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München

Oktoberfest 2025: Wiesn-Zelt "Münchner Stubn" verbannt Bargeld


Drohungen gegen Wirtsleute
Wiesn-Festzelt verbannt Bargeld und kassiert heftige Reaktionen


01.08.2025 - 17:16 UhrLesedauer: 3 Min.
Die Münchner Stube hat einen drastischen Schritt angekündigt – der für Diskussionen sorgt.Vergrößern des Bildes
Die Münchner Stube hat einen drastischen Schritt angekündigt – der für Diskussionen sorgt. (Quelle: Patrick Stäbler/t-online)
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Als erstes Wiesn-Zelt nimmt die "Münchner Stubn" kein Bargeld mehr an – eine Entscheidung, die heftige Reaktionen hervorruft. Ein Schritt in die Zukunft oder ein Verlust der Wahlfreiheit.

Unübersehbar hängen die Hinweise am Eingang der Gaststätte direkt am Münchner Hauptbahnhof. "No Cash! Kein Bargeld!" steht dort an der Tür. Daneben hängt ein Zettel mit durchgestrichenem Banknoten-Piktogramm, während unter den Symbolen für Karte, Handy und Smartwatch je ein Haken zu sehen ist.

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Nun wäre allein dies kein großer Aufreger, schließlich gibt es einige Orte in der Stadt, wo nur noch bargeldlos bezahlt werden kann – zumal am Hauptbahnhof, wo das Publikum internationaler ist als anderswo. Doch die Besitzer dieser Gaststätte in der Bayerstraße, die "Münchner Stubn", betreiben auch ein gleichnamiges Festzelt auf dem Oktoberfest. Und als sie kürzlich verkündet haben, dass sie bei der diesjährigen Wiesn dort ebenfalls das Bargeld abschaffen, hat dies heftige Reaktionen ausgelöst – von empörtem Entsetzen bis zu lautstarkem Lob.

"Eigentlich keine Riesensache"

"Dabei ist das doch eigentlich keine Riesensache", sagt Kathrin Wickenhäuser-Egger, die mit ihrem Ehemann Alexander Egger auf der Wiesn die "Münchner Stubn" mit 400 Sitzplätzen führt. Wobei die 46-Jährige natürlich weiß: Die Beziehung der Deutschen zum Bargeld ist mindestens so innig wie die der Münchner zur Wiesn. Und so ist es doch etwas Besonderes, wenn sich nun erstmals beim Oktoberfest ein Zelt von Scheinen und Münzen verabschiedet.

Tobias Ruff, der für die ÖDP im Stadtrat sitzt, fragt: "Wo kämen wir hin, wenn Kinder und Jugendliche mit ihrem Taschengeld keine Karussellfahrten oder gebrannte Mandeln kaufen könnten? Oder sich nur derjenige eine Maß im Bierzelt gönnen könnte, der eine Kredit- oder EC-Karte hat?" Seine Fraktion hat daher einen Antrag eingereicht, wonach das Rathaus bei der Vergabe von Standplätzen und Zulassungen auf der Wiesn eine Bargeldannahmepflicht in die Verträge aufnehmen soll. In ihrer Begründung prangert die ÖDP auch die Entscheidung der "Münchner Stubn" an, die "dem Prinzip der Wahlfreiheit widerspricht und Menschen faktisch ausschließen kann".

"Für die meisten ist das bequemer"

Einige Mails mit ähnlichem Inhalt habe ihr Betrieb erhalten, berichtet Kathrin Wickenhäuser-Egger. Hinzu seien "Drohungen von Schwurblern" gekommen. Dabei sei es heute doch so, dass vielerorts kein Bargeld mehr angenommen werde, etwa in der Allianz Arena. Und die Vorteile für den Betrieb lägen auf der Hand: "Es ist sauber, transparent und spart Zeit." So sei die Gefahr von Falschgeld gebannt, man müsse kein Wechselgeld vorhalten und brauche weder Tresore noch Einzahlungsautomaten für die Mitarbeitenden, sagt Kathrin Wickenhäuser-Egger. "Früher war für den Betrieb das Bezahlen mit Karte teurer, heute ist das Bezahlen mit Bargeld teurer."

Aus all diesen Gründen kann man in der "Münchner Stubn" am Hauptbahnhof seine Rechnung seit einigen Monaten nur noch mit Karte, Handy oder Smartwatch begleichen. Und die Erfahrungen seien bislang überwiegend positiv, betont die Wirtin. "Für die meisten ist das bequemer." Und gerade für ihre vielen internationalen Gäste vollkommen normal. Auch "die immer wiederkehrende Frage zum Trinkgeld" sei kein Thema, sagt Wickenhäuser-Egger. "Das kann mit Karte bezahlt oder dem Mitarbeiter in bar gegeben werden."

Ganz andere Erfahrungen hat da Lorenz Stiftl gemacht, der ebenfalls verschiedene Lokale und auf der Wiesn das "Volkssängerzelt Schützenlisl" betreibt. Er habe in einem Restaurant in der Innenstadt das Bargeld einmal probeweise drei Monate lang verbannt, erzählt Stiftl. Die Folge seien spürbare Umsatzverluste gewesen – "bestimmt zwanzig Prozent". Zudem würde in seinem Festzelt auf der Oidn Wiesn die Mehrheit der Gäste immer noch mit Bargeld bezahlen, sagt Lorenz Stiftl. Daher sei – bei allen Vorteilen, die auch er nennt – ein Verzicht auf Scheine und Münzen für ihn derzeit kein Thema.

"Man sollte schauen, wo’s Sinn macht – und wo nicht"

Eine Lösung für alle lehnt auch Kathrin Wickenhäuser-Egger ab: "Wir sind nicht für die Abschaffung des Bargelds. Man sollte schauen, wo’s Sinn macht – und wo nicht." Was sie jedoch störe, sagt sie, sei die pauschale Kritik. "Ich würde mir wünschen, dass man die Unternehmen ihre eigene Politik fahren lässt. Und dass sie sich auch trauen dürfen, etwas auszuprobieren."

Nach ihrer Entscheidung, als erstes Festzelt auf Bargeld zu verzichten, habe sie unter anderem den Vorwurf gehört, dass dies die 90-jährige Oma ausgrenzen würde, die auf der Wiesn eine Maß Bier trinken will, sagt Kathrin Wickenhäuser-Egger und lacht. "Aber ganz ehrlich: Wenn eine 90-jährige Frau bei mir ein Bier trinken will, dann gehe ich hin und lade sie gerne darauf ein."

Verwendete Quellen
  • Interview mit Kathrin Wickenhäuser-Egger
  • Interview mit Lorenz Stiftl

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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