Sicherheit auf dem Superbloom-Festival "Eine Art Glücksspiel mit 50.000 Menschen"
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Wenige Tage nach dem Anschlag von München findet das Superbloom-Festival statt. Doch wer als Reaktion darauf schärfere Einlasskontrollen erwartet, erlebt eine böse Überraschung.
Bis zu 50.000 Besucher feierten am Wochenende beim Superbloom-Festival im Olympiapark wieder eine riesengroße Party und ließen sich selbst vom Dauerregen am Sonntag nicht die Laune verderben. Auf den Bühnen im Olympiastadion heizten nationale und internationale Superstars wie Cro, Shirin David, Sam Smith, OneRepublic oder Calvin Harris den Fans ein, auf dem Gelände rundherum gab es viel zu entdecken. Und doch dürften nicht alle Besucher den Festivalbesuch so ausgelassen genossen haben wie noch in den Vorjahren.
Gerade einmal zwei Wochen lag der tödliche Messeranschlag in Solingen zurück, bei dem ein 26-jähriger Syrer drei Menschen getötet und acht weitere schwer verletzt hatte. Noch frischer waren die Erinnerungen an den Anschlag von München am Donnerstag, als ein 18-jähriger Österreicher mit einem Repetiergewehr auf das israelische Generalkonsulat sowie das NS-Dokumentationszentrum in München geschossen hatte. Dazu die zuletzt wegen Terrorverdachts abgesagten Konzerte von Taylor Swift in Wien.
Bei jedem Drittliga-Spiel gibt es schärfere Kontrollen
Doch wer nach all diesen Vorfällen gründliche Sicherheitskontrollen beim Superbloom erwartet hat, dürfte sich an den Eingängen nur verwundert die Augen gerieben haben. Ein Abtasten, wie es sogar bei jedem Drittliga-Fußballspiel vor wenigen Tausend Zuschauern üblich ist, gab es nicht, oder nur vereinzelt.
Das sei nur anlassbezogen erfolgt, da es nicht in allen Fällen angebracht sei, Besucher abzutasten, erklärten die Veranstalter auf Nachfrage. Und so beschränkten sich die Kontrollen in der Regel auf einen kurzen Blick in die mitgebrachten Taschen und Rucksäcke – und schon war man auf dem Gelände. Viel zu einfach, grob fahrlässig.
Wer es darauf angelegt hätte, hätte wohl so ziemlich alles mit auf das Superbloom-Festivalgelände schmuggeln können. Ein Messer in der Hosentasche, vielleicht sogar eine Pistole im Hosenbund – man will am besten gar nicht darüber nachdenken.
Die Organisatoren hingegen sollten genau das machen. "Die Sicherheit der Besuchenden hat für uns stets oberste Priorität", betonten diese zwar. Und: Alle Maßnahmen seien mit der immer in Bereitschaft befindlichen Polizei abgestimmt gewesen. Doch als richtig nachvollziehbar erschien das Sicherheitskonzept – zumindest für Außenstehende – nicht. Und genau denen sollte man doch eigentlich das Gefühl geben: "Macht euch keine Sorgen, wir haben hier alles im Griff."
Gefahren waren schon vor Solingen und München da
Ein guter Ansatz ist dabei der Einsatz von sogenannten Handsonden zum Erkennen von metallischen Gegenständen. Diese kamen auch beim Superbloom an beiden Tagen zum Einsatz. Jedoch nur punktuell, wie die Veranstalter erklärten. Eine 100-prozentige Untersuchung mittels Handsonden sei nicht Teil des abgestimmten Sicherheitsprotokolls gewesen, hieß es. Warum nicht, fragt man sich, wenn die Geräte doch vorhanden sind. So spielte man eine Art Glücksspiel mit 50.000 Menschen. In der Hoffnung, im Zweifelsfall die richtigen Personen zu kontrollieren.
Natürlich, das ist auch klar, wird es niemals möglich sein, alle Gefahren bei einem Event dieser Größenordnung auszuschließen. Das war auch schon vor Solingen, Wien und zuletzt München so. Wer auf eine solche Veranstaltung geht, weiß das und nimmt dies in Kauf. Nur ist das Thema jetzt präsenter denn je. Und mit dem Oktoberfest steht in nicht einmal zwei Wochen das nächste Großereignis in München an. OB Dieter Reiter und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner haben immerhin bereits angekündigt, das Ordnungspersonal dort verdoppeln zu wollen.
- Reporter vor Ort
- Schriftliche Anfrage an das Presseteam des Superbloom