23 Euro ohne Beilage Hendl-Hammer im Paulaner-Zelt: Ist der Klassiker sein Geld wert?
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Wer ein Hendl mit Beilage essen will, zahlt im Paulaner-Zelt auf der Wiesn fast 30 Euro. Ist der Preis gerechtfertigt? Ein Test.
Wer auf die Wiesn geht, der hat am besten einen prall gefüllten Geldbeutel dabei. Das ist mittlerweile eine Binsenweisheit. Doch auch wer die noch nicht kennt, braucht sich nicht zu sorgen. Schon ein Blick auf die Speisekarte der Festzelte im Netz führt einem die Binse vor Augen – besonders wenn es um das Hendl auf der Speisekarte des Paulaner-Zelts geht.
Als saftig gegrillt wird es online beworben. Versehen ist der Eintrag mit einem Foto von einem fast schon unverschämt perfekt aussehenden Hendl mit reichlich Petersilie oben darauf. Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen – zumindest, bis man den Preis sieht. 23 Euro für ein halbes Huhn in Bioqualität. Auch auf dem Oktoberfest ist das ein Rekordwert, in jedem anderen großen Zelt ist das halbe Hendl ohne Beilage billiger. Dazu kommt – Münchner dürften es ahnen – dass der Klassiker trotz Rekordpreis nackert daher kommt. Also ohne Beilage.
Kartoffelsalat kostet noch einmal 6,50 extra
23 Euro für ein Hendl – kann so ein hoher Preis überhaupt gerechtfertigt sein? Das muss ich ausprobieren. Gemeinsam mit einer Kollegin – quasi als Verstärkung für meine Geschmacksnerven – mache ich mich auf den Weg zum Paulaner-Zelt. Nach kurzem Suchen ergattern wir einen Platz im gut gefüllten Biergarten, die Speisekarte dort liegt schon parat.
Kurzer Check noch einmal: Der Preis ist der gleiche, der online ausgeschrieben ist. Und da das Hendl ohne Beilage sich tatsächlich etwas einsam im Reporter-Magen fühlen würde, bestelle ich mir noch einen Kartoffelsalat dazu. Dazu soll es noch je eine Radlermaß für meine Kollegin und mich sein.
Keine Viertelstunde später tragen zwei Kellner die Maßen genau wie unser Objekt der Begierde an uns heran. Die schöne Grillfarbe springt uns direkt ins Auge. Teilen muss sich das Hendl den Teller nur mit einem Zitronentuch – für die kurze Säuberungsaktion nach der Schlemmerei. Der Kartoffelsalat für 6,50 Euro on top wird auf einem separaten Tellerchen gereicht.
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Für ein Hauptgericht und zwei Bier 60 Euro
Mit dem Bild im Netz hat das Hendl allerdings nichts gemein. Wer die Petersilie finden will, muss schon suchen – auf dem Rücken des Hendls fehlt jede Spur von ihr. Allenfalls darunter findet sich etwas, das irgendwann mal ein Petersilienstück gewesen sein könnte. Unappetitlich sieht das Hendl trotzdem nicht aus – für Volksfestverhältnisse geht das schon klar.
Also ab ans Werk. Geschmacklich lässt sich wirklich nicht meckern – das Fleisch ist saftig, die Haut gut gegrillt und würzig. Auch die Portionsgröße ist vollkommen in Ordnung. Satt wird eine Person davon allemal. Und der Kartoffelsalat? Da ist definitiv noch Luft nach oben. Über ein "schmeckt okay" kommt er aus meiner Sicht nicht hinaus.
Satt bin ich nach dem Schmaus im Paulaner-Garten. Würde ich das Hendl dort wieder bestellen? Wohl eher nicht. Denn – da holt uns die Binse wieder ein – für zwei Radler, ein halbes Hendl und den Kartoffelsalat stehen sage und schreibe 59,70 Euro auf der Rechnung. Auch unter Anrechnung des Wiesenbonus liegt dieses Huhn wegen des Preises schwer im Magen.
- Reporter vor Ort