Wiesn-Wirt tauscht Band nach Kritik aus Blasmusik-Fans greifen Ballermann-Liebhaber an
In einem Wiesn-Zelt wollte nicht so recht Stimmung aufkommen. Doch auch mit einer neuen Band ist der Streit um die Musik noch nicht vorbei.
An der Musik auf der Wiesn scheiden sich die Geister: Im Festzelt "Bräurosl" wollte der neue Wirt Peter Reichert traditionellere Akzente setzen und engagierte eine Blasmusikkapelle für das diesjährige Oktoberfest. Doch die kam offenbar nur bei einem Teil der Besucher gut an. "Miese Stimmung", hieß es unter anderem in den Google-Bewertungen des Festzelts – und der Festwirt sah sich gezwungen, kurzerhand die Band auszutauschen, jedenfalls für abends. Damit allerdings ist der Zoff um die Musik auf der Wiesn offenbar noch nicht beigelegt.
Im Internet und im "Bräurosl" selbst treffen nun die Fans von Blasmusik auf diejenigen, die so gar nichts damit anfangen können. Am Mittwochabend gab die Kapelle Josef Menzl ihren vermeintlich letzten Auftritt in dem Zelt, laut "Merkur" kündigte der Frontmann die anschließend spielende Band Erwin und die Heckflossen so an: "In einer Viertelstunde müssen wir die Bühne an die Partyhits übergeben."
Mit Plakaten für die Blasmusik – und gegen Ballermann-Hits
Dazu ertönen laut dem Bericht aus dem Publikum "Menzl"-Sprechchöre, und ein paar Zuschauer haben gar Plakate mitgebracht, um ihre Liebe zur Blasmusik der Band zu zeigen – und gleichzeitig zu fordern, keine Ballermann-Hits in dem Zelt zu spielen.
Zuvor waren die Fans offenbar nicht laut genug gewesen: Aufgrund von schlechten Bewertungen soll die Zelt-Eigentümerin, die Paulaner-Brauerei, auf Wirt Peter Reichert zugegangen sein, der daraufhin die Band am Abend austauschte. Tagsüber soll es weiterhin Blasmusik geben. Das kündigte schließlich Paulaner-Chef Andreas Steinfatt auf einer Pressekonferenz am Mittwoch mit. Man habe das Publikum "in Feierlaune unterschätzt" zitiert ihn die "Abendzeitung". Teile des Publikums kämen "mit der traditionellen Musik nicht so ganz gut klar". Darum reagiere man nun.
Neue Band im "Bräurosl": Stimmung "am Kochen"
Und die Band selbst? Auf Instagram teilte die Kapelle Josef Menzl ein Statement von Hacker-Pschorr, schreibt allerdings selbst nichts dazu. Zuvor hatte der Bandleader gesagt, man könne "den Leuten nicht einen Musikstil aufzwingen". In den Google-Bewertungen des "Bräurosl" unterdessen zeigt sich, dass der Streit um die Musik noch nicht vorbei ist: Mittlerweile solidarisieren sich auch hier viele mit der Blasmusikkapelle. "Schlimm, dass die 'Ballermann'-Fraktion auch hier das Sagen hat", reagiert einer auf den Bandwechsel. Andere loben den Sound von Josef Menzl als "hervorragende, handgemachte Blasmusik".
Doch es gibt auch Fans des Wechsels auf der Bühne – und die berichten von einem Wechsel der Stimmung: Diese sei mit Erwin und die Heckflossen "am Kochen" gewesen. "Wiesn-Stimmung, wie man sie in einem großen Zelt kennt und sich wünscht", schreibt einer, nachdem er das erste Mal die neue Band gehört hat. Die Kommentare lassen auch durchscheinen, dass offenbar der umstrittene Ballermann-Hit "Layla" gespielt wurde. Mit welchem Text, das ist jedoch nicht überliefert.
Ob der Kampf um die Stimmung im "Bräurosl" damit beendet ist, bleibt unklar. Immerhin: Zwischen den beiden Kapellen fließt kein böses Blut. Die Mitglieder der Regensburger Band Erwin und die Heckflossen seien Freunde von Menzl, berichtete die "Abendzeitung". Und der sendete am Mittwochabend laut "Merkur" ein versöhnliches Statement, bevor er von der Bühne ging: "Wir Bayern gehören alle zusammen und feiern mit allen. I kimm zu eich runter und feier mit euch."
- merkur.de: "Zoff um Wiesn-Zelt: Josef Menzl bekommt enorme Solidarität"
- abendzeitung-muenchen.de: "Aufregung um Blaskapelle: Erwin und die Heckflossen übernehmen in der Bräurosl"
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche