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München

Viktualienmarkt München: Händler fordern Sanierung und Mitsprache


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Unruhe auf dem Viktualienmarkt
Markthändler schimpfen: "Es geht nichts voran"

InterviewVon Patrick Mayer

04.11.2024Lesedauer: 3 Min.
Ein Gemüsestand auf dem Viktualienmarkt (Archivbild): Die Bausubstanz der vorhandenen Stände wird geprüft.Vergrößern des Bildes
Ein Gemüsestand auf dem Viktualienmarkt (Archivbild). (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Die Viktualienmarkt-Händler sorgen sich um die Zukunft des Markts. Sie fordern mehr Mitsprache und endlich eine große Sanierung.

In einem offenen Brief an den Münchner Stadtrat schlagen die Händler des Münchner Viktualienmarkts Alarm. Dabei geht es nicht nur um die ihrer Meinung nach seit Jahren verschleppte Sanierung des Lebensmittelmarkts. Sie fordern auch eine Öffnung des Markts für neue Ideen, etwa den Ausschank von Alkohol. Im Interview mit t-online erläutert der Vorstand der Interessengemeinschaft Viktualienmarkt (IGV), Marco Stohr, warum es so nicht weitergehen könne.

t-online: Herr Stohr, Sie machen sich Sorgen um die Zukunft des Viktualienmarkts. Worum geht es Ihnen genau?

Marco Stohr: Das Problem ist, dass die Stadt die Händler teilweise zu wenig einbindet und nicht mit an Bord holt. Wird der Viktualienmarkt saniert? Wann wird er saniert? Der Markt wird sich wandeln. Deshalb wird sich auch das Sortiment wandeln müssen.

Es wird also zu wenig mit Ihnen gesprochen?

Die Großmarkthalle, die den Viktualienmarkt verwaltet, bietet regelmäßige Termine – die Jours fixes – an. Die Händler haben aber das Gefühl, dass es diesen oft an Substanz fehlt. Die Folge ist eine sehr geringe Teilnahme. Manch ein Händler hat das Gefühl, dass auf den Jours fixes nur abgenickt wird, was die Großmarkthalle vorhat.

Dabei wirbt die Stadt mit dem Viktualienmarkt als Herzstück Münchens.

Die Großmarkthalle führt die Vorgaben des Stadtrates aus. Die Großmarkthalle sollte aber auch mal zum Stadtrat gehen und mit mehr Vehemenz sagen: 'Schaut, das wünschen sich die Händler.' Mir wird von Stadträten gesagt, dass ihnen inhaltlich vieles zum Viktualienmarkt gar nicht bewusst ist. Vielleicht geht es unter. Aber: Wir müssen Gas geben!

Sie fordern mehr Aufmerksamkeit?

Auf alle Fälle! Der Viktualienmarkt ist kein Selbstläufer nur aufgrund seiner Lage. Der Markt lebt von seinen Händlern, die ihre Stände mit sehr viel Herzblut betreiben. Wir dürfen uns nicht auf unserem Image ausruhen, sondern müssen mit der Zeit gehen. Dafür brauchen wir uneingeschränkte Unterstützung.

Ein Vorwurf lautet seit Langem, dass einige Verkaufsstände viel zu alt seien. Stimmen Sie zu?

Es gibt Verkaufsstände, die in einem schlechten Zustand sind. Wir brauchen mehr Lagerräume und Kundentoiletten. Der Viktualienmarkt hat Ensembleschutz. Es gibt extrem hohe Auflagen. Sanierungspläne der Stadt sehen vor, dass in manchen Bereichen des Markts der Boden komplett ausgehoben werden würde und Lagerräume sowie Toiletten unter die Stände kommen sollen. An anderen Stellen sollen nur Stände renoviert werden. Dann werden Pläne wieder zurückgenommen. Ein Problem ist wohl die Finanzierung. Es scheint kein Geld da zu sein. Dabei ist die Sanierung seit mindestens zehn Jahren ein Thema. Es geht nichts voran. Der Viktualienmarkt ist Lebensqualität für die Münchner. Aber versuchen Sie mal, während Ihres Einkaufs auf dem Viktualienmarkt auf Toilette zu gehen.

Auf dem Wiener Naschmarkt dürfen an Verkaufsständen alkoholische Getränke ausgeschenkt werden. Wäre das auch für den Viktualienmarkt denkbar?

Meiner Meinung nach wird es vielleicht kein Naschmarkt, aber es geht in diese Richtung. Die Stadt hat allerdings große Bedenken. Fakt ist, dass sich die Nachfrage verschiebt. Die Besucher bringen immer häufiger ihren Alkohol mit auf den Viktualienmarkt. Zum Teil sogar Sitzmöglichkeiten. Nach Frühsommerwochenenden darf ich am Montagmorgen an meinem Stand 50 leere Weinflaschen wegräumen. Das Geschäft machen andere, und wir leben mit den Folgen.

Was sollte man Ihrer Meinung nach tun?

Unser Vorschlag: Lasst uns den Trend steuern, um das Flair des Viktualienmarkts zu erhalten. Ein Beispiel: Feinkoststände haben sich genehmigen lassen, dass sie Wurst und Käse nicht nur als Aufschnitt verkaufen dürfen, sondern auch belegte Ciabattas, Focaccias und Sandwiches. Und diese verkaufen sich richtig gut. Warum darf man aber zur Käseplatte kein Glas Wein an einem Stehtisch trinken? Die Stadt erlaubt es uns nicht, Alkohol auszuschenken. Viele Kunden verstehen das nicht.

Was fordern Sie als nächsten Schritt?

Wir brauchen eine Art Agenda 2030, ausgearbeitet mit den Händlern. Den einen oder anderen mutigen Schritt, damit der Viktualienmarkt fit für die Zukunft ist.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Marco Stohr
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