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München

Streit am Eisbach in München: Das stört die Anwohner an den Surfern


Keine Einigung in Sicht
Streit am Eisbach: Das stört die Anwohner an den Surfern


17.02.2025Lesedauer: 4 Min.
imago images 0299325210Vergrößern des Bildes
Eisbachwelle neben dem Haus der Kunst (Archivbild): Treffpunkt für alle Surfer in München, im Sommer wie im Winter. (Quelle: IMAGO/Frank Gaeth/imago)
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An der kleinen Eisbachwelle ist der Streit zwischen Surfern und Anwohnern eskaliert. Letztere klagen über Lärm und Müll. Die Stadt bemüht sich um eine Lösung.

Es ist ein ungemütlicher Februartag mit Schneeregen und eisigem Wind, der über die Eisbachwelle am Rande des Englischen Gartens pfeift. Das Wetter passt zur frostigen Stimmung zwischen Anwohnern und Surfern. Es passt aber überhaupt nicht zur sonnigen Laune von Daniel. Der 28-Jährige, der seinen vollen Namen nicht veröffentlicht sehen möchte, trägt im Gesicht ein Lächeln und unter dem Arm ein Surfbrett. Gerade ist er auf jener stehenden Welle geritten, die als weltweit größte und beste ihrer Art gilt – und als Sehenswürdigkeit in keinem München-Reiseführer fehlt.

Sogar an diesem Tag trotzen einige Touristen dem widrigen Wetter und machen Fotos von Daniel, der im Homeoffice arbeite und in seiner Mittagspause hierher zum Surfen gekommen sei, wie er erzählt. Neben ihm sind nur eine Handvoll weiterer Brettsportler zugegen, doch insgesamt habe der Andrang an der Eisbachwelle zugenommen, versichert er.

Eigentümergemeinschaft: "Lärmen, klopfen und schreien"

Ein Grund dafür dürfte der Zwist zwischen Surfern und Anwohnenden sein, der erst vor Kurzem circa 700 Meter weiter nördlich an der Dianabadschwelle eskaliert ist. So hat an der dortigen "kleinen Eisbachwelle" eine Eigentümergemeinschaft auf ihrem Grundstück, das an den Englischen Garten angrenzt, einen Zaun versetzt, um den Brettsportlern den Weg aufs Wasser zu versperren.

Anlass hierfür waren "massiv angestiegene Belästigungen durch Lärm, Unrat, nächtliche Ausleuchtung und vor allem wiederholte Beschädigung an der Grundstückseinfriedung", teilen die Anwohnenden über ihre Hausverwaltung mit.

Ihnen zufolge "lärmen, rufen, klopfen und schreien" Surfer und deren Zuschauer von früh morgens bis spät in die Nacht – "und das an fast 365 Tagen im Jahr". Um das zu unterbinden, habe die Eigentümergemeinschaft mehrheitlich beschlossen, den Zaun zu versetzen. "Es ist der einzige Weg, die genannten Belästigungen und Beschädigungen zu unterbinden", so die Anwohner.

Ihre Zaunversetzung hat einen Aufschrei in der Surf-Community ausgelöst. Schließlich könnten die Brettsportler jetzt nicht mehr von der Ufermauer anlaufen und ins Wasser springen, bedauert die Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM). Zwar würden Geübte durch Anpaddeln oder Entlanghangeln am Zaun weiterhin auf die Welle gelangen. Für die meisten jedoch sei das Surfen der sogenannten E2-Welle "deutlich erschwert und auch gefährlicher geworden", warnt die IGSM.

Sie weist auch darauf hin, dass die Brettsportler "nicht unwesentlich zur Sicherheit" am Eisbach beitragen. Denn: "Im Sommer werden regelmäßig Schwimmer von Surfern gerettet." Doch nicht nur die geschätzten 3.000 bis 4.000 Surferinnen und Surfer in München hat die Zaunversetzung alarmiert, sondern auch die Stadtpolitik. Schließlich ist man im Rathaus durchaus stolz auf den Ruf als Surf-Metropole.

