Alarmierende Zahlen Bayerns Kitas bundesweit Schlusslicht bei Fachkraftquote
In bayerischen Kitas fehlen die pädagogischen Fachkräfte. Seit Jahren kommt der Freistaat bundesweit auf die niedrigsten Werte. Was muss passieren?
Die bayerischen Kindertagesstätten haben im bundesweiten Vergleich den geringsten Anteil an pädagogischen Fachkräften. Nach dem aktuellen "Ländermonitoring frühkindliche Bildung" der Bertelsmann Stiftung erfüllten 2023 nur rund drei Prozent der Kita-Teams in Bayern die empfohlene Fachkraft-Quote von mehr als 80 Prozent qualifizierter Erzieherinnen und Erzieher. Bundesweit liegt der Durchschnitt bei 32 Prozent.
An der Spitze steht Thüringen mit einer Fachkraft-Quote von 89 Prozent. Hamburg liegt mit 16 Prozent auf dem vorletzten Platz knapp vor Bayern. Das Bundesfamilienministerium empfiehlt laut der Studie, den Fachkräfteanteil in allen Bundesländern mittelfristig auf 72,5 Prozent zu erhöhen, langfristig sollen es mindestens 85 Prozent sein.
Überlastung gefährdet Personal und Betreuung
Die Situation in Bayerns Kitas ist seit Jahren angespannt. Der Anteil der Teams, in denen nur 50 bis unter 70 Prozent des pädagogischen Personals über eine qualifizierte Ausbildung verfügt, ist zwischen 2017 und 2023 sogar von 59 auf 56 Prozent gesunken.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Arbeitsbelastung wider: Eine Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass sich fast die Hälfte der Kita-Mitarbeitenden in Bayern täglich oder fast täglich überfordert fühlt. Viele Beschäftigte halten es weiter für sehr wahrscheinlich, ihren Beruf kurz- bis mittelfristig aufzugeben.
"Auch in Bayern besteht das Risiko, dass Fachkräfte das Berufsfeld verlassen", sagt Bildungsexpertin Kathrin Bock-Famulla von der Bertelsmann Stiftung. Denn je häufiger sich jemand überlastet fühle, umso eher denke er an einen Wechsel. Das Bundesland brauche eine Aus- und Fortbildungsoffensive für ein zukunftsfähiges frühkindliches Bildungssystem, forderte sie.
Verdi fordert klare Maßnahmen von der Staatsregierung
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi äußerte angesichts der Lage scharfe Kritik. "Die bayerische Staatsregierung muss sich endlich entscheiden: Geht es um Betreuungsqualität oder nur mehr Köpfe, also Bildung oder Aufbewahrung der Kinder", sagte Martina Meyer, Mitglied des Verdi-Landesvorstands für Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit. Viele Beschäftigte seien frustriert und fühlten sich von der Politik im Stich gelassen. Der Blick gehe auch nach Berlin, wo die Mitarbeiter der fünf Eigenbetriebe seit fast zwei Jahren für einen Tarifvertrag "Pädagogische Qualität und Entlastung" kämpfen.
"Die Kita-Beschäftigten kämpfen zu Recht, denn sie wehren sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen", ergänzte Manuela Dietz, Leiterin des Verdi-Fachbereichs Öffentliche und private Dienstleistungen, Sozialversicherung und Verkehr in Bayern. Die Kita-Beschäftigten in Bayern seien gemeinsam mit den Eltern zum "Spielball" der Politik geworden, deren Aufgabe es sei, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine gute Bildungs- und Betreuungsqualität sowie gute Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Verdi fordert daher eine Offensive, um den Fachkräfteanteil in bayerischen Kitas zu erhöhen. Dazu gehören nicht nur der Ausbau der Erzieherausbildung, sondern auch gezielte Fort- und Weiterbildungsangebote sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, um bestehende Fachkräfte zu halten.
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- Mit Material der Deutschen Presse-Agentur
- Pressemitteilung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft vom 04.12.2024