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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Saisonstart im Forsthaus Valepp Manuel Neuers Geschäftspartner: "Wir sind nicht überteuert"

Das Forsthaus Valepp ist nach seiner Eröffnung wegen angeblich zu hoher Preise in die Kritik geraten. Zum Saisonstart äußert sich Wirt Johannes Rabl.
Sechs Millionen Euro haben Gastronom Johannes Rabl und sein prominenter Geschäftspartner Manuel Neuer in den Berggasthof Valepp südlich vom Tegernsee investiert. Kurz nach der Eröffnung gab es Kritik am Angebot. "Wenn man sich die Preise auf der Speisenkarte für Essen und Getränke ansieht, sollte das Gasthaus eher in Dubai stehen, absolute Frechheit", hießt es etwa in den Rezensionen.
Jetzt startet das Forsthaus in seine zweite Saison. Im Interview sagt Rabl, warum er die Preise für gerechtfertigt hält, und spricht auch über spontane Radtouren von Manuel Neuer.
t-online: Herr Rabl, eine Saison hat Ihr Forsthaus bereits hinter sich. Wie zufrieden sind Sie auf einer Skala von ein bis zehn?
Johannes Rabl: Zehn! Vor allem, wenn man an die ganze Vorgeschichte denkt. Das Forsthaus ist kein Gasthaus, das ich einfach übernommen und weitergeführt habe. Es ging hier wirklich bei null los. Wir haben die komplette Substanz generalsaniert und aus dem alten Forsthaus einen dem 21. Jahrhundert entsprechenden Gasthof mitten in den Bergen geschaffen. Das war ein langer Weg, uns wurden viele Steine in den Weg gelegt. Es gab etwa eine Petition im Landtag, die den Umbau verhindern sollte. Wenn ich mir den Gasthof jetzt anschaue, dann muss ich sagen, der Umbau und die Eröffnung waren ein überwältigender Erfolg.

Zur Person
Johanns Rabl ist in Niederbayern geboren und aufgewachsen. Seine Ausbildung hat er in einem 5-Sterne-Hotel absolviert. Nach einem Studium in der Schweiz hat er in verschiedenen Hotels auf der ganzen Welt gearbeitet. So managte er etwa die Geschicke eines Resorts auf den Malediven. Seit 2015 lebt er am Tegernsee. Neben dem Berggasthof Valepp leitet er auch das Hotel Leeberghof in Tegernsee.
Direkt nach der Eröffnung mussten Sie viel Kritik einstecken. Die Preise wurden im Netz lautstark kritisiert. Haben Sie Ihre Investition schon einmal bereut?
Nein, ich habe das nie bereut. Zu diesem Projekt gehört viel mehr als die Preise für einen Wurstsalat. Mein Ziel war es immer, diesen historischen Berggasthof für die Zukunft zu bewahren und ihn der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Die Gastronomie ist da ein Aspekt von vielen – und ich bleibe dabei, die Preise waren nicht zu hoch. Woanders kostet das Bier genauso viel. Der Unterschied ist, dass unser Forsthaus voll im Fokus der Öffentlichkeit steht. Die Leute interessieren sich dafür und haben dann im Internet im Schutze der Anonymität ihre Meinung dazu abgegeben. Ich habe die Preise kurz nach der Eröffnung hier und da angepasst, einfach um den Druck aus der ganzen Situation zu nehmen.