Stadt hat kaum Handhabe

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nannte es bei Instagram "sehr schade", dass an der E2-Welle nicht mehr gesurft werden kann, und versprach, sich des Themas anzunehmen. Wobei Reiter nur zu gut weiß, dass die Stadt hier kaum eine Handhabe hat. Denn der Englische Garten gehört dem Freistaat, dessen Bayerische Schlösserverwaltung am Westufer der E2-Welle schon vor Jahren einen Metallzaun aufgestellt hat. Dieser soll das Surfen offiziell verhindern, obwohl die Stadt es duldet – genauso wie das ebenso verbotene Schwimmen.

Bisher gelangten die Brettsportler vom anderen Ufer und über ein privates Grundstück auf die E2-Welle. Doch das hat die Eigentümergemeinschaft nun massiv erschwert, wobei der Zaun weiterhin auf ihrem Gelände stehe, wie eine Sprecherin der Schlösserverwaltung mitteilt. "Ein Grenzüberbau auf staatlichen Grund ist somit nicht erfolgt."


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Von Müllbergen auf Privatgrund und nächtlichen Surfpartys kann keine Rede sein.


Franz fasel, verein Interessengemeinschaft Surfen in münchen


Insofern hat sich die Hoffnung der IGSM zerschlagen, dass die Zaunversetzung illegal gewesen sein könnte. Und so konstatiert ihr Vorsitzender Franz Fasel enttäuscht: "Ich befürchte, dass es jetzt keine schnelle Lösung geben wird." Mit Blick auf die Klagen der Anwohnenden räumt er ein, dass an der E2-Welle auch nachts und bisweilen unter Scheinwerferlicht gesurft werde. Von Müllbergen auf Privatgrund und "nächtlichen Surfpartys", wie es in der Mitteilung der Eigentümergemeinschaft heißt, könne jedoch keine Rede sein, sagt Franz Fasel.

"Ich glaube, da werden verschiedene Dinge miteinander vermischt, was die allgemeine Nutzung des Englischen Gartens und die Surf-Community angeht." Der IGSM-Chef hofft nun, dass die vom Rathaus anvisierten Gespräche mit den Anwohnern und der Schlösserverwaltung zu einer Lösung führen.

Vorschlag für künstliche Surfwelle im Olympiapark

Unabhängig vom Streit an der Dianabadschwelle plant das Rathaus schon seit Längerem eine weitere Surfmöglichkeit in der Stadt. Sie soll in Form einer dritten Eisbachwelle im neuen Quartier im Tucherpark entstehen, dessen Fertigstellung jedoch erst für 2029 erwartet wird. Unterdessen hat die SPD/Volt-Fraktion im Stadtrat eine weitere Option ins Spiel gebracht – nämlich eine künstliche Surfwelle auf dem Olympiasee.

So läuft die Petition

Inzwischen gibt es online auch eine Petition, welche die sofortige Entfernung des Zauns an der E2-Welle fordert. Rund 3.500 Menschen haben bislang die Petition unterzeichnet (Stand: 17.2.2025). Das Ziel sind laut IG Surfen 4.000 Unterstützer.

Ausgerechnet der Koalitionspartner im Rathaus, die Fraktion von Grünen und Rosa Liste, hält davon aber nur wenig. "Eine künstliche Anlage müsste mit viel Aufwand und Energie am Laufen gehalten werden", sagt Stadtrat Florian Schönemann (Grüne). "Dafür müsste ein Betreiber gefunden werden, der sicherlich hohe Eintrittsgelder verlangen müsste, um alles zu finanzieren."

Vorerst aber wird es – solange der Zaun an der E2-Welle stehen bleibt – nur noch einen einzigen Surfspot in München geben. Und zwar die weithin bekannte Welle am Haus der Kunst, wo sich Daniel nach seiner Mittagspause inzwischen auf den Heimweg macht und sein Brett ans Fahrrad klemmt. Was er vom Streit an der Dianabadschwelle hält? "Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht", sagt der 28-Jährige und zuckt mit den Schultern. "Wir wollen doch nur surfen."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Igsm.info: Mitteilung des Vereins Interessengemeinschaft Surfen vom 30.1.2025
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