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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Geht auf ihr Konto" Viktualienmarkt-Aufstand: CSU beschuldigt Stadtregierung
Die scharfe Kritik der Viktualienmarkt-Händler wegen mutmaßlicher Versäumnisse der Stadt sorgt in München für Aufsehen. Die CSU erhöht den Druck auf die rot-grüne Stadtspitze.
Es rumort gewaltig im Herzen Münchens. Die Händler vom Viktualienmarkt haben ihrem Unmut Luft verschafft. Sie prangern Versäumnisse der Stadt an. Zum Beispiel die seit Jahren verschleppte Sanierung des Wahrzeichens, das auf Bayerns König Max I. Joseph 1807 zurückgeht.
Viktualienmarkt München: Unverständnis unter den Händlern
Damit nicht genug: Sie bemängeln ein angeblich fehlendes Konzept für die Zukunft. Und, dass nicht mehr Stände alkoholische Getränke ausschenken dürfen, obwohl so mancher Kunde danach fragt. In einem offenen Brief haben die Marktleute ihr Unverständnis zuletzt publik gemacht.
Seither rumort es nicht nur auf dem Markt, sondern auch im Rathaus. Die CSU macht das regierende Bündnis aus SPD und Grünen verantwortlich. "Die andauernde Hängepartie geht wesentlich auf das Konto der grün-roten Regierung. Die für die Sanierung notwendigen Gelder wurden im Haushalt nicht freigegeben, obwohl wir dies explizit beantragt hatten", sagt Andreas Babor, kommunalpolitischer Sprecher der CSU/FW-Fraktion, auf Anfrage von t-online.
München: Kritik der Viktualienmarkt-Händler
Die grün-rote Stadtregierung müsse sich "endlich klar zum Viktualienmarkt bekennen und die notwendigen Mittel freigeben", sagt Babor: "Aus unserer Sicht sollte so viel wie möglich, so bald wie möglich saniert werden." CSU und Freie Wähler fordern eine zeitnahe Lösung, so Babor: "Für viele Standlbetreiber geht es um ihre Existenz."
Standlbesitzer Marco Stohr, Vorstand der Interessengemeinschaft Viktualienmarkt (IGV), hatte im Interview mit t-online gesagt: "Der Viktualienmarkt ist kein Selbstläufer nur aufgrund seiner Lage. Wir dürfen uns nicht auf einem Image ausruhen, sondern müssen mit der Zeit gehen." Manche Verkaufsstände seien in einem schlechten Zustand, schilderte Stohr: "Wir brauchen mehr Lagerräume und Kundentoiletten. Es geht nichts voran. Versuchen Sie mal, während Ihres Einkaufs auf dem Viktualienmarkt auf Toilette zu gehen. Es gibt kaum Toiletten."
Sanierung des Viktualienmarktes: Einsparungen der Stadt München
Die Stadt hat auf die Kritik reagiert. Zur Einordnung: Die Märkte München verwalten die Lebensmittelmärkte als eigenständiges städtisches Unternehmen und sind dem Kommunalreferat zugeordnet. "Es sind im Wirtschaftsplan der Märkte München Mittel für die Sanierung der drei festen Lebensmittelmärkte für 2025 vorgesehen, um unter anderem am Viktualienmarkt die Vorplanung abzuschließen", teilte das Referat auf Anfrage mit.
Diese Mittel seien "allerdings nach dem gesamtstädtischen Einspargebot der Kämmerei und des Münchner Stadtrats deutlich geringer als noch im Sommer als Bedarf angemeldet" wurde, hieß es aus dem Referat. Es gehe deshalb darum, "die notwendigen finanziellen Mittel zu reduzieren. Dieser Vorgang ist noch nicht abgeschlossen", sagte eine Referatssprecherin t-online. In einem Punkt deutete das Referat ein Entgegenkommen an – dem Ausschank von Alkohol an mehr Ständen.
Alkohol an Viktualienmarkt-Ständen? Referat ist gesprächsbereit
Vom Kommunalreferat heißt es dazu: "Sollte die Mehrheit der Händlerinnen und Händler eine Ausweitung des Gastro- und Imbissangebots wünschen, sind die Märkte München bereit, diese richtungsweisende Debatte zusammen mit der Politik zu führen." Die CSU würde sich "einer Anpassung der Regelungen nicht verschließen", erklärte Babor. Die Debatte über den Viktualienmarkt läuft.
- Anfrage an das Kommunalreferat der Landeshauptstadt München
- Anfrage an die CSU/FW-Fraktion im Stadtrat
- Interview mit Marco Stohr, Vorstand Interessengemeinschaft Viktualienmarkt