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München: Augenzeugen trotzen Terror – "Lassen uns keine Angst einjagen"


Am Tag danach
So trotzen Münchner dem Terror


Aktualisiert am 06.09.2024Lesedauer: 3 Min.
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Zwei Polizisten patrouillieren am Freitag um das Israelische Generalkonsulat. Die Polizei hat in der Münchner Innenstadt am Vortag eine verdächtige Person niedergeschossen. (Quelle: Matthias Balk)

Die beiden Frauen haben ihn aus dem Fenster heraus beobachtet, den Attentäter von München. Angst haben sie trotzdem nicht. Ein Besuch am Tatort am Tag danach.

Etwas mehr als 24 Stunden ist es her, dass der 18-jährige Emra I. mit einer Langwaffe um sich geschossen hat. An die schlimmen Szenen von gestern erinnern am Freitag zahlreiche Absperrbänder, vereinzelte Einsatzfahrzeuge der Polizei – und drei deutlich erkennbare Einschusslöcher in Fensterscheiben des israelischen Generalkonsulats sowie des NS-Dokumentationszentrums. Glaser sind am Vormittag damit beschäftigt, die Fronten zu sichern und Scheiben auszutauschen.

Drumherum scheint das Leben weiterzugehen: Das Rauschen des Verkehrs mischt sich mit Violinen und Kontrabassklängen aus der Musikhochschule. Doch hört man sich bei den Menschen vor Ort um, haben sich die erschreckenden Szenen des Anschlagsversuchs tief in die Köpfe eingegraben. So auch bei zwei Mitarbeiterinnen des Ägyptischen Museums, die ihre Mittagspause im Freien verbringen. Eine t-online-Reporterin darf sich zu ihnen setzen.

"Eine ganze Salve wurde abgefeuert. Dann war es still"

Der Donnerstagmorgen sei in den Räumlichkeiten des Ägyptischen Museums völlig normal verlaufen, erzählen die Frauen. Plötzlich jedoch ein lauter Knall. "Wir waren zu dem Zeitpunkt im Büro des Museums, das sich unmittelbar neben dem Tatort befindet. Als der erste Schuss fiel, dachte ich zunächst, das Geräusch käme von der Baustelle nebenan", erzählt eine der beiden.

Erst als schließlich ein zweiter, ein dritter Knall folgte, hätten alle verstanden, dass es sich dabei um Schüsse handelte. Zehn Angestellte seien im Büro gewesen – jeder habe unterschiedlich reagiert: "Manche waren ganz ruhig, andere panisch und vollkommen aufgelöst. Die, die klar denken konnten, haben sofort alle Fenster zugemacht und die Jalousien runtergelassen." Schließlich seien die Sirenen losgegangen. Dann: Noch mehr Schüsse, diesmal von Maschinengewehren. "Eine ganze Salve wurde abgefeuert. Dann war es plötzlich ganz still".

Wenige Minuten später habe die Polizei das ganze Gebiet mit Spezialkräften durchkämmt. Das Ägyptische Museum sei bis in die Mittagsstunden abgeriegelt worden; schließlich hätten die Beamten Entwarnung gegeben. Aber: "Ganz normal weiterarbeiten ging nicht mehr. Sobald die Umgebung freigegeben wurde, sind wir nach Hause gefahren", so die Mitarbeiterinnen. Man habe zu Hause noch viele Gespräche geführt: "Erst da habe ich realisiert, was da eigentlich gerade passiert ist", sagt eine der Frauen und schüttelt dabei den Kopf.

Münchner trotzen Gewalt und Terror

Und trotzdem: Beide Frauen erscheinen am Freitag wieder zur Arbeit. "Man darf sich von den Ereignissen des gestrigen Tages nicht einschüchtern lassen. Ich war damals, 2016, schon in unmittelbarer Nähe des OEZ-Attentats – auch das war schlimm. Aber auch da habe ich weitergemacht", erzählt eine der Mitarbeiterinnen.

Nicht einschüchtern lassen wollen sich auch andere Augenzeugen, die während des versuchten Attentats in der unmittelbaren Umgebung waren. So auch eine Studentin der Technischen Universität: "Ich lasse mir davon keine Angst einjagen", sagt sie t-online. Und weiter: "Die Polizei hatte die Situation gestern zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle. Und darauf vertraue ich auch in Zukunft."

Hört man sich rund um den Karolinenplatz bei Münchner Passanten um, ist der Tenor der gleiche: "Wir machen genauso weiter wie zuvor." Eine ältere Frau: "Natürlich war das schlimm, was hier gestern passiert ist – aber ich lasse mir das nicht nehmen, am Leben teilzuhaben und es zu genießen. Dafür ist unsere Zeit doch viel zu kurz."

Es bleibt der Eindruck, dass das versuchte Attentat München erschüttert hat – aber es hat die Stadt und ihre Bewohner nicht kleingekriegt. Im Gegenteil: Sie sind zusammengerückt.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
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