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1860 München: Ex-Spieler stürzen Löwen im Derby gegen Unterhaching in Krise


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1860 München immer tiefer in der Krise
Zwei Derby-Helden mit blauer Vergangenheit

  • Sven Sartison
Von Sven Sartison

27.11.2023Lesedauer: 4 Min.
Mathias Fetsch jubelt nach dem Sieg gegen 1860 München vor der Gästekurve.Vergrößern des Bildes
Mathias Fetsch jubelt nach dem Sieg gegen 1860 München vor der Gästekurve. (Quelle: IMAGO / foto2press/imago-images-bilder)

Die Krise bei 1860 München verschärft sich immer weiter. Ausgerechnet zwei Ex-Spieler brachten dem Klub im Spiel gegen Unterhaching die erste Derby-Niederlage seit 17 Jahren bei.

Dass es am Ende ausgerechnet zwei Ex-Löwen waren, die für den nächsten Nackenschlag des TSV 1860 München sorgten, setzte dem Ganzen nur noch die Krone auf. Erstmals seit 17 Jahren mussten sich die Sechzger am Samstagnachmittag im Schneetreiben auf Giesings Höhen im S-Bahn-Derby gegen die SpVgg Unterhaching geschlagen geben. Ein 0:1 gegen den oftmals als "Vorort-Klub" belächelten Rivalen – das hatte gerade noch gefehlt.

"Für uns ist das ein bitterer Tag, weil es eine unnötige Niederlage war", sagte Trainer Maurizio Jacobacci auf der anschließenden Pressekonferenz sichtlich geknickt. Ganz anders sah es auf der Gegenseite aus, alle Unterhachinger seien über den Sieg extrem glücklich, "weil wir darauf seit 2007 warten mussten", erklärte SpVgg-Coach Marc Unterberger. Dass der letzte Erfolg in einem Pflichtspiel gegen die Löwen sogar aus dem Jahr 2006 datierte – geschenkt. Der Party tat das keinen Abbruch.

Fetsch feiert Profi-Debüt für 1860 München

"Heute Abend wird auf jeden Fall intensiv gefeiert. Das haben wir uns auch verdient", kündigte Matchwinner Mathias Fetsch in der "tz" an. Mit seinem Treffer in der 21. Minute hatte der Stürmer sein Team früh auf die Siegerstraße gebracht. Es war bereits sein siebtes Saisontor und dennoch ein ganz besonderes. Und das nicht etwa, weil er auf dieses fast zwei Monate warten musste. Letztmals hatte er zuvor Anfang Oktober getroffen. Dafür gleich vierfach beim 4:0-Erfolg gegen Essen.

Nein, die Geschichte hinter Fetschs Treffer ist eine andere. Der gebürtige Malscher kickte einst selbst für die Löwen. Im Januar 2009 kam er als damals 20-Jähriger vom Karlsruher SC an die Grünwalder Straße. 46 Partien (17 Tore) absolvierte er in den folgenden zwei Jahren für die Reserve in der Regionalliga Süd. Dazu kamen zwei Kurzeinsätze für die Profis in der 2. Bundesliga.

"Natürlich" handle es sich bei 1860 vom Gefühl her um seinen Ex-Verein, erklärte er nach dem Derbysieg im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" mit Blick auf die 13 Jahre, die seitdem vergangen sind: "Ich hatte hier meine ersten Zweitligaeinsätze."

Maier schafft Sprung aus Jugend zu den Profis

Genau wie Sebastian Maier, der zweite Protagonist beim einzigen Tor des Nachmittags. Bei den Blauen startete er einst seine Profikarriere, schaffte es aus der eigenen Jugend bis in die 2. Bundesliga. Nach 24 Einsätzen zog er 2013 weiter, ehe er nach Stationen in St. Pauli, Hannover, Bochum und bei Türkgücü München im Sommer 2022 in Haching landete. Zwölf Treffer legte er in der Vorsaison auf, trug damit maßgeblich zum Aufstieg der Spielvereinigung aus der Regionalliga und der damit verbundenen Rückkehr in den Profifußball bei.

Doch ein solch traumhafter Assist wie im Derby gegen Sechzig dürfte ihm dabei kaum gelungen sein. Mit dem Rücken zum Tor schlug er den Ball vom linken Strafraumeck blind über die eigene Schulter – und fand rechts am Fünfmeterraum Fetsch, der per Kopf vollendete. Dass der hohe Schlag genau so geplant war, wollte dieser nicht ganz glauben, wie er der "tz" gestand. "Aber es war schon gewollt, den Ball einfach hoch in den Sechzehner zu bringen, weil alle wissen, dass wir da auch stark sind."

