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München

München: Wirtschaftsreferent Scharpf plant Oktoberfest und IAA-Zukunft


Neuer Wirtschaftsreferent
IAA, Olympia, Wiesn – Christian Scharpf über Münchens Zukunft

  • Olaf Kern
InterviewVon Olaf Kern

21.03.2025 - 19:00 UhrLesedauer: 6 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:250318-935-496836Vergrößern des Bildes
Münchens neuer Wirtschaftsreferent Christian Scharpf (Archivbild) trat am Rosenmontag seinen neuen Job bei der Stadt an. (Quelle: Peter Kneffel)
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Münchens neuer Wirtschaftsreferent ist erst seit knapp drei Wochen im Amt. Christian Scharpf trat die Nachfolge von Clemens Baumgärtner (CSU) an. t-online traf den SPD-Politiker zum ersten Interview.

In seinem neuen Arbeitszimmer sind noch die Handwerker zugange, die Möbel stehen kreuz und quer, gerade wurde der Boden neu gemacht. Noch ist nicht alles hergerichtet im Arbeits- und Wirtschaftsreferat für den neuen Mann an der Spitze. Trotzdem ist Christian Scharpf (SPD) bester Laune, als er t-online zum Gespräch empfängt. Ob das auch mit dem Oktoberfest zu tun hat, mit dem er jetzt als Wiesn-Chef ganz offiziell zu tun haben wird?

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t-online: Herr Scharpf, wie groß ist Ihre Vorfreude auf das Oktoberfest in diesem Jahr?

Christian Scharpf: Die ist natürlich gigantisch. Ich war als Kind schon ein Volksfest-Fan, aber seitdem ich in München bin, seit meiner Studentenzeit, bin ich ein wahnsinniger Oktoberfest-Fan. Auch durch mein Hobby, die Blasmusik. Seit 15 Jahren trete ich mit einer Blaskapelle auf der Oidn Wiesn auf. Ich bin kein großartiger Solist, aber es macht mir große Freude.


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Dieses Jahr wird es keine siebte Brauerei auf der Wiesn geben.


christian scharpf


Wird man Sie auch als Wirtschaftsreferent weiterhin auf der Musikbühne sehen?

Wir sind ja vier-, fünfmal aufgetreten, und das meistens fast den ganzen Tag. Das geht jetzt nicht mehr, ich muss ja jetzt arbeiten.

Mitspielen werden Sie aber sicher auch bei der Entscheidung, ob es eine weitere Münchner Brauerei auf der Wiesn geben wird. Die Giesinger-Brauerei hat ihr Interesse bekundet. Wie ist der Stand?

Das Thema hat zwar einen großen medialen Widerhall gefunden, aber es liegt tatsächlich bis jetzt gar kein offizieller Antrag der Brauerei vor. Deswegen wird es dieses Jahr auch keine siebte Brauerei auf der Wiesn geben.

Ist das aber zukünftig vorstellbar?

Es gibt ja bestimmte Voraussetzungen, die besagen, dass eine Brauerei leistungsfähig und bewährt sein und es eine Münchner Traditionsbrauerei sein muss. Das heißt nicht, dass man hier schon 200 Jahre Bier brauen muss, sondern dass man sich in die Münchner bayerische Brau- und Oktoberfesttradition einbringen soll. Unter diesen Voraussetzungen ist es möglich.

Es gibt in Europa Kriege und viele Krisen um uns herum. Kann man da überhaupt noch guten Gewissens auf dem Oktoberfest feiern?

Ein eindeutiges Ja. So herausfordernd die Weltlage ist und so volatil sich die Lage bewegt, muss man sagen, dass das Leben ja auch weitergehen muss. Gerade in solchen Zeiten, die wirtschaftlich schwieriger werden, ist es wichtig, dass die Menschen zusammenkommen, dass sie miteinander feiern.

Das Thema Sicherheit auf der Wiesn spielt dabei eine immer größere Rolle: Soll es noch mehr Taschenkontrollen oder sogar Körperscanner geben?

Die Gespräche laufen derzeit mit den Sicherheitsbehörden. Ich muss aber sagen, dass das Festgelände schon sehr gut gesichert ist. Mich besorgt eher, wenn irgendein Verrückter, wie jetzt erst kürzlich in München geschehen, völlig unvermittelt in einen Demo-Zug reinfährt. Wenn jemand anlässlich der Wiesn auf so kranke Gedanken kommt, lässt sich das niemals zu 100 Prozent absichern.

