Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Lautes Grollen zu hören Erdbeben am Ort des G7-Gipfels: "Man hört bereits die Aluhüte rascheln"
Neun Tage vor dem G7-Gipfel bebt die Erde nahe Schloss Elmau, wo bald die Staats- und Regierungschefs der G7-Länder aufeinander treffen. Auch ein lautes Grollen ist zu hören. Grund zur Sorge?
Kurz nach Mitternacht hört ein Bekannter von Jens Skapski ein Grollen. Der Bekannte wohnt in der Region Mittenwald, ganz in der Nähe von Schloss Elmau. Dort wird in weniger als zwei Wochen der G7-Gipfel stattfinden. Einige Anwohner in der Region googeln noch in der Nacht, um herauszufinden, woher das Grollen und die Erschütterung kamen. Eine Sprengung, oder springende Festival-Besucher, wie kürzlich in Berlin?
Nein, sagt Jens Skapski, der die Seite "Erdbeben-News" betreibt. Was sein Bekannter und einige weitere Anwohner gehört und gespürt haben, war ein Erdbeben mit einer von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ermittelten Magnitude von 1,6 – ein Maß für die Stärke von Erdbeben.
Lautes Grollen und leichtes Beben nahe Schloss Elmau, Ort des G7-Gipfels
Nicht ungewöhnlich in dieser Region, sagt Jens Skapski. Schon vor drei Wochen gab es ein kleines Erdbeben in der Region. Grund sei, einfach gesagt, das Wachstum der Alpen, so Skapski: Auch heute sind die gewaltigen Gesteinsmassen nämlich immer noch in Bewegung. Dass sein Bekannter sogar ein Grollen wahrgenommen hat, liegt an der Uhrzeit des Bebens: Nachts fallen viele andere Geräusche weg, sodass auch ein so schwaches Beben zu hören sein könne.
Schäden seien bei dieser Stärke jedoch nicht zu erwarten, informiert Skapski auf seiner Seite. Zudem sei die Intensität des Erdbebens bei Elmau so gering gewesen, dass schlafende Menschen davon wohl kaum aufgewacht sind. Somit dürften nur wenige Menschen das Beben tatsächlich gespürt haben, sagt Skapski.
Auf Twitter schreibt Skapski, "man hört bereits die Aluhüte rascheln" – in der Erwartung, dass einige Menschen im Zusammenhang mit dem Beben Verschwörungsmythen über geheime Tunnel oder Sprengungen im Berg verbreiten könnten.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Für alle "Realitätsinteressierten" erklärt er, es sei ziemlich einfach nachzuweisen, dass es sich bei diesem Ereignis nicht um eine Sprengung gehandelt habe. Das könne man anhand der aufgezeichneten seismischen Wellen eindeutig erkennen. Deutlich zu erkennen sei das erdbebentypische Signal mit P- und S-Wellen und einer für kleine lokale Beben typischen, sehr hohen Frequenz von deutlich über 10 Hertz. Das sei der Bereich, wo seismische Wellen quasi in hörbaren Schall übergehen.
"Das dumpfe Grollen, was von Realitätsverweigerern gerne als Beleg für vermeintliche geheime Sprengungen herangezogen wird", schreibt Skapski, könne man eindeutig als Erdbeben identifizieren. Dass dies gerade am Ort des geplanten G7-Gipfels passiert, daran seien die Alpen schuld.
- Gespräch mit Jens Skapski, Betreiber von "Erdbeben-News" am 17.06.2022
- Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik: "Aktuelle Erdbeben"