Mosaik enthüllt Freddie Mercury ist zurück in München
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Queen-Fans haben in München einen neuen Pilgerort: Zu Ehren von Freddie Mercury wurde eine Gedenktafel enthüllt. An einem prominenten Ort.
Der schmächtige Mann mit dem mächtigen Schnauzer ist oft hierhergekommen ins Hotel Deutsche Eiche im Münchner Glockenbachviertel – zum Frühstücken, was in seinem Fall meist erst am späten Nachmittag geschah. Dann kam nach durchgefeierten Nächten gerne auch Herzhaftes auf den Tisch.
Etwa "Angel Hair Pasta", also dünne Nudeln mit Knoblauch und Chili. Und vor allem: Schweinsbraten mit Knödeln – oder wie der Mann sie nannte: "those fucking balls." Jener Liebhaber deftiger Speisen und Worte war niemand anderes als Freddie Mercury, Frontmann der Rockband Queen, der von 1979 bis 1985 in München lebte und dort "seine besten Jahre" verbrachte, wie Nicola Bardola betont.
An der Fassade der legendären Deutschen Eiche
Der Autor hat 2021 ein viel beachtetes Buch namens "Mercury in München" geschrieben, das entscheidend dazu beigetragen hat, dass die Zeit des Rockstars in der Stadt seither deutlich stärker beachtet und gewürdigt wird. Allein eine Pilgerstätte für Queen-Fans wie die Mercury-Statue in Montreux am Genfer See hat es in München nicht gegeben – bis jetzt.
Doch nun ist am Donnerstag ein Denkmal zu Ehren des Musikers in München enthüllt worden, und zwar an der Fassade der legendären Deutschen Eiche – also jenem Hotel-Restaurant samt Männersauna, das als einer der ältesten Treffpunkte der homosexuellen Szene in München gilt und obendrein eines von Freddie Mercurys Stammlokalen war.
Wo vor 39 Jahren der Sänger ein rauschendes Fest feierte
Die Idee sei vor mehr als zwei Jahren entstanden, als er mit Nicola Bardola und Herbert Hauke, dem früheren Leiter des Rockmuseums im Olympiaturm, zusammensaß, erzählt Dietmar Holzapfel. Der Wirt der Deutschen Eiche steht an diesem Vormittag auf einem Podest vor seinem Hotel, wo in wenigen Minuten das Denkmal enthüllt werden soll.
Anfangs sei ihnen eine Statue wie in der Schweiz vorgeschwebt, sagt Holzapfel. Doch diese Pläne scheiterten an den Auflagen der Stadt. In der Folge entschieden sich die drei Freddie-Fans für ein Mosaik an der Hauswand der Deutschen Eiche – nur einen Steinwurf entfernt vom einstigen "Old Mrs. Henderson", wo der Queen-Sänger exakt vor 39 Jahren seinen 39. Geburtstag mit einem rauschenden Fest feierte, das später Eingang ins Musikvideo zu "Living On My Own" fand.
Kaum Erinnerungsorte für Mercury
Seine Jahre in München seien für den als Farrokh Bulsara auf Sansibar geborenen Musiker prägend gewesen, sagt Dietmar Holzapfel. Und dennoch habe es bisher kaum Erinnerungsorte in der Stadt gegeben. Zwar wurde vor einigen Jahren eine kleine Seitenstraße nach Freddie Mercury benannt. Doch dort sei der Weltstar nie gewesen, sagt Holzapfel.
"Diese Straße findet keiner, und das weiß keiner." Und auch ein früheres Pissoir am Holzplatz, auf dem ein Graffiti mit den Konterfeis von Freddie Mercury, Albert Einstein und Rainer Werner Fassbinder prangt, sei "nicht besonders schön".
Ganz anders bewertet Holzapfel jenes großformatige Mosaik des Künstlers Franco Notonica, das kurz darauf zu den Klängen von "We Are the Champions" enthüllt wird. Auch Münchens Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) und Musikproduzent Reinhold Mack, ein enger Wegbegleiter Mercurys in dessen München-Zeit, sind dabei.
Soll zum Anziehungspunkt für Fans aus aller Welt werden
Das Kunstwerk – zusammengesetzt aus abertausenden winzigen Glassteinen – zeigt den 1991 verstorbenen Sänger im Achselshirt und mit Mikrofon in der Hand. Darunter der Schriftzug: "Munich 1979 – 1985." Geht es nach Dietmar Holzapfel, dann soll das Denkmal zu einem Anziehungspunkt und Selfie-Motiv für Queen-Fans aus aller Welt werden.
Zudem wolle man mit dem Kunstwerk auch daran erinnern, dass Freddie Mercury in München – anders als im Film "Bohemian Rhapsody" dargestellt – eine ausgesprochen schöne Zeit verlebte. Hier konnte er abseits des Scheinwerferlichts seine Homosexualität ausleben, hier führte er eine intensive Liebesbeziehung mit dem Gastronom Winfried Kirchberger, hier feierte er wilde Partys in der Schwulenszene des Glockenbachviertels. Und hier ließ er sich die bayerische Küche schmecken – inklusive den "fucking balls".
- Reporter vor Ort