münchen.t-online - Nachrichten für München
Such Icon
münchen.t-online - Nachrichten für München
Such IconE-Mail IconMenü Icon


München

München | Verrückter Eismacher: "Esse am Tag bis zu 15 Kugeln Eis"


Münchens wohl buntester Gastronom
Verrückter Eismacher: "Esse am Tag bis zu 15 Kugeln Eis"

InterviewVon Carla Gospodarek

23.04.2025 - 15:29 UhrLesedauer: 4 Min.
Für das Foto durfte der Zylinder nicht fehlen: Der 38-jährige Matthias Münz besitzt über 20 Hüte, die er am liebsten während der Arbeit trägt.Vergrößern des Bildes
Für das Foto durfte der Zylinder nicht fehlen: Der 38-jährige Matthias Münz besitzt über 20 Hüte, die er am liebsten während der Arbeit trägt. (Quelle: Carla Gospodarek)
News folgen

Der Verrückte Eismacher, Matthias Münz, hat sich mit ausgefallenen Eiskreationen einen Namen gemacht. Die Anfänge seiner Karriere waren jedoch holprig und voller Zweifel.

Matthias Münz sitzt in seiner Eisdiele in der Münchner Maxvorstadt – ganz ohne Zylinder, ohne pinken Anzug, dafür im schwarzen T-Shirt mit kleinen Glitzerelementen. Der Verrückte Eismacher ist fast ein bisschen inkognito. Doch wer sich in den Räumlichkeiten umsieht, weiß sofort, wo er ist: Zwischen bunten Tapeten, Grinsekatzen, Pilztischen und einem Schachbrettboden warten rund zwanzig ausgefallene Eissorten darauf, verspeist zu werden. Der Verrückte Eismacher – hier ist er zu Hause.

Im Gespräch mit t-online erzählt Münz von den harten Anfängen, missglückten Sorten – und warum es bei ihm keinen Unterschied gibt zwischen dem, der er ist, und der Figur, die alle kennen.

t-online: Herr Münz, wer sind Sie eigentlich ohne den Zylinder?

Matthias Münz: Gute Frage. Ich glaube, ich bin einfach ich. Es gibt keinen Unterschied zwischen Matthias und dem Verrückten Eismacher. Den Namen der Figur hat sich übrigens meine Ex-Freundin ausgedacht – ich war schon immer bunt und lebensfroh, auch in der Schule war ich früher der Klassenclown. Als junger Erwachsener habe ich mal ein Praktikum bei Siemens gemacht und fand es lustig, mir in der Pause einen Zylinder aufzusetzen. Man hat mich direkt darauf hingewiesen, dass das nicht businesslike sei. Da hab’ ich gemerkt: Das bin ich halt einfach nicht.

Erinnern Sie sich noch an die allererste Eigenkreation, die Sie verkauft haben?

Klar, das war mein Augustiner-Eis. Als ich meine erste eigene Eissorte geschaffen habe, dachte ich mir: "Was passt besser zu München als Bier?" Und schon war das Bier-Eis geboren. Ich wollte schon am Anfang etwas machen, das auffällt – und das hat auf jeden Fall geklappt.

Wie kamen Sie denn überhaupt zu der Idee, Eis herzustellen?

Tatsächlich habe ich Eis schon geliebt, als ich ein Kind war. Sieben Kugeln habe ich mir immer bestellt, so gut hat es mir geschmeckt. Nachdem ich mit der Schule fertig war, habe ich zunächst ein Tourismus-Studium angefangen – meine Bachelorarbeit habe ich damals über eine Eisdiele geschrieben. Meine Leidenschaft ließ mich einfach nicht los. Seit Studienbeginn war ich mit einer Italienerin zusammen und habe schließlich bei italienischen Gelatieri gelernt. Mit 25 Jahren habe ich dann hier in München meinen ersten eigenen Laden aufgemacht.

Allein?

Ja, ganz allein. Das war irre hart. Ich habe 20 Stunden am Tag gearbeitet, hatte lediglich drei Minijobber an meiner Seite. Ich habe die Sorten kreiert, das Eis hergestellt, Kugeln verkauft, aufgeräumt. Regelmäßig kamen meine Eltern aus Regensburg vorbei. Dort bin ich aufgewachsen. Aus Mitleid hat meine Mama dann immer den Laden geputzt. Das hat sie so passioniert gemacht, dass sie den Leuten gesagt hat, sie müssten jetzt warten, wenn sie noch nicht fertig war mit dem Saubermachen. Das war natürlich nicht so verkaufsfördernd, aber wirklich rührend von ihr.

