Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Volland und Niederlechner zurück "Zwei Top-Stürmer machen 1860 nicht zum Aufsteiger"

Nach den Transfers von Volland und Niederlechner sehen viele 1860 als Kandidaten für den Aufstieg. Doch für die Rückkehr in die 2. Bundesliga braucht es mehr als große Namen.
Was die Spatzen schon seit Tagen von Giesings Dächern gepfiffen hatten, machte 1860 München am Montag offiziell: Florian Niederlechner kehrt nach 19 Jahren zu den "Löwen" zurück. Nach der Verkündung des Wechsels von Kevin Volland am Ostermontag der zweite Hammer-Transfer des TSV, der die Fans in den sozialen Medien schon einmal träumen ließ. Nicht wenige nahmen bereits die Worte "Aufstieg" und "2. Bundesliga" in den Mund.
Klar ist: Mit Volland und Niederlechner verfügt "Sechzig" in der neuen Saison über einen Doppelsturm, der in der 3. Liga seinesgleichen sucht – zumindest auf dem Papier. Der eine, Volland, kommt mit der Erfahrung von 277 Partien in der Bundesliga, 17 Einsätzen in der Champions League und 15 Länderspielen an die Grünwalder Straße. Der andere, Niederlechner, bringt es auf 197 Einsätze in der Bundesliga und 100 Auftritte in der 2. Bundesliga.
Beeindruckende Zahlen, von denen sich Fans und Verantwortliche der Münchner aber nicht täuschen lassen dürfen. Denn Fakt ist auch: Vor allem Volland, der in der aktuellen Saison gerade einmal 70 Minuten für Union Berlin auf dem Feld stand, aber auch Niederlechner sind inzwischen in die Jahre gekommen. Beide sind bei Weitem nicht mehr die Spieler, die sie noch vor zwei, drei Jahren waren. Ansonsten hätten die "Löwen" sie wohl kaum für Liga drei begeistern können.
Werner und Glöckner stehen vor Mammutaufgabe
In Giesing tut man folglich gut daran, sich in der kommenden Spielzeit nicht allein auf Volland und Niederlechner zu verlassen. Denn frei nach dem Spruch "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer" gilt für den TSV: "Zwei Top-Stürmer allein machen 1860 noch nicht zum Aufsteiger." Das mussten die "Sechzger" selbst schon einmal erleben – in der Saison 2016/17. Damals holte der Klub Stefan Aigner zurück und verpflichtete zudem Ex-Bayern-Star Ivica Olić. Der Ausgang ist bekannt: Statt in die Bundesliga aufzusteigen, stiegen die "Löwen" aus der 2. Bundesliga ab.
Zudem hat sich gerade in der 3. Liga in den vergangenen Jahren gezeigt, dass oftmals nicht der Verein mit den besten Einzelspielern am Ende ganz oben steht, sondern die Mannschaft, die als Team am besten funktioniert. So gelang vor zwei Jahren der SV Elversberg der direkte Durchmarsch aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga. In der Vorsaison standen mit Ulm und Münster am Ende gleich zwei Aufsteiger ganz oben in der Tabelle. Und auch in diesem Jahr hat Liga-Neuling Cottbus vor dem letzten Spieltag noch alle Chancen auf die Relegation.
Natürlich braucht jede Mannschaft auch immer ihre zwei, drei Schlüsselspieler. Entscheidend für den Erfolg von 1860 ist nun, dass Sport-Geschäftsführer Christian Werner und Trainer Patrick Glöckner, der sein Arbeitspapier in den kommenden Tagen wohl verlängern wird, um ihre namhaften Zugänge eine schlagkräftige Truppe aufbauen. Bedeutet für die beiden angesichts von elf auslaufenden Verträgen eine Mammutaufgabe.
Kritiker befürchten außerdem, dass Volland und Niederlechner die "Löwen" mehr bremsen als pushen könnten. Beide seien in die Jahre gekommen, zu langsam, an ihrem Zenit angelangt, argumentieren sie. Doch in der 3. Liga kommt es weniger auf Dynamik, Technik und Spielwitz, sondern vielmehr auf Einsatz, Kampf und Wille an. Es liegt nun an Volland und Niederlechner, diese Tugenden auf den Platz zu bringen.
Volland und Niederlechner müssen sofort liefern
Dass sie wissen, wo das Tor steht, daran gibt es keine Zweifel. Torinstinkt lässt sich nicht verlernen – ähnlich wie Fahrradfahren. Der beste "Löwen"-Beweis dafür ist Sascha Mölders, der in der Saison 2020/21 Torschützenkönig in der 3. Liga wurde. Im "zarten" Alter von 36 Jahren. Auch das finanzielle Risiko für den TSV ist überschaubar. So verdient Volland laut "Bild" in München "nur" 12.000 Euro im Monat. Zum Vergleich: bei Union sollen es aktuell 250.000 Euro sein.
Niederlechner hat für seine Rückkehr an die Grünwalder Straße nach Informationen der "Abendzeitung" ebenfalls Einbußen in Kauf genommen, nachdem sein hohes Gehalt bei Hertha BSC zuvor vereinsintern Skepsis ausgelöst haben soll. Von einem "normalen Drittligagehalt" ist die Rede, mit dem er beim TSV nicht einmal zu den Top-Verdienern gehören soll.
Trotzdem werden ab dem ersten Spieltag der neuen Saison alle Augen auf Volland und Niederlechner gerichtet sein. Beide müssen von Anfang an zeigen, dass sie nicht nur auf dem Papier Verstärkungen sind, ihre Rückkehr mehr als eine schnulzige Sportromanze ist. Gelingt ihnen das und stellen ihnen Werner und Glöckner die richtigen Mitspieler an die Seite, könnten die Träume der "Löwen"-Fans in einem Jahr aber tatsächlich wahr werden.
- Eigene Meinung
- bild.de: "Auf so viel Geld verzichtet Unions Volland bei 1860"
- abendzeitung.de: "Offiziell: Auch Florian Niederlechner kehrt zum TSV 1860 zurück"