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Flughafen München: Unterwegs mit "Dexter" – der Spürnase für Drogen


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Unterwegs mit einem Zoll-Spürhund
Findet Dexter Drogen, bekommt er die Beißwurst


Aktualisiert am 21.11.2024Lesedauer: 5 Min.
Eingespieltes Team: Hundeführerin Claudia Bruckner und Dexter.Vergrößern des Bildes
Eingespieltes Team: Hundeführerin Claudia Bruckner und Rauschgiftspürhund Dexter. (Quelle: Sartison/t-online)

Die Zöllner am Münchner Flughafen müssen eine gute Spürnase haben. Wo ihr eigener Riecher nicht mehr ausreicht, bekommen sie tierische Unterstützung.

Regungslos und mit starrem Blick fixiert Dexter die vor ihm auf dem Boden liegende Reisetasche. Erst als ein lautes Klicken zu hören ist, wendet er sich ab und stürmt sichtlich erfreut auf Claudia Bruckner zu. Dexter weiß: Von ihr bekommt er nun seine Belohnung, das Klicken hat ihm angezeigt, dass er etwas richtig gemacht, seine Aufgabe erfüllt und die Drogen gefunden hat.

Dass es sich bei dem, was er da eben erschnüffelt hat, um eine illegale Substanz handelt, weiß Dexter natürlich nicht. Denn er ist ein Hund. Genauer gesagt: einer von insgesamt zwölf Spürhunden des Zolls am Münchner Flughafen. Neun sind auf Rauschgift, zwei auf Artenschutz und einer auf Tabak und Bargeld abgerichtet. An diesem Tag kommt Dexter in den Katakomben des Airports zum Einsatz. Unbemerkt von den Passagieren im angrenzenden Terminal soll er dort im Gepäck von Transitreisenden nach Betäubungsmitteln suchen.

Zöllner müssen auch ohne Hunde eine Spürnase haben

Während der Schäferhundrüde erst seit wenigen Wochen für den Zoll arbeitet, ist sein Frauchen bereits ein alter Hase. Seit 22 Jahren ist Claudia Bruckner als Hundeführerin am Flughafen im Einsatz, seit 2010 arbeitet sie zudem als hauptamtliche Zollhundetrainerin. Sprich: Sie sucht nicht nur mit ihrem Hund täglich nach Rauschgift, sondern bildet auch neue Hundeführer und ihre Tiere aus. Im Schnitt dauert das ein bis eineinhalb Jahre.

Hundeführer beim Zoll kann nicht jeder werden, erklärt Pressesprecher Thomas Meister. Einfach eine Bewerbung schicken, geht nicht. Anwärter müssen erst eine zweijährige Ausbildung im mittleren Dienst absolvieren, ehe sie sich für den "Traumberuf" bewerben können. "Die Beamten müssen nach abgeschlossener Ausbildung zunächst das Zöllnerische lernen", sagt er.

Also zum Beispiel, wo Schmuggelware besonders gerne versteckt wird oder welche Reiserouten man im Blick haben sollte. Denn ein Zöllner am Flughafen muss sich auch ohne Hund auf seine Spürnase verlassen können. "Wir arbeiten vor allem erkenntnisorientiert", führt Meister aus. "Wir schauen uns an: Wo kommt der Flug her, wo geht er hin." Läuft das Gepäck durch den Röntgenscanner, müssen die Beamten anhand des Bildes binnen weniger Sekunden entscheiden, welche Koffer und Taschen sie noch einmal von den Hunden überprüfen lassen möchten.

Für die Hunde ist die Drogensuche ein Spiel

In diesem Fall kam die Maschine aus der niederländischen Hauptstadt Amsterdam. Bekanntermaßen gerade bei Konsumenten von Marihuana und Haschisch ein beliebtes Reiseziel. Das, was Dexter in der Tasche erschnüffelt hat, ist allerdings nur ein präparierter Baumwollpad, den Hundeführerin Bruckner zuvor mit einem Duftstoff versetzt hatte – zumindest gehen sie und ihre Kollegen zu diesem Zeitpunkt noch davon aus.

Denn bei allen Flügen, die kontrolliert werden, legt die 42-Jährige stets einen Köder in ein Gepäckstück. So stellt sie sicher, dass ihr Tier immer ein Erfolgserlebnis hat. Für den vier Jahre alten Dexter und seine tierischen Kollegen beim Zoll ist die Suche nämlich weniger Arbeit und mehr ein Spiel, ihre Belohnung ist ihr Antrieb. Dexter bekommt bei erfolgreicher Suche ein Spielzeug, die sogenannte Beißwurst.

Doch auch, wenn es so einfach aussieht, wie der Schäferhund an der Leine seiner Hundeführerin die einzelnen Gepäckstücke abschnüffelt, so ist die Arbeit für ihn doch mit großer Anstrengung verbunden. Meister und Bruckner vergleichen die Leistung, welche die Spürhunde erbringen, gerne mit Hochleistungssport. "Während der Suche atmet ein Hund bis zu 100-mal pro Minute", erklärt der Pressesprecher.

Nicht jeder Hund ist für die Zollarbeit geeignet

Bis ein Hund überhaupt beim Zoll eingesetzt werden kann, ist es ein langer Weg. Die Tiere finden Bruckner und Co. oftmals auf Portalen wie Kleinanzeigen, aber auch bei Züchtern. Gesucht werden vor allem Schäferhunde oder Jagdhunde – Tiere, die es lieben, zu arbeiten. Erscheint ein Hund als geeignet, wird er zunächst von einem Tierarzt untersucht und anschließend für mindestens vier Wochen auf Probe angekauft. "In dieser Zeit prüfen wir, ob er überhaupt als Spürhund geeignet wäre", erklärt die Hundeführerin.

