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München

Immobilienmakler über hohe Mieten in München: Es braucht klare Prioritäten


Immobilienmakler im Interview
Hohe Mieten in München: "Haben das auf allen Ebenen verschlafen"

InterviewVon Sarah Koschinski

30.05.2025 - 13:27 UhrLesedauer: 3 Min.
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Die Stadt München (Archivbild): Viele Menschen suchen hier eine Wohnung, finden aber entweder keine oder können sie sich nicht leisten. (Quelle: IMAGO/Rolf Poss/imago)
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Die Preise in München sind hoch – insbesondere bei den Mieten. Ein Immobilienmakler sieht die Schuld bei der Politik. Was sich seiner Meinung nach ändern müsste.

Wohnen in München ist teuer. Die durchschnittliche Nettokaltmiete für einen Quadratmeter liegt 2025 bei 15,38 Euro. Ein Preis, den trotzdem viele Menschen zahlen – denn München ist lebenswert, und die hohe Nachfrage bestimmt den Preis. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Nettokaltmiete in Deutschland liegt bei 12,26 Euro pro Quadratmeter. Im Gespräch mit t-online spricht Immobilienmakler Markus Riedel über die Probleme und Lösungen in Sachen Wohnungsmarkt und wagt einen Ausblick in die Zukunft.

t-online: Warum sind die Preise auf dem Münchner Mietmarkt in letzter Zeit so explodiert?

Markus Riedel: Es ist momentan ein extrem spannender Markt in München. Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs sind die Zinsen enorm in die Höhe gegangen. Davor haben Kunden, wenn sie richtig gute Konditionen bekommen haben, für 0,7 oder 0,8 Prozent Zinsen auf zehn Jahre finanziert. Und das ging dann rapide hoch, und im Mittel hat es sich dann in den letzten Jahren auf 3,5 Prozent Zinsen erhöht. Das heißt, da hat sich der Zins versiebenfacht. Und das wiederum hat dann die Mietpreise so enorm getrieben, dass die Leute sich die Finanzierung nicht mehr leisten wollten. Deshalb sind die dann in die Miete gegangen. Das heißt, es hat den Druck auf den Mietmarkt noch erhöht, weil es auf einmal viel günstiger war, zu mieten als zu kaufen.

Was müsste die Stadt denn tun, damit die Mieten auf ein erträgliches Niveau sinken?

Dass man die Mieten auf ein sozialverträgliches Niveau herunterbringen will, darüber ist man sich einig. Nur der Weg dahin wird extrem unterschiedlich gesehen. Ich bin der Meinung, es geht nur über ein größeres Angebot. Es muss mehr gebaut werden. Ohne dass es mehr Wohnungen gibt, können die Preise nicht sinken. Eine Mietpreisbremse funktioniert für eine gewisse Zeit, das ist aber keine echte Entlastung. Es ist quasi ein künstlicher Deckel, aber das ist keine strukturelle Lösung des Problems. Nämlich, dass zu viele Leute auf zu wenige Wohnungen treffen.

Die Stadt München will sich für die Olympischen Spiele bewerben. Sollte sie der Austragungsort werden, sollen auch neue Wohnungen gebaut werden. Aber woran scheitert der Wohnungsbau, wenn keine Olympischen Spiele angesagt sind?

Eigentlich haben wir das auf allen politischen Ebenen verschlafen. Und wenn es zu den Olympischen Spielen kommt, dann ist auf einmal der Wille und das Kapital da. Es klingt immer so abgedroschen, wenn es heißt, dass die Genehmigungsprozesse beschleunigt werden müssen. Aber so ist es. Wenn große neue Baufelder ausgewiesen werden, dauert es zehn Jahre, bis da Wohnungen gebaut werden. Das müsste man auf anderthalb oder zwei Jahre herunterkürzen. Und verstehen Sie mich nicht falsch: In den Behörden sind die Leute auch nicht faul, aber es ist einfach eine strukturelle Überlastung wegen zu vieler Einzelfallentscheidungen.

Haben Sie ein konkretes Beispiel für so einen Genehmigungsprozess?

Wenn man sagt, der Wohnungsbau hat Priorität, dann müsste man ihm auch Priorität geben. Aber wenn ich halt wegen jedem Baum, jeder Fledermaus und jeder Eidechse eine Diskussion im Einzelfall anfange, dann sind die Prioritäten nicht geklärt. Entweder ist dann die Priorität, wir halten die Stadt grün, oder wir bauen Wohnungen. Momentan ist das ein ewiges Balancieren: Darf der Baum weg, darf der Baum nicht weg? Schränkt er das Baurecht unzulässig ein oder nicht? Diese Abwägungsentscheidungen müssen die Behörden ständig treffen. Da muss mal eine politische Entscheidung her, ob das Priorität hat oder auch nicht.

Welche Hürden sehen Sie noch beim Wohnungsbau in München?

Das gleiche Thema haben wir mit dem Denkmalschutz. Jetzt werden zum Beispiel Gebäude aus den Fünfzigerjahren unter Denkmalschutz gestellt. Das hat niemand kommen sehen. Das sorgt für Planungsunsicherheit und schränkt das künftige Baurecht auf diesen Grundstücken ein. An allen Ecken und Enden greifen unterschiedliche Behörden mit unterschiedlichen Zielsetzungen in diese Genehmigungsprozesse ein und machen sie eigentlich langsamer und schwieriger.

Zur Person

Markus Riedel ist der geschäftsführende Gesellschafter der Riedel Immobilien GmbH. Er hat das Unternehmen mit seinen beiden Cousins sowie seiner Ehefrau von seinen Eltern übernommen. Diese haben das Unternehmen 1982 gegründet. Im Jahr 2009 kam Markus Riedel zum Unternehmen dazu.

Wagen wir mal einen Blick in die Zukunft: Wie sieht der Münchner Wohnungsmarkt im Jahr 2030 aus?

Ich glaube schon, dass sich in fünf Jahren nicht viel tun wird. Es werden momentan so wenige Wohnungen genehmigt wie fast nie zuvor. Das heißt, was heute nicht genehmigt wird, kann morgen nicht gebaut werden. Dass in den nächsten fünf Jahren Wohnungen im großen Stil entstehen, halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Da müsste schon wirklich ein radikaler Wandel stattfinden. Aber wir müssten jetzt zumindest anfangen, die Voraussetzungen zu schaffen, sodass wir irgendwann mal mehr Wohnungen haben.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Riedel.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Markus Riedel, Geschäftsführer der Riedel Immobilien GmbH
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