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München

Oligarchen-Razzia am Tegernsee: Usmanow verwendete wohl eingefrorenes Geld


Razzia im "Geisterhaus"
Oligarchen-Villen in Bayern: Wieso die Steuerfahnder jetzt zuschlugen

Von t-online, ads, kwi

Aktualisiert am 14.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Der russische Milliardär Alischer Usmanow (Archivbild) besitzt mehrere Häuser am Tegernsee. Eines davon sei aktuell ein "Geisterhaus".Vergrößern des BildesDer russische Milliardär Alischer Usmanow (Archivbild) soll mehrere Häuser am Tegernsee nutzen: Eines davon sei aktuell ein "Geisterhaus". (Quelle: Privat / Klaus Wiendl)

Am beschaulichen Tegernsee werden Villen, die Putin-Freund Alisher Usmanow zugeordnet werden, durchsucht. Sein luxuriöser Lebensstil wurde ihm zum Verhängnis.

Die Fahnder kamen, als die Herbstnebel über dem Tegernsee gerade verflogen waren: Nicht mit Gebrüll, sondern in aller Ruhe, wie Augenzeugen berichteten, machten sich Polizisten und Steuerfahnder an die Durchsuchung der Villen des Milliardärs Alisher Usmanow. Dennoch sorgen sie für Aufsehen in Rottach-Egern: "Alles ist seit Stunden mit rotweißen Bändern abgesperrt, selbst mir wird der Zugang zu meinem Haus erschwert", erzählt eine Nachbarin einem Reporter vor Ort.

Schwerbewaffnete Polizisten gehen demnach in Usmanows zwei Immobilien in der Fischerstraße ein und aus, immer wieder führen Fahrzeuge vor. "Ab und zu kommt auch einer von den Wachleuten", glaubt die Augenzeugin erkannt zu haben. Genau sie könnten Usmanow zum Verhängnis geworden sein.

Verdächtiger soll eingefrorenes Geld weiter genutzt haben

Die Staatsanwaltschaft München II bestätigt die Identität des Tatverdächtigen zwar nicht, ein Reporter vor Ort kann jedoch bestätigen, dass es sich um Villen handelt, die dem milliardenschweren Oligarchen Alisher Usmanow zugeordnet werden. Usmanow war im Zuge von EU-Sanktionen gegen kremlnahe Personen auch auf einer entsprechenden Liste gelandet. Dennoch hat er der Staatsanwaltschaft zufolge seine Anwesen am Tegernsee weiterhin von einer Sicherheitsfirma bewachen lassen und damit auch sein eigentlich eingefrorenes Geld verwendet.

Für die Ermittler liegt damit der Anfangsverdacht eines Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz (AWG) vor. Zudem wird vier weiteren Personen aufgrund der Bewachung und der Annahme des Geldes Beihilfe vorgeworfen.

Recherchen des "Merkur" zufolge könnte es sich bei der Sicherheitsfirma um ein Kieler Unternehmen handeln: Luxuslimousinen der Firma waren im April von Ermittlern in einer naheliegenden Tiefgarage gefunden worden. Die Sicherheitsleute sollen demnach nahe der Villen eine Wohnung gemietet und Usmanow von dort aus versorgt haben – unter anderem auch mit Mahlzeiten aus einem Luxushotel, in dem der Oligarch sich öfter eingemietet hatte.

Alisher Usmanow gilt als einer der reichsten Männer seines Landes und als Freund von Wladimir Putin. Die EU wirft ihm vor, als Strohmann für Putin gedient zu haben. Vier Immobilien soll er in Rottach-Egern haben. Der mögliche Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz ist dabei nicht der einzige Vorwurf gegen den Milliardär: Die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt und das Bundeskriminalamt (BKA) ermitteln auch wegen Geldwäsche.

CSU-Wahlkreisabgeordneter: Usmanow "trägt Putin und den Krieg weiter mit"

Usmanow soll nach Reporter-Informationen seit 2013 regelmäßig am Tegernsee gewohnt haben. Er soll jedoch während seiner Zeit in Rottach-Egern keine Steuererklärung eingereicht haben, wie BR und MDR berichten. Laut "Spiegel" könnte der Russe Einkommens- und Schenkungssteuern in Höhe von insgesamt rund 555 Millionen Euro hinterzogen haben.

Nach Angaben der Behörden soll der tatverdächtige Russe zwischen 2017 und 2022 mehrere Transaktionen von Geldern veranlasst haben, um deren Herkunft zu verschleiern. Dabei habe er sein umfangreiches und komplexes Netzwerk an Unternehmen und Gesellschaften genutzt, überwiegend in sogenannten Offshore-Staaten. Die Ermittler halten es für möglich, dass das Geld aus Straftaten stammt, vor allem Steuerhinterziehung. Das Volumen bewegt sich nach bisherigen Erkenntnissen im mehrstelligen Millionenbereich.

Alexander Radwan, CSU-Wahlkreisabgeordneten für Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach, heißt es gut, "dass nach vielen Monaten der Sanktionierung nun konkrete Schritte eingeleitet werden". Usmanow habe in den letzten Monaten wohl teure PR-Berater bezahlt, um sein Image zu retten und seine große Liebe zum Tegernsee zu bekunden. Doch mit seinem Schweigen zum brutalen Vernichtungskrieg des Kremls "trägt er Putin und den Krieg weiter mit und muss mit aller Konsequenz weiter sanktioniert werden".

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Statement von Alexander Radwan
  • justiz.bayern.de: Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft München II vom 21. September 2022
  • Nachrichtenagentur dpa
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