Auf dem Königsplatz Polizei rüstet sich für "Reichsbürger"-Demo am Samstag
"Reichsbürger" und Verschwörungsideologen treffen sich in München: Der Gegenprotest formiert sich bereits.
In München sind am Wochenende des 31. August und 1. September zwei Großveranstaltungen geplant, bei denen die "Reichsbürgerszene" sowie verschwörungsideologisch geprägte Gruppen zusammenkommen sollen.
Am Samstag wollen sich die "Reichsbürger" unter dem Motto "25 und 1 Bundesstaaten" auf dem Königsplatz, während am Sonntag zum traditionellen Antikriegstag der Gewerkschaften ein "Friedensfestival" stattfindet, das hauptsächlich von der Querdenker-Gruppierung "München steht auf" organisiert wird. Die Gewerkschaft Verdi hat zu einem Gegenprotest aufgerufen. Die Polizei rechnet mit einem größeren Einsatzaufkommen an diesem Wochenende, um sicherzustellen, dass beide Veranstaltungen friedlich verlaufen.
Kabarettist Dieter Hallervorden will nicht in München auftreten
Der Kabarettist Dieter Hallervorden sollte ursprünglich als Redner beim "Friedensfestival" auftreten, zog jedoch seine Teilnahme zurück. Der Berliner Tagesspiegel zitiert ihn mit den Worten: "Er wolle nicht gemeinsam mit ‚Putin-Verstehern‘ auftreten". Stattdessen wird der ehemalige Linken-Politiker Dieter Dehm erwartet, der laut dem Dresdner Schauspieler Uwe Steimle die Münchner Kundgebung mitinitiiert haben soll.
Die Veranstaltung am Sonntag soll zahlreiche bekannte Gesichter aus dem verschwörungsideologischen Spektrum anziehen, darunter auch die umstrittene Politologin Ulrike Guérot und den Rapper Kilez More, der von "Eliten" spricht, die eine neue Weltordnung anstreben würden. Der Verfassungsschutz warnt vor einem möglichen Erstarken der "Reichsbürger" in Bayern.
Laut Landesverfassungsschutz gebe es seit Ende 2022 in Bayern vermehrt "realweltliche Aktivitäten" des sogenannten "Königreich Deutschland" (KRD) um ihren selbst ernannten "König" Peter Fitzek, heißt es etwa im Halbjahresbericht 2024. Diese stellten unter den Reichsbürgern und Selbstverwaltern eine der langlebigsten und bedeutendsten bundesweit auftretenden Gruppierungen dar und seien in Bayern vor allem in Mittelfranken, im nördlichen Oberbayern sowie in der Oberpfalz aktiv.
Vor dem Münchner Oberlandesgericht (OLG) startete im Juni auch der bundesweit dritte Mammutprozess gegen mutmaßliche "Reichsbürger" der Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß. In München soll acht mutmaßlichen Mitgliedern der Gruppe der Prozess gemacht werden.
Verdi ruft zum Protest auf dem Königsplatz auf
Unter dem Motto "Nie wieder Faschismus und Krieg!" ruft die Gewerkschaft Verdi München zusammen mit dem Münchner Friedensbündnis zur Kundgebung am Sonntag, 1. September, ab 14 Uhr auf dem Königsplatz auf. Anlass seien laut Mitteilung nicht allein die gewerkschaftliche Tradition, den Antikriegstag zu begehen, und die gegenwärtigen Kriege, sondern auch, dass für denselben Tag das AfD-affine Sammelbecken "München steht auf" (MSA) zu einem "Friedens- festival" aufrufe.
"Auf dem Königsplatz, wo die Nazis aufmarschierten und wo heute das NS-Dokumentationszentrum steht, wollen wir gegen alle faschistoiden Gruppierungen deutlich machen: Faschismus ist verbrecherisch und führt in den Krieg", erklärt Harald Pürzel, Vorsitzender von Verdi in München. Münchner Aktionskünstler sollen die Kundgebung unterstützen.
- Eigene Recherche
- tagesspiegel.de: "Kein Auftritt mit Schwurblern: Dieter Hallervorden plant eigene Veranstaltung zum Weltfriedenstag in Berlin" vom 10.7.2024
- Mitteilung der Gewerkschaft Verdi München vom 23.8.2024