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München

Anschlag in München: Polizeigewerkschaft spricht von "neuer Größenordnung"


Beamte unter Druck
"Kein Polizist wünscht sich einen solchen Einsatz"


06.09.2024Lesedauer: 2 Min.
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Schwer bewaffnete Polizisten im Bereich des israelischen Generalkonsulats am Donnerstagmorgen: Beamte konnten den mutmaßlichen Terroristen stoppen. (Quelle: Peter Kneffel/dpa)

Schnell handelnde Polizisten verhindern, dass der Anschlag vor dem NS-Dokumentationszentrum in einer Katastrophe endet. Wie bereiten sie sich auf solche Einsätze vor?

Fünf Polizisten waren am Donnerstagvormittag an der Schießerei mit dem mutmaßlichen Terroristen vor dem NS-Dokumentationszentrum in München beteiligt. Nachdem der Täter auf die Beamten geschossen hatte, feuerten diese zurück und trafen den 18-jährigen Österreicher. Dieser verstarb noch am Unfallort.

Grimm: "Wir bewegen uns in einer neuen Größenordnung"

Nun äußerte sich Thorsten Grimm, stellvertretende Vorsitzende der bayerischen Polizeigewerkschaft, zu dem Einsatz. "Für Polizeibeamte kommen solche Einsätze glücklicherweise selten vor. Trotzdem bewegen wir uns in einer neuen Größenordnung", sagte er im Gespräch mit t-online. Grimm verweist auf die sich häufenden Schusswaffeneinsätze der vergangenen Woche: Recklinghausen, Moehrs, Bonn. "Kein Polizist wünscht sich einen solchen Einsatz."

Polizisten würden besonders für sogenannte Amoklagen geschult, etwa zur Frage, wie sie sich sicher an Hausfassaden entlang bewegen können. Bei Einsätzen, wie dem Anschlag vom Donnerstag in München, werde Polizisten zudem gelehrt, "priorisiert mit der Absicht reinzugehen, den Täter zu neutralisieren". Das bedeutet: Die Beamten müssen so schnell wie möglich versuchen, die Gefahr zu stoppen, die vom Täter ausgeht.

"Schuss in die Kniescheibe funktioniert oft nur in der Theorie"

Wann genau sie dabei auf den oder die Täter schießen dürfen, sei schwer zu beantworten, erklärte Grimm. Polizisten müssten dabei sich an das Polizeiaufgabengesetz sowie an ihre Nothilfe- und Notwehrrechte halten. "Es kommt aber immer auf die äußeren Faktoren an." Dazu zähle etwa der Abstand zwischen Polizisten und Tätern sowie der Ablauf der Tat. "Am Ende entscheidet aber jeder Kollege für sich selbst, ob und wann er schießt."

Oft können Polizisten laut Grimm zudem überhaupt nicht entscheiden, wohin genau sie ihren Schuss abfeuern, weil die Gefahrenlagen zu unübersichtlich seien. Der berühmte Schuss in die Kniescheibe funktioniere oft nur in der Theorie. "Außerdem hält so ein Schuss den Täter nicht gezwungenermaßen davon ab, weiterzuschießen", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Polizeigewerkschaft.

Anpruch auf psychologische Betreuung

Beamte, die an Amok-Einsätzen beteiligt waren, bekämen anschließend eine sogenannte psychosoziale Notfallversorgung. "Der Faktor Mensch darf nicht außer Acht gelassen werden", betonte Grimm. Oft werde schließlich geschossen, Menschen könnten sterben. Das lasse auch Polizisten nicht kalt – ebenso, wie wenn sie selbst zur Waffe greifen müssten.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit dem Thorsten Grimm, Vize-Vorsitzender der bayerischen Polizeigewerkschaft
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