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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Einer stellte einen Rekord ein So schlagen sich die "Löwen"-Abgänge bei ihren neuen Klubs
Gleich 21 Spieler verließen 1860 München im Sommer. Der Abgang eines Profis schmerzt die "Löwen" im Nachhinein besonders. Zu erwarten war das nicht.
Der Abgang von Serhat-Semih Güler zu Viktoria Köln bereitet Christian Werner nahezu jede Woche mehr Bauchschmerzen. Im Sommer ließ der Sportliche Geschäftsführer von 1860 München den 27-jährigen, den er erst im Januar aus Rostock geholt hatte, als vermeintlichen Flop abgestempelt, ablösefrei in die Domstadt ziehen. Eine fatale Fehleinschätzung, wie sich inzwischen herausgestellt hat.
Denn nach 14 Spielen in der 3. Liga steht Güler für seinen neuen Klub bereits bei sieben Saisontoren. Zum Vergleich: die drei besten "Löwen"-Schützen Patrick Hobsch, Maximilian Wolfram und Julian Guttau trafen bislang alle lediglich viermal. Was die Leistung von Güler, der für den TSV in sieben Kurzeinsätzen torlos geblieben war, noch spezieller macht: Alle seine Treffer erzielte er nach einer Einwechslung.
Bereits im 13. Einsatz für die Viktoria stellte er den bisherigen Rekord für die meisten Jokertore in einer Saison in Liga 3 ein, zog gleichauf mit Kai Brünker. Der hatte 2021/22 im Trikot des 1. FC Magdeburg ebenfalls siebenmal von der Bank kommend genetzt, brauchte dafür allerdings 27 Spiele.
"Es ist natürlich schade, dass er jetzt nicht mehr bei uns ist. Aber es ist zumindest die Bestätigung, dass ich damals mit meiner Überzeugung absolut richtig gelegen habe, dass er ein Knipser ist", erklärte Werner zuletzt bei "4zu3 – der 3. Liga Podcast" von Magenta Sport. Manchmal sei es einfach so, dass Spieler in einem bestimmten Umfeld funktionieren würden und in einem anderen nicht. t-online hat sich daher einmal angeschaut, wie sich die weiteren Sommer-Abgänge der "Löwen" bei ihren neuen Vereinen schlagen.
Michael Glück
Er verließ München in Richtung Stuttgart, um sich über die Drittliga-Reserve langfristig in den Bundesligakader des VfB zu spielen. "Wir sind davon überzeugt, dass Michael seinen Weg bei uns machen wird und seine Entwicklung nicht auf die zweite Mannschaft begrenzt ist", sagte Stephan Hildebrandt, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums der Schwaben, bei der Verkündung des Wechsels.
Nachdem er die ersten acht Saisonspiele verletzungsbedingt verpasst hatte, konnte sich Glück inzwischen als Stammspieler in der Innenverteidigung des VfB II etablieren. Gegen den SV Sandhausen gelang ihm unlängst auch sein erstes Tor in der 3. Liga. In den Profikader von Sebastian Hoeneß schaffte es der 21-Jährige bislang aber noch nicht.
Fynn Lakenmacher
Der "Löwen-Haaland" war einer der Gründe, warum sich Güler in Giesing nicht durchsetzen konnte. Als er im Januar bei "Sechzig" gestartet und Güler verpflichtet habe, sei Lakenmacher noch eine "Persona non grata" gewesen, erklärte Werner im "4zu3"-Podcast. Als dann jedoch Argirios Giannikis als Trainer übernahm, habe der 24-Jährige sein Potenzial voll entfaltet. Dieses blieb auch in der Bundesliga nicht unbemerkt, sodass sich Absteiger Darmstadt 98 seine Dienste sicherte.
Bei den "Lilien" stand er in dieser Saison bislang in allen zwölf Partien der 2. Bundesliga auf dem Feld. Die größte Schwäche des 1,88-Meter-Hünen ist dabei weiterhin die (noch) fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. So gelang Lakenmacher erst am 11. Spieltag sein Premierentreffer für Darmstadt.
Mansour Ouro-Tagba
Er war wie Lakenmacher unter Maurizo Jacobacci praktisch außen vor und wurde erst unter Giannikis zum Leistungsträger. Drei Tore in 19 Einsätzen in der Vorsaison reichten als Empfehlungsschreiben für den 1. FC Köln, der den togolesischen Nationalstürmer aber umgehend an Zweitligakonkurrent Jahn Regensburg verlieh. Von Erfolg ist die Leihe bislang nicht gekrönt. Gerade einmal 89 Minuten in der 2. Bundesliga, verteilt auf sechs Spiele, stehen für den 19-Jährigen bislang zu Buche.
Tim Rieder
Nicht wenige Fans hätten den Mittelfeldabräumer gerne behalten, Werner und Co. entschieden sich jedoch dafür, seinen Vertrag nicht zu verlängern. Nun kickt Rieder als Stammspieler in der zweiten griechischen Liga für PAS Giannina aus Ioannina in der Region Epirus. In den ersten acht Partien verpasste der gebürtige Dachauer bislang keine einzige Minute.
Albion Vrenezi
Er war in der vergangenen Rückrunde unter Giannikis nur noch Ergänzungsspieler und wechselte daraufhin im Sommer im Doppelpack mit Güler zu Viktoria Köln. Dort ist er seitdem auf der rechten Außenbahn gesetzt. Der große Scorer – wie in seinem ersten Jahr bei 1860, als ihm sechs Treffer und neun Vorlagen gelangen – ist er in Köln aber noch nicht. Lediglich einen Treffer erzielte er bislang.
Fabian Greilinger
Verein und Spieler kamen im Sommer gemeinsam zu dem Schluss, dass es besser wäre, sich nach neun Jahren zu trennen. "In der neuen Saison war die Chance für Fabi, seine gewünschten Einsatzzeiten zu erhalten, nicht gegeben. Dies haben wir ihm offen und ehrlich kommuniziert", erklärte Geschäftsführer Werner damals.
Der "Vollblutlöwe", als welchen ihn Werner bezeichnete, schloss sich daraufhin dem SV Wehen Wiesbaden an. Dort ist Greilinger in der aktuellen Spielzeit Dauerläufer auf der linken Seite, kam in jeder der 14 Partien zum Einsatz. Sein bisheriger Saisonhöhepunkt dürfte zweifelsohne die Rückkehr auf Giesings Höhen gewesen sein. Anfang Oktober verhinderten die Wiesbadener durch einen 3:2-Sieg die makellose Wiesn-Bilanz von "Sechzig".
Eroll Zejnullahu
Er schloss sich nach einem guten Drittliga-Jahr im Anschluss an den Abstieg der SpVgg Bayreuth im Sommer 2023 den "Löwen" an. Nach vielen Einsätzen in der Hinrunde war er in der Rückrunde dann fast komplett außen vor. Inzwischen kickt der ehemalige Nationalspieler des Kosovo wieder für Bayreuth in der viertklassigen Regionalliga Bayern und ist dort absoluter Leistungsträger. Seine Bilanz: drei Tore und acht Assists in 19 Einsätzen.
Phillipp Steinhart
Wie Greilinger noch so ein Urgestein, das nach Jahren gehen musste. Mittlerweile ist er für den früheren Bundesligisten FC Homburg unterwegs. Die Saison in der Regionalliga Südwest verläuft für Steinhart bislang allerdings eher durchwachsen. In 16 möglichen Spielen stand er nur neunmal auf dem Platz.
Joël Zwarts
Auch der Niederländer hatte Anteil daran, dass Güler bei den "Löwen" nicht so zündete wie erhofft. "Wir haben ihn (Güler, Anm. d. Red.) damals geholt, als wir noch nicht abschätzen konnten, wann Zwarts aus der Verletzung kommt", erklärte Christian Werner zuletzt im Podcast von Magenta Sport. Das war schließlich wenige Wochen nach seiner Ankunft in Giesing der Fall. In der Folge erhielt Zwarts vermehrt Spielzeit, während Güler auf der Bank saß.
Im Sommer trat der 25-Jährige dennoch an den Verein heran und bat um seine Freigabe. Beim VfL Osnabrück ist er nun wieder näher an seiner niederländischen Heimat. So richtig beflügelt hat ihn das bisher aber noch nicht. Nach 14 Partien kommt der Stürmer erst auf drei Tore. Zuletzt flog er gegen Dynamo Dresden mit Rot vom Platz.
Niklas Lang
Er war schon in der vergangenen Rückrunde an den SC Freiburg II ausgeliehen, im Sommer folgte schließlich die endgültige Trennung und der Wechsel zu Ligakonkurrent SV Sandhausen. Bei den Badenern läuft es für den 22-Jährigen bislang alles andere als gut. Aufgrund einer Verletzung verpasste Lang die komplette Vorbereitung sowie die ersten beiden Saisonspiele. Seit Spieltag drei ist er wieder fit, mehr als zwei Minuten gegen Bielefeld stand er bislang aber nicht auf dem Platz.
David Richter
Er war in der vergangenen Saison hinter Stammtorhüter Marco Hiller die Nummer zwei. Zu wenig für Richter, der daher im Sommer eine neue Herausforderung suchte und wie Zwarts zu Zweitliga-Absteiger VfL Osnabrück wechselte. Nachdem er in den ersten zehn Partien zwischen den Pfosten gestanden hatte, verlor er seinen Platz ausgerechnet vor dem Wiedersehen mit 1860 an seinen Rivalen Lukas Jonsson und fristet seitdem sein Dasein auf der Ersatzbank.
Niklas Tarnat
Der Sohn des früheren FC-Bayern-Profis Michael Tarnat startete vergangene Spielzeit gut in sein erstes Jahr bei den "Löwen". Doch nach dem Trainerwechsel im Januar unter Giannikis schaffte er es nur noch einmal ohne Einsatz in den Kader. Daraufhin ergriff er im Sommer die Flucht und schloss sich dem SGV Freiberg in der Regionalliga Südwest an. Bei diesem ist er seitdem unangefochtener Stammspieler.
Kaan Kurt
In München nur Ergänzungsspieler, ist der 22-Jährige inzwischen für die Reserve von Holstein Kiel in der Regionalliga Nord unterwegs. Bei den Norddeutschen zählt Kurt zu den Leistungsträgern – mit bereits drei Toren und zwei Vorlagen in 12 Partien.
Miloš Cocić
Er kam bei den "Löwen" vorrangig in der Bayernliga-Mannschaft zum Einsatz. Eine Liga höher bei Regionalligist FV Illertissen ist er von Anfang an gesetzt und mit zwei Treffern und vier Assists zweitbester Scorer seiner Mannschaft.
Julius Schmid
Er saß als Nummer drei im Tor hinter Hiller und Richter lediglich achtmal auf der Bank. Er verließ den Verein daraufhin im Sommer, blieb allerdings in München und schloss sich Regionalligist Türkgücü an. Dort war Schmid zunächst zwischen den Pfosten gesetzt, ab Spieltag acht dann allerdings nur noch die Nummer zwei. Zuletzt ist er aufgrund von Rückenproblemen viermal sogar überhaupt nicht mehr im Kader gewesen.
Abdenego Nankishi
Er ließ bei den "Löwen" hin und wieder sein Talent aufblitzen, konnte während seiner halbjährigen Leihe von Werder Bremen in der vergangenen Rückrunde aber zu selten überzeugen. Zurück bei den Hanseaten stand Nankishi in dieser Saison einmal im Bundesligakader gegen Wolfsburg. Ansonsten ist er in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga Nord unterwegs, für die er verletzungsbedingt aber erst fünfmal zum Einsatz kam.
Kilian Ludewig
Er kehrte nach einjähriger Leihe bei "Sechzig" im Sommer zurück zu Red Bull Salzburg. Kurz darauf lösten die Österreicher den Vertrag mit dem 24-Jährigen auf. Seitdem ist Ludewig vereinslos.
Valmir Sulejmani, Manfred Starke und Devin Sür
Sie teilen das Schicksal von Ludewig. Alle drei haben seit ihrem Abgang aus München noch keinen neuen Klub gefunden.
- "4zu3 – der 3. Liga Podcast", Folge vom 4. November 2024 auf Spotify
- Eigene Recherchen