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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Münchner Lach- und Schießgesellschaft vor Pleite Bruno Jonas: Nur ein "Wunder" könnte den Laden retten
Eine deutschlandweit einzigartige Kabarett-Institution steht vor dem Aus. Denn drei Gesellschafter streiten sich. Dabei wollen alle die Zukunft des Theaters sichern.
Der Ton zwischen den drei Gesellschaftern Laila Nöth, Stefan Hanitzsch und Bruno Jonas ist rau. Denn die Lach- und Schießgesellschaft ist eigenen Angaben zufolge fast pleite. Dem Laden fehlt ein Geschäftsführer, nachdem Stefan Hanitzsch durch Nöth und Jonas abgesetzt wurde. Die Angestellten warten aktuell noch auf ihr Geld. Auch ein neuer Investor wird gesucht. Doch es gibt viele Probleme zu lösen, bevor die Tür wieder aufgesperrt werden kann. Deshalb zoffen sich die Gesellschafter seit einigen Tagen.
Der Hintergrund: Til Hofmann, Ziehsohn von Gesellschafter Bruno Jonas, war 21 Jahre lang der Chef der Münchner Lach- und Schießgesellschaft – bis 2021. Ihm wird ein Interessenkonflikt vorgeworfen, weil der Unternehmer nebenbei auch für andere Theaterbühnen in München zuständig war – unter anderem für das Lustspielhaus, Vereinsheim, Milla und Bellevue di Monaco. Das diese Vorwürfe im Raum stehen, bestätigte der niederbayerische Kabarettist, und Gesellschafter der Lach- und Schießgesellschaft, Bruno Jonas dem "Münchner Merkur".
Abberufener Geschäftsführer soll für Chaos verantwortlich sein
Die schlechte wirtschaftliche Lage des Kabarett-Theaters habe Hofmann allerdings nicht zu verantworten. Es seien hin und wieder trotzdem bayerische Kabarett-Ikonen im "Lach- und Schieß" aufgetreten, darunter Künstler wie Luise Kinseher und Alfred Dorfer. Bruno Jonas, der auch dreimal die Fastenpredigt auf dem Münchner Nockherberg hielt, soll hingegen dort nie gespielt haben. Die Bühne sei zu klein für ihn gewesen.
Der wiederum zeigt mit dem Finger auf jemand anderes: "Verantwortlich für die momentan schwierige Lage ist der abberufene Geschäftsführer Stefan Hanitzsch", sagt Jonas im Interview mit t-online. Hanitzsch übernahm die Kult-Institution vor zwei Jahren. Ihn "zum Geschäftsführer zu bestellen, war ein Fehler", ergänzt Jonas.
Ex-Gesellschafterin Hildebrandt steigt in Debatte ein
Der 2013 verstorbene Dieter Hildebrandt war Gründungsmitglied der Lach- und Schießgesellschaft. Auch seine Frau, die 2018 aus dem Kultladen ausstieg, mischte sich in den Zoff ein: "Dieter Hildebrandt würde sich im Grab umdrehen und mir tut das richtig weh", erzählte sie der "Bild". Sie habe die "Lach und Schieß" verlassen, weil sie Bruno Jonas am Ende nicht mehr ertragen konnte.
"Sprich mal mit deiner Frau. Wir tun alles, um den Laden zu retten". Das, erklärt Jonas im Gespräch mit t-online, würde er zu Dieter Hildebrandt sagen, wenn er noch lebendig wäre. "Ich denke darüber nach, wie wir die Lach- und Schießgesellschaft erhalten können." In einer Jonas Worte ergänzenden Pressemitteilung heißt es: "Wir hoffen sehr, dass der Spielbetrieb im Laden wieder aufgenommen werden kann, der Stadt fehlt ein Theater dieser Größe – in jeder Hinsicht – sehr."
Kulturreferent soll vermitteln
Dass die Lach- und Schießgesellschaft eine wirkliche Institution in München ist, bestätigt auch Anton Biebl, Kulturreferent der Stadt. "München würde etwas fehlen, wenn es sie nicht mehr geben würde", erklärt er dem Norddeutschen Rundfunk. Biebl soll jetzt zwischen den verschiedenen Parteien vermitteln, da das Kabarett-Theater auch einen Wert für die Stadt darstelle.
Was es allerdings braucht, um die Lach- und Schießgesellschaft zu erhalten? "Ein Wunder", sagt Bruno Jonas. Was auch helfen könnte: "Weniger übereinander, mehr miteinander reden." Der Blick in die Vergangenheit helfe nicht. "Wir bitten, Ruhe einkehren zu lassen."
Jetzt wird zunächst ein neuer Geschäftsführer gesucht. Denn ohne kann der Laden nicht laufen. Im Gespräch mit der Lach- und Schießgesellschaft soll unter anderem der Medienunternehmer und FDP-Landtagsabgeordnete Helmut Markwort sein.
- Schriftinterview mit Bruno Jonas
- merkur.de: "Bruno Jonas will die Lach- und Schießgesellschaft retten: "Wir geben nicht auf"
- bild.de: "Dieter Hildebrandt dreht sich im Grabe um!"
- sueddeutsche.de: "Es kann eine Lösung zum Überleben geben"
- abendzeitung.de: "Kult-Kabarett der Lach- und Schießgesellschaft: Ist das Ende endgültig?"
- ndr.de: "Zukunft der Münchner Lach- und Schießgesellschaft ungewiss"
- Eigene Recherchen