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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mann in München erschossen "Wir gehen nicht davon aus, dass es sich um Mord handelt"
In Milbertshofen kommt es zu einem tödlichen Streit. Die Polizei fahndet öffentlich nach dem mutmaßlichen Täter – mit Erfolg. Am Donnerstag klickten die Handschellen.
Zweieinhalb Wochen nachdem ein 24-jähriger Mann in München erschossen worden ist, hat die Polizei am Freitag einen Ermittlungserfolg vermeldet. Wie der Leitende Ermittler Stefan Beer im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gab, nahmen Beamte des Landeskriminalamts Baden-Württemberg gemeinsam mit Münchner Zielfahndern unter Einbindung des Spezialeinsatzkommandos einen Tatverdächtigen in Baden-Württemberg fest.
Bei dem mutmaßlichen Schützen handelt es demnach um einen 21 Jahre alten Deutsch-Marokkaner, der seit Mai ohne festen Wohnsitz in Deutschland ist. Zwischen Opfer und Täter war es nach bisherigen Erkenntnissen zunächst zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen, in deren Verlauf ein Schuss fiel. Der 24-Jährige starb im Krankenhaus.
Offenbar Tat im Drogenmilieu
Der Tatverdächtige sei bislang noch nicht polizeilich in Erscheinung getreten, erklärte Beer. Im Gegensatz zu seinem Opfer, das bereits fünf Einträge in seiner Strafakte vorzuweisen hatte – davon vier wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Schon früh war die Polizei in ihren Ermittlungen davon ausgegangen, dass es sich um eine Tat im Drogenmilieu handeln könnte. Ein Verdacht, welcher sich durch den Fund eines sogenannten Drogenbunkers erhärtete. Unweit des Tatorts seien circa 20 Kilogramm Marihuana sowie etwa 800 Gramm Crystal Meth gefunden worden.
Auf die richtige Spur brachte die Ermittler schließlich der Hinweis einer Zeugin. Im Rahmen einer Öffentlichkeitsfahndung hatte die Polizei nach einem schwarzen Audi A3 gesucht, mit dem der Verdächtige vom Tatort in Milbertshofen geflüchtet war. Auf Überwachungsvideos war zwar das Auto zu erkennen, nicht aber das Kennzeichen. "Allein in München gibt es über 1.200 schwarze Audi A3", erklärte Beer die Schwierigkeit.
Die Frau entdeckte schließlich ein entsprechendes Modell mit abmontierten Kennzeichen im Münchner Stadtbezirk Pasing-Obermenzing. Ein Volltreffer. "Der war es dann", sagte Beer. Am Auto waren Blutspuren, es wurde von der Polizei abgeschleppt und untersucht. Fünf Tage nach der Tat habe sich der dringende Tatverdacht gegen den Fahrzeughalter konkretisiert, woraufhin ein Haftbefehl erlassen wurde.
Ermittlungen stehen erst noch am Anfang
Nach seiner Verhaftung wurde der 21-jährige Tatverdächtige nach München gebracht. Dort soll er im Laufe des Tages einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Bei der Staatsanwaltschaft geht man nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen von Totschlag aus. "Wir gehen nicht davon aus, dass es sich um einen Mord handelt", erklärte die Stellvertretende Pressesprecherin Juliane Grotz.
Da der Beschuldigte bereits 21 Jahre alt ist, sei er im Falle einer Verurteilung nach Erwachsenenstrafrecht zu ahnden. Auf Totschlag steht eine Freiheitsstrafe zwischen fünf und 15 Jahren. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg, wie Grotz unterstrich: "Die Ermittlungen sind mit der Festnahme des Beschuldigten bei Weitem nicht abgeschlossen. Ganz im Gegenteil – sie stehen am Anfang."
- Pressekonferenz des Polizeipräsidiums München am 21. Juni 2024