Unter anderem werden das Umwelt- und Sozialverhalten sowie der Beutetrieb angeschaut. Also ob der Hund den unbedingten Willen hat, etwas Verstecktes zu finden. Außerdem muss das Tier sicher laufen können, beispielsweise auf Gittertreppen oder glatten Böden. Ist all das der Fall, überprüfen externe Hundetrainer das Ergebnis noch einmal in anderer Umgebung. "Da wollen wir schauen: zeigt er die Leistung wirklich?", erläutert Bruckner.

Mensch und Tier sind eine Einheit

Tut er dies, beginnt die eigentliche Ausbildung. Allein die Speziallehrgänge, in denen die Hunde auf die entsprechenden Geruchsstoffe konditioniert werden, dauern zehn Wochen. Über zwei bis drei Tage bekommen die Hunde zunächst immer wieder Gläschen mit den Duftstoffen, welche sie später erkennen sollen, unter die Nase gehalten. Dabei klickt der Hundeführer mit seinem Clicker und gibt dem Tier eine Belohnung.

Clicker-Training mit einem Hund
Clicker-Training mit einem Hund. (Quelle: IMAGO / Pond5 Images)

So funktioniert das Clicker-Training

Das Clicker-Training ist eine Methode der positiven Verstärkung, bei der ein Klickgeräusch als Markersignal dient. Das Signal zeigt dem Hund an, dass sein Verhalten richtig war, da es unmittelbar nach dem erwünschten Verhalten erfolgt. Der Klick wird zunächst durch eine Konditionierung mit einer Belohnung verknüpft, sodass der Hund das Geräusch mit etwas Positivem verbindet. Mit der Zeit lernt der Hund, gezielt die Handlungen auszuführen, die das Signal auslösen.

Nach und nach kommen dann mehr Gläschen mit Düften hinzu. "In einem Glas kann beispielsweise Kokain und im anderen Backpulver sein", erklärt Bruckner. "Dann muss der Hund differenzieren. Das ist der Knackpunkt." Erkennt er das richtige Glas, bekommt er wieder das Klicken zu hören und eine Belohnung. Außerdem wird geübt, wie das Tier seinem Hundeführer einen Fund anzeigen soll. Sitzt auch das, geht es an das Trainieren der Sucharbeit.

Also das, was Dexter und die anderen Spürhunde tagtäglich am Flughafen machen. Acht Stunden dauert eine Hundeschicht, insgesamt haben die Tiere eine 41-Stunden-Woche. Dabei gehen sie immer mit demselben Hundeführer – auch nach Hause. Mensch und Tier sind eine Einheit. "Der Hund ist wie ein Familienmitglied", sagt Pressesprecher Thomas Meister.

Zollbeamter räumt mit Hollywood-Mythos auf

Während er spricht, sind zwei Zöllnerinnen damit beschäftigt, einen Rucksack aus dem Flieger aus Amsterdam zu filzen. Bei diesem hatte Dexter zwar nicht eindeutig angeschlagen, sich aber länger mit dem Gepäckstück beschäftigt. Mit Gummihandschuhen ausgerüstet, drehen die Beamtinnen jede Hosen- und Jackentasche der schmutzigen Wäsche auf links.

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Und tatsächlich: In dem Rucksack entdecken sie eingewickelt in Alufolie eine Art Fruchtgummi. Dieses könnte mit den Substanzen CBD oder THC versetzt sein, mutmaßen die Zöllnerinnen. Ein Schnelltest soll Klarheit schaffen. Diese gibt es zum Nachweis aller Drogen. Szenen wie in Hollywoodfilmen, in denen die Ermittler zum Test auf Kokain einfach eine kleine Prise des Pulvers von ihrem Finger lecken, hätten hingegen mit der Realität nichts gemeinsam, erklärt ein Kollege. "Das ist ein reiner Mythos."

Der Test fällt schließlich negativ aus. Dafür machen die Zöllner in der vorher präparierten Tasche eine interessante Entdeckung. Um sicherzugehen, dass der Spürhund nicht nur wegen des duftenden Baumwollpads angeschlagen hat, wird auch diese durchsucht. Und siehe da: In einer Hosentasche finden die Beamten einen kleinen Klumpen Haschisch. Zwar ist der Besitz von bis zu 25 Gramm seit der Cannabis-Legalisierung erlaubt. "Die Ein-, Aus- und Durchfuhr ist in Deutschland aber nach wie vor verboten", sagt Meister.

Zwei lebende Schildkröten bei Zufallsfund entdeckt

Rund 12,5 Gramm zeigt die Feinwaage bei dem Haschisch-Klumpen an. Für Hundeführerin Bruckner ein vergleichsweise kleiner Fund. Mit ihrem früheren Spürhund fand sie einmal mehrere Kilogramm Kokain. Und zwei lebende, in Plastik eingewickelte Schildkröten. "Ein Zufallsfund", wie sie sagt. Der Hund habe länger an dem Gepäckstück geschnüffelt und damit ihr Interesse geweckt. Daraufhin habe sie den Koffer geöffnet. Denn: "Der Zöllner ist von Natur aus neugierig."

Der Reisende mit dem Haschisch im Gepäck wird angezeigt. Davon bekommt er zunächst aber nichts mit. Da es sich nur um eine geringe Menge Rauschgift handelt und bei seinem Weiterflug bereits das Boarding begonnen hat, verzichten Meister und seine Kollegen darauf, ihn aus der Maschine zu holen. Stattdessen packen sie ihm die Anzeige zu seinen Sachen in den Rucksack. Erst bei seiner Landung im kroatischen Split wird er erfahren, dass er gegen die feine Spürnase von Dexter keine Chance hatte.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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