Löwen scheitern am eigenen Unvermögen

Dass das Zusammenspiel der beiden Ex-Löwen schlussendlich zum Sieg reichte, lag auch am eigenen Unvermögen der Gastgeber. Die bekamen erst in Minute 62 von Schiedsrichter Timo Gansloweit einen Strafstoß förmlich geschenkt. Selbst der "gefoulte" Morris Schröter wollte zunächst einfach weiterspielen. Das Präsent des Unparteiischen konnte er im Anschluss nicht annehmen, seinen stramm geschossenen Versuch kratzte Hachings Keeper René Vollath links unten aus dem Eck.

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Nur zwei Minuten später dezimierten sich die Hausherren dann selbst. Nach einem eher harmlosen Zweikampf sah Michael Glück die Ampel-Karte. Eine harte Entscheidung, wie auch Gäste-Trainer Unterberger zugeben musste. "Wir hätten unbedingt noch ein zweites Tor gebraucht, wenn die Gelb-Rote-Karte gegen Sechzig nicht passiert wäre."

Kurz vor dem Abpfiff wäre dieses dann tatsächlich fast noch gefallen. Erneut stand Fetsch im Mittelpunkt. Diesmal scheiterte er aber frei stehend an David Richter im Kasten von 1860.

Fans beleidigen Investor Hasan Ismaik

Auf den Rängen machten die Löwen-Fans derweil ihrem Frust Luft. Und das nicht nur bezogen auf die sportliche Lage. Zur Pause gab es vereinzelt Pfiffe von den Rängen; "Wir wollen euch kämpfen sehen", schallte es durchs Grünwalder Stadion. Dazu bekam Investor Hasan Ismaik sein Fett weg.

"Hasan Ismaik, du Schwein: eure Erpressung & Klagen kriegen uns nicht klein. Denn wir Fans sind der Verein" sowie "Kein Manager, kein Trainer, kein Kreditgeber & keine Sponsoren sind größer als unser Verein", war auf zwei Bannern in der Westkurve zu lesen. Auslöser der Proteste war offensichtlich der Streit um eine Fankollektion.

Dass der Hauptverein darauf mit dem Logo "Wir sind der Verein" wirbt, ist der Merchandising-GmbH der Profis, welche Ismaiks Unternehmen HAM gehört, ein Dorn im Auge. Die KgaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) um den scheidenden Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer hatte gegen die Nutzung der eingetragenen Marke erst kürzlich Widerspruch eingelegt – und damit einen weiteren Brandherd im Vereinsumfeld entfacht.

Matchwinner Fetsch bedauert Enwicklung bei Sechzig

Eine Entwicklung, die auch Derby-Held Fetsch mit Bedauern verfolgt. Die Sechzger seien ein "Topverein", erklärte er der "Bild"-Zeitung. Daher sei es einfach "schade, zu hören und zu lesen, was in dem Verein abgeht". Ganz anders beschrieb er hingegen die Situation in Unterhaching. "Vor der Saison waren wir für jeden Absteiger Nummer eins. Ich glaube nicht, dass das jetzt noch der Fall ist."

Gerade einmal zwei Zähler trennen die Spielvereinigung nach zehn Punkten aus den vergangenen vier Begegnungen aktuell vom Aufstiegsrelegationsplatz. Streitigkeiten und Zoff findet man rund um den Uhlsport Park nicht. Eine Situation, von der man bei 1860 München dieser Tage nur träumen kann.

Verwendete Quellen
  • tsv1860.de: "Löwen verlieren in Unterzahl 0:1 gegen Unterhaching"
  • transfermarkt.de: Profil von Mathias Fetsch
  • transfermarkt.de: Profil von Sebastian Maier
  • tz.de: "'Heute Abend wird intensiv gefeiert'": Haching gewinnt erstmals Drittliga-Duell gegen 1860 München
  • sueddeutsche.de: "Triumph der Anti-Sechziger"
  • sueddeutsche.de: "Wer ist der Verein?"
  • bild.de: "Haching stürzt 1860 tiefer ins Chaos"
  • loewenmagazin.de: "Marc-Nicolai Pfeiefer geht gegen Marke 'Wir sind der Verein' vor"
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