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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bundestagswahl Diese Kandidaten treten für den Wahlkreis München Süd an
Wirtschaft, Klima, Demokratie: Die Münchner Kandidaten für die Bundestagsparteien sind vielfältig, ebenso ihre Interessen in der Politik. Wer sie sind und wofür sie stehen.
Am Sonntag, 23. Februar, wählt Deutschland einen neuen Bundestag. Jede Partei stellt dazu pro Wahlkreis einen Direktkandidaten, auch im Münchner Süden. Dazu gehören die Stadtteile Sendling, Sendling-Westpark, Hadern, Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, Untergiesing-Harlaching und Obergiesing-Fasangarten. Welche Direktkandidaten haben die besten Chancen und was unterscheidet sie? t-online hat mit Ihnen gesprochen.
Im Wahlkreis München Süd holt seit Anfang der 2000er-Jahre die CSU das Direktmandat – nicht aber bei der letzten Wahl 2021. Damals gewann mit Jamila Schäfer erstmals eine grüne Kandidatin den Wahlkreis für sich.
Die Grünen: Jamila Schäfer
Schäfer will ihr Mandat verteidigen und tritt auch in diesem Jahr wieder im Münchner Süden an. Man müsse sich Problemen ehrlich stellen, "damit es morgen wieder besser wird, als es heute ist", sagt sie im Gespräch mit t-online. Ein Pfeiler ihrer Politik sei die Arbeit gegen den Populismus. Dazu brauche es "Transparenz und Nahbarkeit". Ein zentrales Ziel der Politikerin: die Transformation in die Klimaneutralität vorantreiben.
Für München möchte sie in Berlin die Mietpreisbremse weiterentwickeln und den Anteil kommunaler Wohnungen steigern, um das Leben in der Stadt bezahlbarer zu machen. Außerdem sollen die erneuerbaren Energien ausgebaut werden. München bezeichnet sie als den "Motor Bayerns", weshalb sichere Arbeitsplätze geschaffen werden müssen, sagt die 31-Jährige.
Schäfers drei wichtigsten Themen:
- Bezahlbares Leben
- Zukunftsfähiger und klimaneutraler Wirtschaftsstandort
- Europa United ("vereintes Europa") statt America First ("Amerika zuerst")
CSU: Claudia Küng
Für die CSU-Kandidatin Claudia Küng ist die Arbeit im Bundestag bislang Neuland – auf Kommunalebene ist sie seit 14 Jahren im Bezirksausschuss aktiv. Der Schwerpunkt der Politik der 60-Jährigen sei der Gesundheits- und Pflegesektor. Die vom aktuellen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Krankenhausreform sieht sie kritisch. "Zuerst hätten wir uns mit der Notfallversorgung und dem Rettungsdienst auseinandersetzen müssen, um den Menschen Sicherheit zu geben", sagt Küng.
Für München befürchtet die Politikerin, dass die Reform spezialisierte Kliniken bedrohen könnte. "Wir brauchen ein Übergangsgesetz, damit diese wichtigen Einrichtungen erhalten bleiben." Das betrifft auch die Pflege: "In München funktioniert das noch gut, aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass pflegende Angehörige massiv überlastet sind", sagt Küng. Sie fordert eine Pflegereform, "damit die Menschen nicht ständig selbst nach Pflegeangeboten suchen müssen."
Küngs drei wichtigsten Themen:
- Verlässliche Rahmenbedingungen für die Wirtschaft
- Gesundheitswesen verbessern
- Soziales Miteinander stärken
SPD: Sebastian Roloff
Der SPD-Direktkandidat Sebastian Roloff sitzt ebenso wie seine Grünen-Konkurrentin Schäfer bereits im Bundestag. Bei der letzten Wahl im Jahr 2021 schaffte es der heute 41-Jährige über die Landesliste ins Parlament. Dieses Mal will er es wieder als Direktkandidat versuchen. Ein Thema, dass ihm dabei besonders am Herzen liege, sei der umstrittene Paragraf 218, der Abtreibungen unter bestimmten Voraussetzungen als strafbar definiert. "Es ist völlig unmöglich, dass Abtreibungen im Strafrecht geregelt werden", sagt Roloff.
In Berlin wolle er sich weiter für die Wirtschaft, gerade auch in München, einsetzen. "Wir brauchen mehr Planbarkeit, mehr private Investitionen in Deutschland und weiter mehr Fachkräfte, um den Strukturwandel erfolgreich zu bestehen", sagt Roloff. Außerdem sollten Energiepreise staatlich gedeckelt und die Bürokratie abgebaut werden.
Roloffs drei wichtigsten Themen:
- Starke Wirtschaft
- Gute Arbeitsbedingungen
- Soziale Sicherheit
Weitere Kandidaten
Auch andere Parteien stellen Direktkandidaten zur Bundestagswahl auf, die aber erfahrungsgemäß geringere Chancen haben. Hier sehen Sie alle Direktkandidaten im Überblick:
Partei | Direktkandidat |
---|---|
Die Grünen | Jamila Schäfer |
CSU | Claudia Küng |
SPD | Sebastian Roloff |
FDP | Julika Sandt |
AfD | Wolfgang Wiehle |
Volt | Massimo Ferraro |
Die Linke | Carmen Fesl |
Freie Wähler | Loraine Bender-Schwering |
So funktioniert die Wahl
Jeder Wähler hat zwei Stimmen: Die Erststimme bekommt der Direktkandidat einer bestimmten Partei. Die Zweitstimme hingegen geben Berechtigte einer Partei selbst. Diese hat im Voraus eine Liste mit sogenannten Listenkandidaten erstellt. Je mehr Zweitstimmen eine Partei bekommt, desto mehr Kandidaten dieser Liste kann sie in den Bundestag schicken.
Während die Verteilung über die Liste oft eher im Hintergrund abläuft, nutzen die Parteien ihre Direktkandidaten, um sich im entsprechenden Wahlkreis zu präsentieren und Wahlkampf zu machen.
- Gespräche mit den Kandidaten