Das Forsthaus Valepp
Das 1841 erbaute Gasthaus liegt mitten im Mangfallgebirge, südöstlich von Rottach-Egern. Es ist nur zu Fuß oder mit dem Auto über eine kleine Mautstraße erreichbar. Bevor Rabl und Neuer den Gasthof saniert haben, stand er jahrelang leer. Das Gebäude ging zuvor per Erbpacht vom Freistaat Bayern an sie über, es steht unter Denkmalschutz.
Günstig ist es bei Ihnen aber nicht.
Wir sind nicht überteuert, sondern wir bieten Qualität. Wir arbeiten bei fast allen Zutaten mit regionalen Produzenten zusammen. Ich kann nicht den Preis von einem Stück Fleisch aus heimischer Jagd mit dem von Fleisch aus Massentierhaltung vergleichen. Das Landwirtschaftsministerium hat uns nach einem anonymen Test mittlerweile sogar ein Siegel für ausgezeichnete bayerische Küche verliehen. Qualität hat eben ihren Preis, aber der ist bei uns sicherlich nicht zu hoch.
Sie sind angetreten mit dem Versprechen, das Forsthaus zu einem Gasthaus für jedermann zu machen. War das zu ambitioniert?
Da stelle ich mal eine Gegenfrage: Was ist denn ein Wirtshaus für alle? Ich bin überzeugt, wenn ich in einem Haus ein warmes Hauptgericht für 16 Euro bekomme, dann ist es ein Wirtshaus für alle. Es geht hier um einen Gasthof, zu dem ich einen Ausflug mache, um mich verwöhnen zu lassen. Und wenn der eine oder andere geglaubt hat, dass meine Definition von einem Wirtshaus für alle sei, dass wir einen Schweinebraten für 7,50 Euro anbieten, dann wurde ich missverstanden. Die Leute kaufen sich im Fußballstadion ein Bier für 6,50 Euro aus dem Plastikbecher. Aber eine Halbe Bier für 4,90 Euro in einem aufwendig sanierten, denkmalgeschützten Haus mitten in den Bergen ist ihnen zu viel.
Welche Rolle spielt bei all der Kritik der Name Manuel Neuer?
Sein Name ist der Grund dafür, dass wir im Fokus stehen. Die Leute sind einfach interessiert, was der Herr Neuer sich da in den Bergen hat einfallen lassen. Wir haben im Internet Bewertungen von Menschen bekommen, die niemals einen Fuß in unser Haus gesetzt haben. Manuel Neuer hat mit den Preisen hier aber gar nichts zu tun. Wer damit Probleme hat, sollte mit mir sprechen.
Haben Sie sich eigentlich mit Manuel Neuer ausgetauscht, als die Preiskritik aufkam?
Selbstverständlich. Er weiß über alles Bescheid und war ja im letzten Jahr auch oft im Forsthaus. Manuel ist ein Vollprofi. Ihn bringt so etwas nicht aus der Fassung. Denken Sie doch mal an die Zeit, als er verletzt war, was die Leute im Internet da alles geschrieben haben.
Manuel Neuer und ich haben die Kritik sehr ernst genommen
Johannes Rabl – Gastronom
Das heißt, er hat ihnen damals Tipps gegeben?
Wir unterhalten uns als Geschäftspartner und Freunde. Das tut gut. Wir haben die Kritik beide sehr ernst genommen, aber nicht persönlich.
Mit Blick auf die neue Saison, die seit 1. Mai läuft: Was haben Sie den Winter über alles verändert?
Wir haben von Januar bis April noch das Dachgeschoss saniert. Dort sind noch einmal vier Familienzimmer dazugekommen. Außerdem haben wir noch kleinere Dinge erledigt, die uns im laufenden Betrieb aufgefallen sind. Jetzt ist wirklich das ganze Forsthaus für Gäste zugänglich. Die Wiedereröffnung am 1. Mai war ein voller Erfolg, der Biergarten war bis auf den letzten Platz gefüllt. Am Muttertag haben wir wieder Blasmusik da, es ist also wieder richtig was los bei uns.
Wissen Sie auch schon, wann Manuel Neuer das nächste Mal kommt?
Das kann ich nicht sagen. Sie können sich sicher vorstellen, dass der Kapitän vom FC Bayern einen sehr engen Terminkalender hat. Wenn der Biergarten gut gefüllt ist, steht er meistens auf dem Trainingsplatz oder im Stadion. Es ist also nicht so, dass Manuel jeden Tag da ist. Er kommt aber manchmal spontan mit dem Fahrrad oder der Familie.
Wo sind denn eigentlich Sie unterwegs, wenn Sie einmal Freizeit haben? Haben Sie einen Geheimtipp?
Also mein Lieblingsberg ums Forsthaus ist der Schinder. Der heißt auch wirklich Schinder, weil man sich schinden muss, wenn man raufgeht. Ich mache das entweder ganz früh am Morgen zum Sonnenaufgang mit meinem Hund oder nach der Arbeit zum Sonnenuntergang. Dann ist dort keiner unterwegs. Oben hat man einen Blick bis in den Alpenhauptkamm – man sieht den Großglockner, den Großvenediger und die Zugspitze. Dort kann man die Seele baumeln lassen.
Herr Rabl, vielen Dank für das Gespräch.
- Telefoninterview mit Johannes Rabl