Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Archäologische Staatssammlung Münchner Museums-Highlight lockt mit freiem Eintritt
Nach acht Jahren Sanierung öffnet wieder die Archäologische Staatssammlung in München. Auf die Besucher warten eine Woche lang freier Eintritt – und eine spektakuläre Dachterrasse.
Nicht nur politische Gegner werfen Markus Söder (CSU) vor, bisweilen etwas arg großkopfert daherzukommen. Und genau das wird – im Wortsinn – dem Ministerpräsidenten an diesem Vormittag zum Verhängnis. Denn womöglich inspiriert von seinem Chef, der ja wie kein anderer Politiker auf die Macht der Bilder setzt, hat Kunstminister Markus Blume (CSU) zur Wiedereröffnung der Archäologischen Staatssammlung in München zwei Indiana-Jones-Hüte mitgebracht, damit er und Söder dem berühmten Film-Archäologen nacheifern können.
Allein für das Haupt des Ministerpräsidenten erweist sich die Kopfbedeckung als zu klein. Und so entscheidet Söder kurzerhand, dass die Beteiligten das Eröffnungsband ohne Hut auf dem Kopf durchschneiden. Denn, wie der Ministerpräsident zuvor halblaut und nicht ganz grundlos den Fotografen zugeraunt hat: "Irgendwie sieht’s mit den Hüten doch dämlich aus, oder?" Der Hut-Disput bleibt freilich die einzige Unstimmigkeit unter den Ehrengästen, die ansonsten das generalsanierte Gebäude des zentralen Landesmuseums für Vor- und Frühgeschichte unisono in den höchsten Tönen loben.
Ein "neuer kultureller Knotenpunkt im Herzen von München"
Es sei ein "neuer kultureller Knotenpunkt im Herzen von München" entstanden, freut sich Sammlungsdirektor Rupert Gebhard. Derweil spricht Markus Blume von einem "Ort der Superlative", der weit über die Stadt hinaus strahle. Und Markus Söder betont, dass die Sanierung nicht nur ein Umbau gewesen sei, "sondern wie bei einem Start-up wurde alles neu gemacht".
Wobei der Ministerpräsident anmerkt, dass dies "nicht in aller Schnelle" geschehen sei. Vielmehr hat die 66 Millionen Euro teure Sanierung acht Jahre gedauert, in denen das 1976 erbaute Museumsgebäude am Rande des Englischen Gartens geschlossen war. Diese Zeit habe man jedoch genutzt, um eine komplett neue Ausstellung zu entwickeln, sagt Rupert Gebhard.
Besucher sollen zu Zeitreisenden werden
Herausgekommen seien zwei voneinander unabhängige Rundgänge, auf denen die Besucher zu Zeitreisenden werden sollen, "die unbekannte Abschnitte der Menschheitsgeschichte ausgraben". Die erste Tour namens "Abenteuer Archäologie" erklärt dabei die Arbeitsweisen und Herausforderungen dieses Berufs. Zu sehen ist beispielsweise ein fast 800 Jahre alter Brunnenschacht, der unlängst bei Bauarbeiten zur Zweiten Stammstrecke entdeckt wurde. Wie die Archäologen das Alter der drei Meter hohen Holzkonstruktion bestimmt haben, erfährt man hier ebenso wie die Tatsache, dass der Brunnen zu späteren Zeiten als Latrine diente.
Der zweite Rundgang führt auf die Spuren des umfangreichen Museumsbestands, der mit 20 Millionen Objekten die größte bayrische Sammlung überhaupt ist. Circa 15.000 von ihnen sind nun in der Dauerausstellung zu sehen. Wobei einige davon mit einer recht jungen Kunstform kombiniert werden – nämlich mit Comics des Münchner Zeichners Frank Schmolke, der etwa alte Begräbnisriten in große Bildgeschichten übertragen hat. "In der Ausstellung steht nicht nur Sammlungsstück neben Sammlungsstück, sondern man kann eine Entdeckungsreise zu den Spuren unserer Vergangenheit unternehmen", sagt Kunstminister Blume.
Berühmte Moorleiche "Rosalinde" von Peiting zu sehen
Ermöglicht werden soll dies auch durch zahlreiche Medienstationen, Hörspiele sowie Licht- und Klanginstallationen. So können die Besucher nicht nur die berühmte Moorleiche von Peiting aus dem 14. Jahrhundert hinter Glas bestaunen. Sondern auf einem Bildschirm wartet auch ein Quiz zu "Rosalinde", wie die 1957 gefundene Frau getauft wurde.
Zudem vermitteln je ein Streifen Ziegen- und Rindsleder, wie sich die erstaunlich gut erhaltenen Stiefel der Moorleiche anfühlen. Neben der Dauerausstellung will das Museum ab Herbst auch Sonderausstellungen zeigen – und zwar in einem 600 Quadratmeter großen Saal, der im Zuge der Generalsanierung unterirdisch angelegt wurde. Gerade an sonnigen Tagen dürfte es viele Besucher jedoch eher nach oben ziehen – auf die Dachterrasse des Museumscafés mit Blick über den Englischen Garten.
Diese sei auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich, betont Markus Blume. "Das ist eine wichtige Botschaft für alle Aperol-Freunde in München." Zur Wiedereröffnung hat der Minister dann noch ein "Geschenk" mitgebracht, wie er es nennt. So ist der Eintritt zum Museum, das an diesem Freitag seine Türen öffnet, eine Woche lang frei. Und dieses Präsent dürfte bei den Münchnern deutlich besser ankommen als der Indiana-Jones-Hut bei Markus Söder.
- Besuch des Festakts zur Wiedereröffnung
- Rundgang durch die Dauerausstellung