Nach Gefängnis-Urteil Einst ein Sternerestaurant: Aus für Schuhbecks "Südtiroler Stuben"
Alfons Schuhbecks Imperium zerfällt zusehends. Die "Südtiroler Stuben" am Platzl müssen bald schließen. Möglicherweise zieht kein Restaurant mehr ein.
Am Platzl in München haben sich Besucher der Altstadt früher ein bisschen wie in einem eigenen Schuhbeck-Land gefühlt. Wer das Hofbräuhaus passiert hatte, blickte direkt auf das "Orlando". Rechts ums Eck Gewürzladen und Teegeschäft. Links davon Schuhbecks Eisdiele. Außerdem: "Orlando Bar und Lounge", "Orlando Sportsbar" und eine Kochschule. Erst 2017 eröffnete Schuhbeck noch ein Müsligeschäft. Und dann sind da selbstverständlich noch die "Südtiroler Stuben".
Vor knapp 20 Jahren hatte Schuhbeck das Restaurant eröffnet, mit dem er nach den Sternen greifen wollte. Von 2003 bis 2017 hatte das Lokal tatsächlich einen Michelin-Stern. Kaum verwunderlich, dass Schuhbeck schnell den Spitznamen "Platzl-Hirsch" erhielt.
Ausbleibende Corona-Hilfen als Grund für Insolvenz
Im Jahr 2019 zogen jedoch dunkle Wolken über dem glänzenden Schuhbeck-Land am Platzl auf – die Negativschlagzeilen häuften sich:
- Juni 2019: Durchsuchung bei Alfons Schuhbeck in München am Platzl. Verdacht auf Steuerhinterziehung.
- Juli 2021: Schuhbeck meldet Insolvenz an. Schuld seien die Corona-Krise und ausbleibende Staatshilfen gewesen, gab der Koch damals an. Die Finanzverwaltung erklärte: Alle berechtigten Mittel seien an Schuhbeck ausgezahlt worden.
- Im selben Monat wird bekannt: Das Bundesamt für Justiz (BFJ) ermittelt gegen Schuhbeck. Er soll seit 2017 keine Geschäftsberichte veröffentlicht haben.
- Dezember 2021: Eigentlich soll eine Klage eines früheren Geschäftspartners gegen Alfons Schuhbeck verhandelt werden. Dieser fordert 7.000 Euro ein. Es geht laut Gericht um ein Darlehen. Weil die Richterin erkrankt, findet die Verhandlung nicht statt. Ein neuer
Termin ist noch nicht bestimmt. - August 2022: Das Landgericht München lässt die Anklage gegen Schuhbeck wegen Steuerhinterziehung zu.
- Oktober 2022: Der Starkoch wird zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt.
Aus für die "Südtiroler Stuben"
Seitdem hat sich am Platzl einiges verändert: Das ehemalige Restaurant "Orlando" von Alfons Schuhbeck ist bereits in neuen Händen. Gerade wurde das Lokal offiziell neu eröffnet. Es heißt jetzt "Ornella". Den Gewürz- und Teeladen gibt es noch. Aber die "Südtiroler Stuben" – einst das Aushängeschild von Alfons Schuhbeck – müssen zum Jahresende schließen. Schuhbeck ist in dem Gebäude am Platzl 6-8 nur Mieter. Die Immobilie gehört dem Freistaat Bayern.
Wie ein Sprecher des Bauministeriums t-online bestätigte, sind die Räume zurzeit von der Immobilien Freistaat Bayern (IMBY) an die Agentur Südtirol Marketing vermietet. Diese hat sie wiederum an die Betreibergesellschaft des Restaurants "Südtiroler Stuben" untervermietet. "Beide Verträge laufen zum Ende des Jahres 2022 aus. Die Überlegungen zur zukünftigen Verwendung sind noch nicht abgeschlossen. Es wird eine zeitnahe Entscheidung angestrebt", so der Sprecher.
Staatsoper als Nachmieter für die "Südtiroler Stuben"?
Ein Restaurant an so prominenter Stelle in der Münchner Altstadt – danach würde sich so manch Gastronom sicher die Finger lecken. Aber: Es gibt noch einen ganz anderen Interessenten und der dürfte bei der Vergabe gute Karten haben. Die Bayerische Staatsoper ist "grundbesitzverwaltende Dienststelle" der Immobilie. Sie kümmert sich somit um alle baulichen Angelegenheiten. Und die Staatsoper hat für die Räume Eigenbedarf angemeldet.
Das bestätigte Sprecherin Annette Baumann t-online. Grund sei die Raumnot im Nationaltheater, im Probengebäude am Marstallplatz, im Ballettgebäude am Platzl und auch im Bayerischen Staatsschauspiel. Es werde derzeit geprüft, ob eine Nachnutzung durch die Staatstheater möglich sei. Der Vorgang sei noch nicht abgeschlossen, so Baumann. Gegen einen staatlichen Eigenbedarfsantrag dürften Gastronomen in München eher schlechte Karten haben.
Künftig wenig Ablenkung für Alfons Schuhbeck
Alfons Schuhbeck jedenfalls kann sich ab Januar nicht mehr mit der Arbeit in den "Südtiroler Stuben" ablenken. Das hatte er noch nach dem Urteil Anfang November getan. Er sei nach dem Prozesstag in die Küche seines Restaurants gegangen und habe gekocht, hatte es aus seinem Umfeld geheißen.
Schuhbecks Karriere als Fernsehkoch ruht ebenfalls fürs Erste. Nachdem der Bayerische Rundfunk (BR) Sendungen mit ihm aus dem Programm genommen hatte, kündigte auch das ZDF an, ihn vorerst nicht mehr in der Show "Die Küchenschlacht" auftreten zu lassen. Was ihm bleibt, sind Auftritte im Spiegelzelt "teatro", wo sich Schuhbeck von Promi-Freunden feiern lässt.
Gegen sein Urteil hat der Starkoch Revision eingelegt. Schuhbeck stehe zu seiner Schuld, wolle jedoch "die Strafe auf Basis der schriftlichen Urteilsbegründung nachvollziehen können", ließen seine Anwälte mitteilen. Schuhbeck wolle den Schaden in voller Höhe wiedergutmachen.
- dpa
- Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr: Statement auf Nachfrage
- Bayerische Staatsoper: Sprecherin Annette Baumann auf Nachfrage
- Landgericht München: Pressemitteilung zu Klage eines ehemaligen Geschäftspartners
- Süddeutsche Zeitung: Artikel "Durchsuchungen bei Alfons Schuhbeck"
- Stern: Bericht "Alfons Schuhbeck: Sein bewegtes Leben vom Promi-Liebling bis zum Knacki"