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Geheimdokumente in München: Warum Hitler nie eine Atombombe baute


Geheimdokumente im Deutschen Museum
Warum die Nazis nie eine Atombombe bauen konnten


15.07.2025 - 18:09 UhrLesedauer: 2 Min.
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Eine in den USA gebaute Atombombe (Archivbild): In Nazi-Deutschland kam es trotz jahrelanger Forschung nie zur Realiserung einer Atomwaffe. (Quelle: imago stock&people)
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Im Archiv des Deutschen Museums lagern NS-Dokumente zum deutschen Atomprogramm. Jetzt ordnet ein Historiker sie neu ein – und räumt mit Mythen auf.

Es ist Dienstagvormittag im Archiv des Deutschen Museums: Zwischen grauen, durchnummerierten Aktenschränken aus Metall und Neonlichtröhren stellt US-Historiker Mark Walker der Presse seine Forschungsergebnisse zu Hitlers Atomplänen vor. Denn: Auch in Nazideutschland wurde zur Kernspaltung geforscht. Die Originalquellen dazu liegen heute in dem Münchner Museum.

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Seit Jahrzehnten streitet sich die Wissenschaft über die Hintergründe der NS-Pläne: Warum wurde nie eine Bombe gebaut? Wie konnten die Amerikaner so viel schneller forschen? Oder wäre man in Deutschland gar fähig gewesen, eine Bombe zu bauen, und wollte sie nur nicht in Hitlers unberechenbare Hände geben? Um diese Fragen beantworten zu können, hat Mark Walker in den vergangenen Jahren akribisch tausende Quellen analysiert und diese in seinem Buch "Hitlers Atombombe" ausgewertet.

Der Pressesprecher des Museums, Gerrit Faust, stellt fest: "Ich denke, es gibt auf der ganzen Welt keinen Menschen, der sich mit diesem Thema besser auskennt als Walker." Der US-Amerikaner hat seine Forschungen zum NS-Atomprogramm bereits im Jahr 1985 begonnen.

Rund 11.600 Seiten umfasst das Archivmaterial, das Walker als Grundlage diente – allesamt Dokumente des NS-Atomprogramms. Einige davon tragen die Aufschriften "Geheim" oder "Streng geheim", auch den Museumsbesuchern bleiben sie verwehrt. Denn: Das Papier ist zu empfindlich, Licht verträgt es nicht.

Die Bombe, die nie gebaut wurde

"Bis Ende des Jahres 1941 waren die Deutschen und die Amerikaner bei den Forschungen zum Bau der Atombombe gleichauf", berichtet Walker. Als die Kernspaltung 1938 vom deutschen Chemiker Otto Hahn entdeckt wurde, hatte noch die "Freiheit der Wissenschaft" geherrscht. Sprich: Die Ergebnisse waren in Fachzeitschriften veröffentlicht worden, die der ganzen Welt zur Verfügung standen.

Während die Amerikaner über alle Kriegsjahre hinweg ungestört forschen und testen konnten, hatten die Deutschen zunehmend mit den Vergeltungsschlägen der Alliierten zu kämpfen. "Die Bomben zerstörten in Deutschland Eisenbahnschienen und Forschungseinrichtungen. Der Strom fiel aus, außerdem wurden Wissenschaftler an die Front beordert", führt der US-Amerikaner aus. Die Forschung kam zwar nicht vollends zum Erliegen, wurde aber aufseiten der Nationalsozialisten doch erheblich erschwert.

Als die Amerikaner dann im Jahr 1945 die erste Atombombe auf Hiroshima abwarfen, habe aufseiten der Deutschen Fassungslosigkeit geherrscht. "Werner Heisenberg, der als Leiter der Atomforschungen fungierte, wollte es einfach nicht glauben. Otto Hahn hingegen sei laut Augenzeugen regelrecht zusammengebrochen", schildert Mark Walker.

Die Suche nach Antworten

Doch ob die Kriegsschäden tatsächlich der einzige Grund waren, weshalb die Nazis keine Atombombe bauen konnten, ist umstritten. Welche anderen Aspekte dabei ebenfalls berücksichtigt werden sollten und wie sich die verantwortlichen Atombombenforscher nach dem Krieg zu ihren Taten positionierten, beschreibt Walker auf 476 Seiten in seinem Buch "Hitlers Atombombe" (Reihe: Deutsches Museum. Abhandlungen und Berichte. Preis: 39 Euro).

Der Historiker nutzte für seine Forschung neben den Archivmaterialien des Deutschen Museums auch Verhörprotokolle der britischen Operation "Farm Hall", russische Fundstücke aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut sowie private Briefe von Werner Heisenberg. Entstanden ist daraus ein akribischer Blick auf das Atomprojekt der Nationalsozialisten – und auf die Mythen und Legenden, die sich bis heute darum ranken.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung des Deutschen Museums, 15. Juli 2025
  • Reporterin vor Ort
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