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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wings for Life World Run Skisprung-Olympiasieger wird zum Jäger von 14.000 Läufern

Beim Wings for Life World Run in München "flüchten" 14.000 Teilnehmer vor Andreas Wellinger. Wie schon im Vorjahr fährt das deutsche Skisprung-Ass erneut das Catcher Car.
Schon als Kind hat Andreas Wellinger gerne Fangen gespielt. Ob als Jäger oder Gejagter, war dem zweimaligen Skisprung-Olympiasieger dabei egal. "Ich habe in jeder Rolle versucht, das Beste zu geben", sagt er. Eine Einstellung, die er sich auch für den Wings for Life World Run beibehalten hat. Zweimal ging er in den Jahren 2021 und 2023 beim Flagship Run des weltweiten Events in München als Läufer an den Start, ehe er im vergangenen Jahr die Rolle wechselte.
Als Fahrer des sogenannten Catchers Cars war es seine Aufgabe, die Teilnehmer einzuholen und zu "catchen", also zu fangen. Denn im Gegensatz zu anderen Laufevents gibt es beim Wings for Life World Run keine vorgegebene Streckendistanz. Ziel ist es, so lange wie möglich dem Catcher Car zu entkommen. Das Auto startet eine halbe Stunde nach den Teilnehmern mit einer Geschwindigkeit von 15 Kilometern pro Stunde und erhöht alle 30 Minuten das Tempo, ehe nach viereinhalb Stunden die maximale Geschwindigkeit von 34 Kilometern pro Stunde erreicht ist.
Wings for Life World Run startet weltweit zur selben Zeit
Weil Wellinger den Job als Catcher-Car-Fahrer bei seiner Premiere – wie er selbst sagt – "offensichtlich ganz ordentlich" gemacht hat, darf er auch in diesem Jahr wieder hinters Steuer. "Ich freue mich riesig", sagt er. Insgesamt 14.000 Teilnehmer haben sich für den Run am Sonntag in München angemeldet. Um 13 Uhr fällt der Startschuss – nicht nur in der bayerischen Landeshauptstadt, sondern auch bei den sechs anderen Flagship Runs in Zug (Schweiz), Ljubljana (Slowenien), Wien (Österreich), Zadar (Kroatien), Posen (Polen) und Breda (Niederlande).
Zudem besteht die Möglichkeit, weltweit per App am Wings for Life World Run teilzunehmen. Alle Startgelder fließen dabei zu 100 Prozent in die Rückenmarksforschung. Im vergangenen Jahr kamen so 8,1 Millionen Euro zusammen. Für Wellinger ist unter anderem dies der Hauptgrund dafür, Jahr um Jahr teilzunehmen. "Das Event ist einmalig, die Freude aller Beteiligter riesig und zusammen geht es um den guten Zweck. Ein Lauf auf der ganzen Welt – zur gleichen Zeit, ohne definierte Ziellinie. Das gibt es nur beim Wings for Life World Run", sagt er.

Einschränkungen im Bus- und Tramverkehr
Wegen des Wings for Life World Runs kommt es am Sonntag im Zeitraum von voraussichtlich 12 Uhr bis 15.30 Uhr zu Einschränkungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln in München. Von Umleitungen und Linienkürzungen sind nach Angaben der Münchner Verkehrsgesellschaft die Tramlinie 12 sowie die Buslinien 50, 53, 58, 59, 60, 68, 100, 143, 144, 153, 154 und 175 betroffen. Die Linien der Busse 176 und 710 werden ab voraussichtlich 13.30 Uhr komplett eingestellt.
Besonders freut sich der Traunsteiner auf die Emotionen der Teilnehmer. "Erschöpfung, Stolz, Freude und Glück dürfen wir im Catcher Car von 14.000 Menschen live miterleben." Und zwar nicht nur von Läufern. Auch Rollstuhlfahrer gehen beim Wings for Life World Run an den Start. Wie zum Beispiel Rollstuhlrugby-Nationalspieler Moritz Brückner, der im vergangenen Jahr noch als Beifahrer von Wellinger im Catcher Car saß.
Neuer Streckenverlauf stellt Wellinger vor Herausforderung
In München, wo der deutsche Flagship Run seit 2015 ausgetragen wird, wartet auf die Teilnehmer und Wellinger in diesem Jahr eine Neuerung. Erstmals führt die Strecke nach dem Start im Olympiapark auch ein paar Kilometer durch die Innenstadt, ehe es weiter in Richtung der Landkreise Dachau und Fürstenfeldbruck geht. Die neue Streckenführung soll mehr Zuschauer anlocken und die Teilnehmer sollen dadurch zusätzlich motiviert und beflügelt werden.
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Für Wellinger wiederum bedeutet es aber auch, dass er und seine diesjährige Beifahrerin, die deutsche Skirennläuferin Emma Aicher, noch aufmerksamer sein müssen. "Ich hoffe, dass wir ausreichend Platz haben werden", sagt der 29-Jährige. Die Strecke sei manchmal sehr schmal und die Zahl der Teilnehmer vor allem auf den ersten Kilometern natürlich noch sehr hoch. "Da heißt es, jeden Läufer im Auge zu haben."
Eine Möglichkeit, die Strecke vorher abzufahren und sich anzuschauen, wo Engstellen und potenziell gefährliche Abschnitte lauern, hat Wellinger nicht. "Die Strecke wird erst kurz vor dem Start abgesperrt", erklärt er. Folglich ist er im Auto voll auf seine Beifahrerin sowie das GPS-Gerät und ein Tablet mit dem Streckenverlauf angewiesen. Zusätzlich fahren Radfahrer vor dem Catcher Car, um diesem den Weg freizumachen.
Fällt die Marke von 70 Kilometern zum zweiten Mal?
Wie lange Wellinger am Sonntag im Auto sitzen wird, weiß er vorab nicht genau. Mindestens aber wohl 3 Stunden und 53 Minuten. So lange haben die Teilnehmer Zeit, um 61 Kilometer weit zu kommen, ehe sie vom Catcher Car eingeholt werden. Unter dieser Marke ist noch kein Sieger bei den bisherigen acht Flagship Runs in der bayerischen Landeshauptstadt geblieben. Im vergangenen Jahr schaffte Sieger Max Rahm 65,28 Kilometer.
Der Allzeitrekord in München liegt sogar bei 76,77 Kilometern, aufgestellt von Andreas Straßner im Jahr 2018. Dass in diesem Jahr zum zweiten Mal die 70-Kilometer-Marke fällt, hält Wellinger zwar für schwierig, aber durchaus möglich. "Es muss alles passen", sagt er: "Die Tagesverfassung des Läufers, das Wetter und die Streckenführung sind meines Erachtens die wichtigsten Parameter."
- Interview mit Andreas Wellinger