch bis Ende 2026 in fünf Stadtvierteln. Ein möglicher Umstieg auf ein Holsystem könnte ab 2027 eingeführt werden.
Streit um To-go-Verpackungen
Neben der Gelben Tonne fordern die Grünen auch eine Abgabe auf To-go-Verpackungen, um den Müll in der Stadt zu reduzieren. "To-go-Müll ist ein echtes Umweltproblem und ein Ärgernis für die Bürgerinnen. Eine Abgabe auf Einweg-Verpackungen, von der die Münchnerinnen auch finanziell etwas haben, ist da ein guter Ansatz", sagt Stadtrat Christian Smolka. Als Vorbild nennt er Tübingen, wo nach drei Jahren viermal so viele Gastronomiebetriebe Mehrweg anbieten.
Oberbürgermeister Reiter zeigt sich skeptisch: "Wir sind hier im Kontakt mit Tübingen, um genau zu erfahren, wie sich die Abgabe dort ausgewirkt hat. Bislang fehlen mir die eindeutigen Aussagen, dass sich die Müllmengen – und darum geht es ja – entscheidend verkleinert haben." Eine Abgabe für die Verbraucher erhebe er aber "nicht einfach so nach Gefühl", dafür bräuchte er harte Fakten.
- Pressemitteilung Grünen – Rosa Liste, 4. Februar 2025
- Pressemitteilung SPD / OB Reiter, 4. Februar 2025
- Pressemitteilung Verband der Bayerischen Entsorgungsunternehmen, 17. März 2023
- Recherche der Redaktion