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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Abstimmung mit AfD Rund 7.000 Menschen demonstrieren vor CSU-Zentrale
Mindestens siebenmal mehr Menschen als erwartet versammeln sich am Donnerstag spontan vor der CSU-Zentrale. Ein Appell richtet sich insbesondere an Ministerpräsident Söder.
Tausende Menschen haben am Donnerstagabend vor der CSU-Zentrale im Münchner Norden gegen die AfD und für die Demokratie demonstriert. Das Bündnis "München ist bunt" hatte am Donnerstagmorgen zu der Demonstration aufgerufen. Anlass war eine Bundestagsabstimmung am Mittwoch, bei der die Union, bestehend aus CDU und CSU, mit Stimmen der AfD einen Antrag zu einer verschärften Migrationspolitik durchgesetzt hatte. Dabei handelt es sich um den ersten erfolgreichen Antrag im Bundestag, der mithilfe der AfD zustande kam.
Fünf Mal mehr Menschen als erwartet
Ursprünglich rechneten die Veranstalter mit 50 bis 1.000 Teilnehmern, wie Mitorganisator Luca Barakat t-online am Morgen sagte. Laut Polizei versammelten sich letztlich etwa 7.000 Menschen vor der CSU-Zentrale, die Veranstalter sprechen von 10.000 Teilnehmern. Die Demonstranten forderten von der CSU, die sogenannte "Brandmauer" zur AfD aufrechtzuerhalten und nicht mit dieser zu kooperieren – auch nicht formell, um Mehrheiten zu erzielen.
Die Organisatoren richteten sich während der Demonstration unter anderem direkt an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). "Wir stehen hier vor seinem Büro", sagte Barakat. Söder müsse eine Grenze ziehen, wenn sich die Union weiterhin als demokratisch bezeichnen wolle. Söder selbst veröffentlichte in der Zwischenzeit einen Beitrag auf dem sozialen Netzwerk Instagram, in dem er schrieb: "Es wird keinerlei Zusammenarbeit mit der AfD geben! Das gilt für die gesamte Union jetzt und selbstverständlich auch nach der Wahl!"
Ex-Oberbürgermeister Ude appelliert an Demokraten
Als Redner kam etwa Münchens ehemaliger Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) auf die Bühne. Er lobte unter anderem die schnelle Organisation der Demonstration. Die Union hingegen kritisierte er für die Zusammenarbeit mit der AfD – ebenso ihr Vorhaben, die Migrationspolitik in Deutschland zu verschärfen. "Es ist nicht ein Mensch sicherer seit gestern", sagte Ude. Von Beschimpfungen gegenüber der CSU hält der ehemalige Bürgermeister jedoch nichts. "Ich plädiere für die Zusammenarbeit der Demokraten und für die Rückkehr zu den demokratischen Grundregeln."
Krause: "Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremen"
Dominik Krause, zweiter Bürgermeister der Stadt München, erschien ebenfalls auf der Demo. Er hatte noch am Vormittag von CSU-Politikern gefordert, klarzustellen, "wie sie es künftig mit der AfD halten". "Allen voran bin ich als Bürger da, weil ich mit Sorgen um die Zukunft dieses Landes mache", sagte Krause t-online. "Aber ich bin auch als Bürgermeister da, um zu zeigen, dass es in München keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremen geben soll." Die Vorsitzenden der Grünen-Fraktion im Münchner Stadtrat, Mona Fuchs und Sebastian Weisenburger, waren ebenfalls vor Ort.
An der Demonstration nahmen zahlreiche Parteien und Organisationen teil, darunter die Gewerkschaft Verdi, die sogenannten "Omas gegen rechts", Vertreter von SPD, Grünen und Linken sowie die "Antifa". Laut Polizei waren mehr als 100 Beamte im Einsatz. Einer ersten Bilanz zufolge verlief die Demonstration friedlich. Für Samstag, 8. Februar, kündigten die Veranstalter eine weitere Demonstration auf der Theresienwiese an.
- Reporterin vor Ort
- Polizei München