Offener Brief Missbrauchsopfer erhebt schwere Vorwürfe gegen Kardinal Marx
Ein Mitglied des Betroffenenbeirats
Missbrauchsopfer Richard Kick warf Marx in einem am Dienstag veröffentlichten Brief "fehlende Hirtensorge", "moralische Versäumnisse" und "Untätigkeit" vor.
Demnach hatte er Marx schon 2010 von seinem erlittenen sexuellen Missbrauch durch einen Priester berichtet. Der Münchner Erzbischof habe aber nichts unternommen, der inzwischen verstorbene Geistliche sei 2019 "in allen Ehren" als unbescholtener Priester beerdigt worden.
München: Marx' Fehler zerstörten Glauben
Durch die Fehler von Marx seien sein Glaube und das Vertrauen in die Institution Kirche völlig zerstört worden. Kick, der seinen Brief nach eigenen Angaben am Montag Marx übergeben hatte, forderte den Kardinal zur Umkehr auf.
"Hören Sie auf, die Verantwortung für die Schuld an den abscheulichen Verbrechen an dieser großen Zahl von Kindern, Jugendlichen und Erwachsener Schutzbefohlener anderen anzulasten", schrieb das Mitglied des Betroffenenbeirats.
Entschädigungsleistungen "allenfalls Almosen"
Kick: "Nehmen Sie jetzt Ihre bischöfliche Hirtenaufgabe wahr, fassen Sie all ihren Mut, öffnen Sie Ihr Herz und gehen Sie mit weit geöffneten Armen auf uns Betroffene zu."
Zudem forderte er den Kardinal dazu auf, für angemessene und schnelle Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer zu sorgen: "Die bisherigen Zahlungen sind angesichts der Taten im sakralen Kontext allenfalls als Almosen zu bezeichnen".
Missbrauchsgutachten: Marx will Donnerstag Stellung beziehen
Marx war in einem in der vergangenen Woche vorgestellten Gutachten zu Missbrauchsfällen in seinem Erzbistum belastet worden. In zwei Fällen warfen ihm die Gutachter Fehlverhalten im Umgang mit pädophilen Priestern vor, außerdem kritisierte sie die Untätigkeit von Marx ab Bekanntwerden des Missbrauchsskandals im Jahr 2010.
Marx will am Donnerstag Stellung zu dem Gutachten beziehen. Er bot schon im vergangenen Jahr Papst Franziskus seinen Rücktritt als Münchner Erzbischof an, der Papst lehnte aber ab.
- Nachrichtenagentur AFP