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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nur ein harmloser Geschäftsmann? Tegernsee-Oligarch Usmanow verteidigt Villen-Kauf
Er ist usbekischer Geschäftsmann am Tegernsee: Alischer Usmanow. Bislang galt er als Putin-Freund mit besten Verbindungen zum Kreml. Jetzt versucht sich der Oligarch in ein besseres Licht rücken.
Alischer Usmanow – der Name des Oligarchen vom Tegernsee steht seit Russlands Annexion der Krim auf Sanktionslisten der EU. Sein Vermögen wird auf 15 Milliarden Dollar geschätzt. In Rottach-Egern sollen vier Immobilien von ihm genutzt werden. Das dementiert er nun auf Anfrage. Die Antwort seines Pressebüros umfasst mehrere Seiten.
Die EU-Behörden sehen in Usmanow einen von Putin besonders favorisierten Oligarchen. Ihrer Ansicht nach gehört er zu einem Kreis russischer Geschäftsleute, die mit der Verwaltung von Finanzströmen betraut wurden. In dieser Funktion soll Usmanow als Strohmann Putins gedient haben.
Vier Villen am Tegernsee: Vermögen des Oligarchen sind eingefroren
In der Folge wurde sein Vermögen eingefroren, am Tegernsee (mehr dazu lesen Sie hier) und europaweit: darunter einige Villen, die ihm zugeordnet werden, die Superjacht "Dilbar" und sein Airbus A300.
In die EU darf er seither auch nicht mehr einreisen. Viele sehen in dem 68-Jährigen das Paradebeispiel eines russischen Oligarchen, der sein Vermögen auf unlautere Art unter dem Schirm von Putin vermehrt haben soll. Dem widerspricht er nun in seinem Schreiben.
Usmanow bestreitet enge Verbindungen zum Kreml
"Usmanow war nicht an der Privatisierung von staatlichen Vermögenswerten beteiligt", sagt seine Pressestelle. Ebenso wenig sei er an Entscheidungen von Regierungsbeamten beteiligt gewesen, noch habe er die ihm nachgesagten engen Verbindungen zum Kreml.
Der Aufstieg zum "Geschäftsmann" sei in den 80er Jahren mit der "erfolgreichen Produktion von Plastiktüten erfolgt". Sein Vermögen habe Usmanow in den 90er Jahren mit "dem Handel von Wertpapieren" und dem "Erwerb von Metallunternehmen vergrößert".
Als Kapitalanleger sei er unter anderem auch an Facebook und Twitter beteiligt. Unerwähnt bleibt, dass Usmanow über seine USM Holding mit einigen Tageszeitungen und Fernsehsendern auch ein Medienmogul im Sinne Russlands ist.
Rottach-Egern: Immobilien an Schwestern vermacht
Da er selbst kinderlos ist, seien "die Familien seiner Schwestern" – Gulbakhor Ismailova und Saodat Narzieva, beide stehen ebenfalls auf der Sanktionsliste – in den Genuss seines Vermögens gekommen.
Bei den Usmanow zugeschriebenen Immobilien (Villen, Reihenhaus und Bootshütte) in Rottach-Egern verweist seine Pressestelle darauf, dass diese "mindestens seit dem Jahr 2006, konsequent und unwiderruflich in Trustfonds zugunsten der Familien seiner Schwestern übertragen" wurden.
"Ehrlich verdientes Geld"
"Alle Objekte in Rottach-Egern, mit Ausnahme der Immobilie in der Ganghoferstraße, zu welcher weder Herr Usmanow noch seine Angehörigen in irgendeiner Beziehung stehen, wurden von Herrn Usmanow tatsächlich erworben und danach zusammen mit den Nutzungsrechten in Trusts zugunsten seiner Schwestern übergeben. Er mietete diese dann zu marktüblichen Preisen, damit seine Verwandten nicht an Dritte vermieten mussten."
Alle Immobilien seien "mit ehrlich verdientem Geld nach Begleichung aller Steuern und in voller Übereinstimmung mit dem Gesetz erworben" worden, so Usmanows Verlautbarung. "Kategorisch zurückweisen" lässt er auch "den Einsatz von Strohleuten zum Kauf dieser Immobilien". Dies sei "empörend und unethisch in Bezug auf Herrn Usmanow und den Familien seiner Schwestern, welche diese Immobilien in völliger Übereinstimmung mit der gesetzlichen Grundlage besitzen".
Rechnungen im sechsstelligen Bereich bei bayerischen Unternehmen offen
Auch auf die unbezahlten Rechnungen im sechsstelligen Bereich, auf welchen "lokale Fachkräfte" am Tegernsee sitzen geblieben sind, geht Usmanow ein: "Das Unvermögen, die Kosten für die Dienstleistungen der Unternehmen zu begleichen, hängt wirklich mit den Sanktionen zusammen. Sie werden, sobald es eine Möglichkeit gibt, bezahlt."
Usmanow habe "die besten Erinnerungen" an Rottach-Egern. Er habe sich stets respektvoll seinen freundlichen und taktvollen Bewohnern gegenüber verhalten, heißt es von seiner Seite. Allerdings hat sich der ehemalige Fechter kaum in der Öffentlichkeit blicken lassen.
Eine Mär sei auch, dass ihn bei seinen Spaziergängen am Seeufer ein "vielköpfiges Wachpersonal" begleitet habe. Das Gegenteil sei der Fall gewesen. Usmanow habe sich "nicht bedroht" gefühlt. Seit er 2008 nach einer "komplizierten und risikoreichen" Augenoperation in München nach Rottach-Egern gekommen sei, habe er damit begonnen, "Häuser zu mieten".
Man sehe nichts Verwerfliches darin, "dass sich das ein Unternehmer und eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens von einem Niveau wie Usmanow zur Unterstützung seiner Arbeit leisten kann".
- Pressemitteilung von Usmanow am 30. Mai 2022
- Eigene Recherchen