Oktoberfest Skandal-Wirt bittet um "Entschuldigung"
Der umstrittene Wiesnwirt Peter Reichert entschuldigt sich in einer Ansprache für seine vielen Fehltritte. Doch zeitgleich meldet sich die Staatsanwaltschaft zu Wort und hält dagegen.
Zum ersten Mal tritt der Gastronom Peter Reichert nach zahlreichen Vorwürfen in seinem Lokal in der Münchner Altstadt am Marienplatz vor die Presse und bittet alle Anwesenden in einem fünfminütigen Statement um Entschuldigung – unter anderem aufgrund einer Schlägerei mit einem Mitarbeiter auf dem Oktoberfest und Hygienemängeln in seiner Wirtschaft und im Festzelt. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung".
"Ich bitte sie heute vom ganzen Herzen um Entschuldigung", zitiert die Zeitung den Wirt. "Sehr, sehr leid" tue es ihm. Neben ihm stehen seine Lebensgefährtin Franziska Kohlpaintner und Kommunikationsberater Peter Jordan. Niemals habe er vorsätzlich verdorbene Lebensmittel an Kunden weitergegeben.
Wirt legt neues Hygienekonzept vor
Reichert sei selbst gelernter Koch und kaufe immer nur die beste Qualität ein. Außerdem hätte er bereits ein neues Hygienekonzept entwickelt, das den höchsten Standards entspreche. "Das Kreisverwaltungsreferat hat sich das vergangene Woche angesehen und war – kann ich so sagen – begeistert", zitiert ihn die "Süddeutsche Zeitung".
Doch zeitgleich meldet sich auch die Staatsanwaltschaft in einer Stellungnahme zu Wort, die t-online vorliegt. Es ginge gar nicht um verdorbene Lebensmittel, sondern um "gravierende Hygienemängel, bis hin zum Schädlingsbefall."
Staatsanwaltschaft ermittelte 14 Monate
Lebensmittelkontrolleuren vom Kreisverwaltungsreferat der Stadt München hätten sein Wirtshaus "Donisl" und auch die "Bräurosl", das Festzelt auf der Wiesn, kontrolliert und beide Male "erhebliche Mängel" festgestellt. "Es verwundert, wenn dies als subjektive Wertung der Behörden abgetan wird", heißt es weiter in der Stellungnahme.
Doch das waren nicht die einzigen Fehltritte des Münchner Gastronomen. Auf dem Oktoberfest schlug er einem Mitarbeiter ins Gesicht. Das Verfahren wurde allerdings unter Geldauflage eingestellt. Außerdem gab es in Reicherts Lokal eine Zollrazzia, deren Ergebnis noch ausstehend ist. Schlagzeilen machte der Gastronom auch, als er die traditionelle Blaskapelle Josef Menzl mit einer Partyband auf dem größten Volksfest der Welt austauschte.
Fall könnte vor Gericht landen
Aufgrund des Strafbefehls wollte der Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) die Zuverlässigkeitsprüfung durch das Kreisverwaltungsreferat nochmals "anstoßen", wie er im Gespräch mit t-online berichtete. Denn die Entscheidung sei den Bürgern schwer vermittelbar.
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Erkennt das Kreisverwaltungsreferat Reichert die Zuverlässigkeit ab, dürfte er sein Lokal und das Wiesn-Festzelt nicht weiterführen.
Gegen den Strafbefehl kann Peter Reichert innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung Einspruch einlegen. Das habe er auch vor, wie die "Bild" zuerst berichtete. In diesem Fall findet eine Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht München statt, in der das Gericht über den Sachverhalt unter anderem durch Zeugenbefragungen entscheidet.
- sueddeutsche.de: "Ein Wiesn-Wirt entschuldigt sich"
- Stellungnahme der Staatsanwaltschaft vom 21. April 2023
- Eigene Recherchen