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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Saisonstart in der 3. Liga Für die "Löwen" kann es nur heißen: "Aufstieg oder nix"

Vor dem Saisonstart in der 3. Liga werden die Münchner "Löwen" als Aufstiegsfavorit gehandelt. Im Klub selbst stapelt man tief – doch Ausreden gibt es nicht.
Das Wort "Aufstieg" wollen sie bei 1860 München partout nicht in den Mund nehmen. Egal, wen man fragt – sei es Sport-Geschäftsführer Christian Werner, Trainer Patrick Glöckner oder den neuen Topstar Kevin Volland: Das "A-Wort" will keinem über die Lippen gehen. "Oben mitspielen" möchten sie, heißt es immer nur, wenn man vor dem Auftakt der 3. Liga am Freitagabend bei Rot-Weiss Essen (Anpfiff: 19 Uhr) nach dem Saisonziel der "Löwen" fragt.
Doch bloß oben mitspielen, um dann am Ende der Saison undankbarer Vierter zu werden? Das wird niemandem bei 1860 genügen – nein, es darf keinem genügen. Der Aufstieg, ob sie es aussprechen wollen oder nicht, muss das klare Ziel sein. Alles andere wäre nach den Transfers im Sommer eine Enttäuschung. Selten war die Euphorie an der Grünwalder Straße größer. "Wenn es jetzt nicht klappt, wann dann?", sagte ein Fan beim Trainingsauftakt zu t-online. Recht hat er.
Glöckner macht 1860 zur verschworenen Einheit
Sport-Geschäftsführer Werner hat in den vergangenen Wochen und Monaten ganze Arbeit geleistet. Erst holte er Volland von Union Berlin und Florian Niederlechner vom Stadtrivalen Hertha BSC. Dann baute er um seine beiden namhaftesten Zugänge und den Kern der Mannschaft aus der Vorsaison eine Truppe auf, die – von den Namen und der Erfahrung her – in der 3. Liga ihresgleichen sucht.
Torhüter Thomas Dähne spielte vergangenes Jahr in Kiel noch Bundesliga. Innenverteidiger Siemen Voet sammelte Champions-League-Erfahrung mit Slovan Bratislava. Mittelfeldmann Max Christiansen gewann bei Olympia 2016 mit Deutschland die Silbermedaille. Dazu Stürmer Sigurd Haugen, der trotz Angeboten aus der 2. Bundesliga und dem Ausland nach Giesing wechselte. Und dann sind da noch die beiden neuen Linksverteidiger Manuel Pfeifer und Kilian Jakob sowie Angreifer Justin Steinkötter.
Auf dem Papier ist die Qualität beeindruckend. Doch große Namen allein reichen in der 3. Liga nicht, um aufzusteigen. Das hat die Vergangenheit oft genug gezeigt. Wiederholt scheiterten hoch gehandelte Teams an eingespielten Underdogs. Dessen ist man sich bei 1860 bewusst. Die "oberste Prämisse" sei es daher, in der Vorbereitung als Team zusammenzufinden, erklärte Volland bei der Eröffnung der neuen "Löwen"-Fanwelt Anfang Juli. "Nur so geht es. Wenn wir das hinbekommen, dann kann es eine geile Saison werden."
Ein Blick auf die Ergebnisse der Vorbereitung zeigt: Coach Glöckner hat genau das geschafft und seine Mannschaft zu einer verschworenen Einheit geformt. In sieben Testspielen gab es nur eine Niederlage und ein Gegentor gegen den dreimaligen tschechischen Meister Slovan Liberec. Hinzu kommt der Erfolg in der ersten Runde des Toto-Pokals. Zuletzt fegte "Sechzig" am vergangenen Samstag Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg mit 4:0 vom Feld. Eine deutliche Ansage an die Konkurrenz: Mit uns ist zu rechnen.
1860 München von vielen Experten als Favorit gehandelt
Trotzdem stapelte Glöckner vor dem Drittliga-Auftakt am Freitag in Essen tief. "Wir sind der Außenseiter an der Hafenstraße", sagte er am Mittwoch auf der Pressekonferenz. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall, das weiß auch der 48-Jährige. Mit seiner Aussage will er Druck von seinem Team nehmen, das von vielen Experten als größter Aufstiegsfavorit neben Hansa Rostock gehandelt wird.
Dass die "Löwen" nicht 38 Spieltage durch die Liga marschieren und alles kurz und klein schießen werden, ist klar. Dennoch dürfte Glöckner bewusst sein, dass es keine Ausreden gibt, wenn es auf Dauer nicht läuft. Dafür ist der Kader zu gut. Frei nach Pep Guardiola, der in seiner Zeit beim ungeliebten Münchner Rivalen die Verpflichtung von Thiago Alcántara mit den Worten "Thiago oder nix" gefordert hatte, muss es für 1860 heißen: "Aufstieg oder nix."
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