Heute, 13 Jahre später, haben Sie drei Läden, zwei Eiswagen und 50 Mitarbeiter. Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet?

Nein, auf gar keinen Fall. Ich hätte niemals gedacht, dass sich meine Idee so entwickeln würde. Letztlich war ich nur ein Junge, der Eis geliebt hat und groß geträumt hat. Heute bin ich sehr dankbar und stolz darauf, dass alles so gut funktioniert hat. Trotzdem: Manchmal denke ich, es wäre auch schön, sich wieder zu verkleinern. Nur noch die Filiale hier in der Amalienstraße zu haben. Ich mag’s familiär. Franchise? Nein, danke. Aber erst einmal bleibt alles so, wie es ist.

Wie viele Eissorten haben Sie inzwischen entwickelt?

Puh, über Tausend – und es kommen immer neue dazu. Ich wechsle das Sortiment alle paar Tage, nur Klassiker oder Kunden-Lieblinge wiederholen sich. Nach der Zubereitung müssen manche Sorten länger ziehen, zum Beispiel Schoko-Eis. Eigentlich schmeckt Eis aber am besten ganz frisch aus der Eismaschine. Ich bereite die Sorten mit möglichst wenig Zusatzstoffen zu, mein Fruchteis ist immer vegan. Sämtliche Kreationen denke ich mir entweder selbst aus oder ich lasse mich von Kundenideen inspirieren – ich liebe es einfach, immer verrücktere Sachen auszuprobieren.

Champagner-Eis, Kaviar-Eis, Conchita-Wurst-Eis. Hatten Sie mal eine Idee, die komplett in die Hose gegangen ist?

Definitiv mein Sauerkraut-Eis. Das war beinahe das einzige Mal, dass ich eine Sorte nicht vollständig verkaufen konnte. Aber die Kreation war auch einfach schlimm, das muss ich im Nachhinein zugeben. Die Leute hatten nach dem Verzehr noch diese sauer-faserigen Sauerkraut-Stückchen im Mund hängen. Das war ein totaler Flop.

Was ist Ihr persönliches Lieblingseis?

Alles mit Nuss mag ich sehr gerne. Das "Halleluja-Eis" zum Beispiel, eine meiner neuesten Sorten, schmeckt mir selbst super gut. "Halleluja-Eis" ist übrigens zu Europas Eissorte des Jahres 2025 gekürt worden – Hauptzutaten sind unter anderem Haselnuss und Nougat. Neben Nusssorten esse ich auch Fruchteis sehr gerne.

Sie sind der Verrückte Eismacher. Trotzdem: Brauchen Sie nicht auch ab und zu mal Ruhe?

Natürlich. Vergangenen Herbst hab ich gemerkt, dass mir alles zu viel wurde. Das Personal war nicht so zuverlässig, der Laden war über Nacht nicht abgesperrt – das hat mich geärgert und da habe ich gemerkt, dass ich auch mal etwas Ruhe brauche. Sogar ich habe manchmal keinen Bock auf den ganzen Trubel. Reisen hilft mir dann total. Neue Orte sehen, herunterkommen. Und dann hab’ ich auch ganz schnell wieder meine Motivation zurück.

Eiscreme – was macht die Süßigkeit in Ihren Augen zu etwas Besonderem?

Eis ist für mich nicht irgendeine Süßigkeit. Eis ist für mich vor allem Kindheitserinnerung, Geborgenheit. Eine leckere Kugel Eis schenkt zumindest für einen Augenblick Freude, egal, was im Leben gerade passiert. Meine Überzeugung war schon immer: Jeder, der in meinen Laden spaziert, ist beim Rausgehen mitsamt Eistüte ein kleines bisschen glücklicher.

Loading...
Loading...

Nach all den Jahren – essen Sie selbst überhaupt noch gerne Eis?

Na, aber sicherlich. Ich liebe Eis! Ich esse immer noch bis zu 15 Kugeln am Tag. Es ist und bleibt meine größte Leidenschaft. Auch mit 38 Jahren noch.

Herr Münz, vielen Dank für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom