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München

München: Opfer in Gartenhütte gequält – Prozess gegen drei Männer gestartet


Prozess vor dem Landgericht
Trio quälte Mann in Gartenhütte – Opfer musste Urin trinken

Von dpa
Aktualisiert am 24.10.2024 - 15:19 UhrLesedauer: 3 Min.
Prozess gegen Männer, die einen Bekannten gequält haben sollenVergrößern des BildesDie Angeklagten stehen vor Gericht: Ihnen wird unter anderem Nötigung sowie gefährliche Körperverletzung und schwerer Raub vorgeworfen. (Quelle: Ute Wessels/dpa/dpa-bilder)

Über mehrere Stunden wird ein junger Mann nahe München geschlagen, erniedrigt und dabei gefilmt. Nun stehen die drei Tatverdächtigen vor Gericht.

Qualvolle und erniedrigende Stunden hat ein junger Mann in einer Gartenlaube bei München erlebt. Dort sollen ihn Ende Januar Bekannte misshandelt, bestohlen und dabei gefilmt haben. Den drei Tatverdächtigen wird vor dem Landgericht München I der Prozess gemacht. Die Staatsanwaltschaft legt ihnen unter anderem Nötigung und zweien auch gefährliche Körperverletzung und schweren Raub zur Last.

Zu Prozessbeginn räumten die zwei 21 und 22 Jahre alten Hauptangeklagten die Vorwürfe weitgehend ein und zeigten sich reumütig. Der Dritte, ein 17-Jähriger, gab an, betrunken daneben gesessen und vieles nicht mitbekommen zu haben.

Die Anklageschrift lässt erahnen, welch schrecklichen Abend das Opfer durchlebt haben muss: Demnach tranken und rauchten die vier jungen Männer zusammen in der Gartenhütte. Die beiden älteren Angeklagten sollen dann beschlossen haben, den vierten Mann zu bestehlen.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft schlugen sie ihn mit Fäusten und einer Bierflasche, einer verletzte ihn mit einem Messer und drückte eine Zigarette auf seinem Arm aus, sie drohten ihm mit dem Tod, beschmierten sein Gesicht und zwangen ihn, Urin zu trinken und mit gefesselten Händen zu tanzen. Einer filmte das Geschehen und ließ zeitweise einen Gruppenanruf mit drei Bekannten laufen.

Opfer bei Kälte im Wald ausgesetzt

Dann sollen sie ihr Opfer trotz der Kälte lediglich leicht bekleidet und ohne Schuhe in den Wald geführt und dort auf einem Stuhl gefesselt und mit verbundenen Augen zurückgelassen haben. Motiv sei gewesen, dass der Vierte angeblich einen weiteren Bekannten verpfiffen haben soll, der nun im Gefängnis sitze.

Das Opfer konnte sich befreien, zu einer Autobahn laufen und einen Notruf tätigen. Einer der Angeklagten begann zudem etwa zwei Stunden nach der Tat nach dem Mann zu suchen. Als er diesen auf dem Stuhl nicht vorfand, rief er die Polizei und teilte mit, sich Sorgen um einen Freund zu machen, der in der Nacht übel zugerichtet worden sei.

Der 21-Jährige, der das Opfer mit Messer und Zigarette verletzt haben soll, ließ zu Prozessbeginn über seine Verteidiger mitteilen, dass ihm die Tat leidtue und er sich schäme. "Wir haben ihn krass erniedrigt." Die Situation sei eskaliert. Das Ausdrücken der Zigarette wies er aber von sich. Er habe 2.000 Euro gespart, die er als Schmerzensgeld zahlen wolle.

Mann ließ alles ohne Gegenwehr über sich ergehen

Von einer Eskalation sprach auch der 22-jährige Angeklagte. Sie seien sauer geworden, er selbst habe auch zugeschlagen. Er habe aber den 21-Jährigen zurückhalten wollen, der mit dem Messer hantiert habe. Er habe Sorge gehabt, dass Schlimmeres passieren könnte. Mit den Handyaufnahmen habe er das Opfer blamieren und mit dem Gruppenanruf sich selbst brüsten wollen.

Das Opfer habe sich nicht gewehrt. "Egal, was wir dem angetan haben, er hat nie reagiert." Vielmehr habe der Mann "alles über sich ergehen lassen". Der 22-Jährige räumte ein, dass die Tat "scheiße" gewesen sei. "Ich habe nicht nachgedacht." Außerdem habe er nicht gewusst, ob der 21-Jährige vielleicht auch auf ihn sauer geworden wäre, wenn er sich dazwischengestellt hätte.

Der 17-jährige Mittäter sagte, er sei völlig betrunken gewesen und habe eigentlich nur nach Hause gewollt. Er habe die meiste Zeit seinen Kopf mit der Stirn auf dem Tisch liegen gehabt, weil es ihm schlecht gegangen sei. Von dem Geschehen habe er vieles nicht mitbekommen. Zudem habe er "ein bisschen Angst" gehabt, dass auch ihm etwas passieren könnte.

Polizist: Opfer wirkte "stark traumatisiert"

Eine Polizistin schilderte, wie sie das Opfer an der Notrufsäule antraf. Er habe zunächst eine andere Geschichte erzählt und nur auf Nachfragen bruchstückhaft berichtet, was ihm angetan wurde. Der junge Mann habe verängstigt gewirkt, als ob ihm noch etwas passieren könnte. Ein Polizist sagte, der junge Mann habe einen "stark traumatisierten" und "fast apathischen" Eindruck gemacht. "Als habe er starke Qualen erlitten."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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