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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rammstein-Auftritt in München Mit diesem Satz lässt Lindemann aufhorchen
Das erste München-Konzert von Rammstein wird von den massiven Vorwürfen gegen Sänger Lindemann überschattet. Der fällt ganz kurz aus der Rolle.
Von Gregory Dauber aus München, mit Philip Buchen
Was denkt Till Lindemann über die massiven Vorwürfe, die ihm mehrere Frauen derzeit machen? Hat der Rammstein-Sänger seine Macht missbraucht, um junge Frauen für Sex zu benutzen? Oder können ihm seine Fans vertrauen? Schließlich hat die Band ja bislang alle Vorwürfe zurückgewiesen.
Beim ersten München-Konzert der Band am Mittwochabend im Olympiastadion waren alle Augen auf den 60-Jährigen gerichtet. Aufmerksamen Zuschauern entging nicht, dass Rammstein das Programm an einigen Stellen angepasst hatte – und der Sänger in einem Moment sogar ganz aus der Rolle fiel.
Rammstein in München: Lindemann zögert
Was kann man einem Star noch glauben, wenn so viele Vorwürfe gegen ihn im Raum stehen? Die Frage ist offen, und auch Lindemann scheint damit zu kämpfen. Einen kleinen Einblick in sein Innenleben gab der Sänger möglicherweise gegen Ende des Konzerts.
Der Ausrutscher kommt zu Beginn des Songs "Ich will". Der Rammstein-Klassiker beginnt mit den Worten "Ich will, dass ihr mir vertraut." Lindemann ruft die Zeilen in den Olympiapark, und fällt dann kurz aus der Rolle. Er schnaubt ein wenig. Auf den Stadionbesucher wirkt es so, als sei Lindemann selbst gerade klar geworden, was er da singt. Als frage er sich selbst, ob ihm die Menschen im Publikum noch vertrauen können. Oder lacht er über die Vorwürfe?
Lindemann fängt sich schnell wieder. Macht weiter, als sei nichts passiert. Das typische Rammstein-Programm eben.
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Band streicht Song aus dem Programm
Die Stimmung vor dem Olympiastadion war am Abend immer wieder gereizt: Vor der Halle hatten sich einige Demonstranten versammelt, die wegen der Vorwürfe gegen Lindemann protestiert hatten. Dabei kam es zu verbalen Auseinandersetzungen und wohl auch sexistischen Sprüchen gegen die jungen Frauen, die sich vor dem Stadion versammelt hatten.
Die Polizei musste einzelne aggressiv auftretende Fans von den Protestierenden fernhalten.
Keine Penis-Schaumkanone
Die Band passte das übliche Showprogramm an: Der Song "Pussy" wurde überraschend von der Setliste der Band gestrichen. Darin heißt es etwa: "You've got a pussy, I have a dick. So what's the problem? Let's do it quick." Mal eben schneller Sex, weil man ja die passenden Geschlechtsorgane hat – auf diese Botschaft wollte Rammstein am Mittwochabend wohl verzichten. Und auch auf die Inszenierung: Dabei bespritzt Lindemann das Publikum sonst mit einer riesigen, penisförmigen Schaumkanone.
Die lyrische Beschreibung eines sexuellen Übergriffs brachte Rammstein dann aber doch auf die Bühne: "Du riechst so gut" fand wie geplant statt. In dem Song, der auf Patrick Süskinds Roman "Das Parfüm" anspielt, heißt es unter anderem: "Du riechst so gut, ich finde dich. So gut, so gut, ich steig’ dir nach. Du riechst so gut, gleich hab' ich dich. Ich warte, bis es dunkel ist. Dann fass' ich an die nasse Haut. Verrate mich nicht. Oh, siehst du nicht, die Brücke brennt. Hör auf zu schreien und wehre dich nicht, weil sie sonst auseinanderbricht."
Zum Abschluss kniet Lindemann vor seinen Fans. Und verschwindet anschließend in die Nacht. Ohne ein Wort zu den Anschuldigungen, die im Raum stehen.
- Besuch des Rammstein-Konzerts am Mittwochabend