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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wolfsrudel unterwegs? Mehrere Wölfe tappen in Fotofalle bei Garmisch-Partenkirchen
Neue Wolf-Sichtungen bei Garmisch-Partenkirchen: Drei Wölfe sind einem privaten Jagdpächter kürzlich in die Fotofalle gelaufen.
Landwirte und Schäfer fürchten ihn, Naturschützer setzen sich für ihn ein: Der Wolf ist in Bayern ein umstrittenes Tier. Erst vor einigen Monaten sorgte der Riss von einem Dutzend Schafen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen unter Landwirten für Entsetzen. DNA-Analysen zeigten, dass ein Wolf beteiligt war.
Im Landkreis Tirschenreuth schlug ein Wolf am 12. Oktober zu. Der Landwirt zählte vier tote Schafe. Vor einer Woche wurden im Landkreis Eichstätt vier Schafe tot aufgefunden, drei weitere verendeten anschließend. Ein Mitglied des Netzwerks "Große Beutegreifer" habe genetische Proben genommen, schreibt das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) auf Nachfrage von t-online. "Das Rissbild und die Nutzungsmuster sprechen für einen großen Beutegreifer."
Klarheit herrscht dagegen bei den beiden Wölfen im Ammertal im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Am 10. September erfasste die Wildtierkamera sogar zwei Wölfe auf einem Foto. Aufgestellt hatte die Fotofalle ein privater Jagdpächter unweit des Murnauer Mooses. Das zweite Bild entstand in unmittelbarer Nähe am 23. September. Diesmal mit nur einem Tier.
"Wahrscheinlich sind es insgesamt wohl drei Wölfe, die hier unterwegs sind", sagt Anton Degele, Vorsitzender der Jagdgenossen Bad Kohlgrub, zu t-online. Das erkenne er an den Fellzeichnungen der Tiere. Die Vermutung liege nahe, "dass es sich bei dem Foto mit den beiden Wölfen um ein Pärchen handelt".
Veröffentlicht wurden die Bilder bisher nicht. "Der private Jagdpächter will nicht, dass die Bilder aus seiner Fotofalle veröffentlicht werden", erklärt Degele. Auch namentlich wolle er nicht genannt werden. Wenn es um den Wolf geht, sei die Stimmung aufgeheizt, der Jäger fürchte Konflikte.
Bayern: "Die Wölfe breiten sich aus"
Ob es sich um ein Paar oder ein ganzes Rudel handelt, dazu will das LfU keine voreiligen Schlüsse ziehen. "Anhand von Fotos lassen sich einzelne Wolfsindividuen nur äußerst schwer und sehr selten voneinander unterscheiden".
Dies gelinge nur, wenn die Tiere eine unverwechselbare Zeichnung haben. "Solche markanten Merkmale sind im vorliegenden Fall aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen aufgrund der Bildqualität der Wildtieraufnahmen nicht erkennbar". Ein Rückschluss, ob es sich bei den Bildern vom 10.9. und 23.9.2022 um dasselbe Individuum handelt, ist "auf Basis der Fotonachweise daher auch nicht möglich", so der Sprecher des LfU.
Wäre es ein Pärchen, dann würden bald noch mehr da sein, meint Jäger Degele. Wölfe tragen ihren Nachwuchs etwa zehn Wochen aus. Ein Wurf besteht erfahrungsgemäß aus vier bis fünf Welpen. "Die Wölfe breiten sich aus. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Population steigt", so Degele.
- Eigene Recherchen
- Gespräch mit Landesamt für Umweltschutz
- Gespräch mit Anton Degele