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Kennen sich bereits gut: Christian Scharpf (links) und Münchens OB Dieter Reiter (beide SPD, Archivbild). (Quelle: IMAGO/B. Lindenthaler/imago)

Schon einmal im Dienst der Stadt München

Christian Scharpf wurde 1971 in Kösching bei Ingolstadt geboren. Zunächst absolvierte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann und holte später das Abitur nach. Er studierte Rechtswissenschaften und promovierte zum Dr. jur. 1988 trat er in die SPD ein. Von 2004 an war Scharpf im Dienst der Landeshauptstadt München, u.a. war er persönlicher Mitarbeiter vom damaligen OB Christian Ude, später als leitender Beamter im Direktorium der Landeshauptstadt. Scharpfs größter politischer Erfolg war der überraschende Gewinn der Oberbürgermeisterwahl in Ingolstadt 2020. Am 23. Oktober 2024 wurde Scharpf zum neuen Münchner Referenten für Wirtschaft und Arbeit gewählt. Das Amt trat er am 1. März 2025 an.

Ein anderes Politikum sind die Preise. Für Familien wird es immer teurer, einen ganzen Tag mit Kind und Kegel auf der Wiesn zu verbringen. Auch die Bierpreise steigen jedes Jahr. Kann man da überhaupt noch von einem Volksfest sprechen?

Ich glaube schon, dass die Wiesn ein Volksfest für alle ist. Es gibt ja Angebote, wie zum Beispiel die Familiennachmittage, an denen es günstiger ist. Aber natürlich muss man zugeben, dass wir in einer Stadt leben, die insgesamt über ein hohes Preisniveau verfügt. Auf die Oktoberfest-Preise haben wir keinen Einfluss, die machen die Wirte und Marktkaufleute. Im Falle des Bierpreises kontrollieren wir nur im Hinblick auf Angemessenheit – also ist er nachvollziehbar oder völlig überzogen.


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Auf die Oktoberfest-Preise haben wir keinen Einfluss, die machen die Wirte und Marktkaufleute.


christian scharpf


Sollte man aber nicht doch mehr Angebote für Einheimische schaffen, um als Münchner leichter einen Tisch in einem Bierzelt zu bekommen?

Die Diskussion führen wir gerade mit den Festwirten, die angeregt haben, dass vor allem an den Samstagen mehr Plätze in den großen Zelten reserviert werden dürfen. Das Problem ist nämlich: Es kommen zum Beispiel Männergruppen, die an den Tischen sitzen und nach der dritten Maß nicht mehr aufstehen wollen. Das hilft der Münchner Familie, die spontan am Samstagnachmittag auf die Wiesn gehen will, nichts. Es zeigt sich, dass über 80 Prozent der Reservierungen tatsächlich von Münchnern oder aus der Region sind. Wenn wir an den Wochenenden mehr Reservierungen für Münchnerinnen und Münchner zulassen, halte ich das für eine gute Idee.

Stichwort Internationale Automobilausstellung (IAA): Wie viel Überzeugungsarbeit ist von Ihnen beim Verband der Automobilindustrie (VDA) als Veranstalter nötig, damit die Messe in München bleibt und nicht nach Frankfurt abwandert?

Ich hoffe, keine mehr. Ich nehme gerade Kontakt zum VDA auf. Mir ist jetzt dran gelegen, mich so schnell wie möglich dort vorzustellen. Ich denke, die Chancen stehen ganz gut, dass wir tatsächlich Ausrichter bleiben werden, auch über 2025 hinaus.


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Ich bin ein klarer Befürworter der IAA.


Christian scharpf


Was macht Sie da so sicher?

Ich bin ein klarer Befürworter der IAA, um unsere Automobilindustrie zu stärken. Nach meinen Beobachtungen stößt die IAA in der Stadt auf gute Zustimmung, im Übrigen auch im Hinblick auf die Open Spaces, wo sich die Hersteller im öffentlichen Straßenraum präsentieren. Ich glaube, der Bevölkerung gefällt das, man hat es ja gesehen bei den letzten beiden IAAs. Die Plätze waren voll, die Leute kommen, die schauen sich das an und ich glaube, das ist auch im Hinblick auf unseren Wirtschaftsstandort in München ein enormer Gewinn.

Den Grünen waren die Open Spaces ein Dorn im Auge. Das Argument lautete: Warum muss man der Autoindustrie heutzutage noch so viel Raum schenken in der Stadt? Sollten wir nicht lieber aufs Fahrrad setzen oder auf andere Mobilitätsmittel?

Das eine schließt ja das andere nicht aus. Ich kann für die Förderung des Fahrradverkehrs sein oder für Verbesserungen im Fußgängerverkehr und trotzdem die Automobilindustrie unterstützen. Ich glaube, dass wir in 20 Jahren, wenn es überhaupt so lange dauert, auch ein völlig anderes Mobilitätsverhalten sehen werden. Die Art und Weise, wie wir heute Auto fahren, wird sich nochmal komplett verändern, Stichwort autonomes Fahren.

Wirtschaftspolitisch kennen sie sich als ehemaliger Oberbürgermeister von Ingolstadt allein schon durch Audi gut aus. Welchen Blick haben sie mit diesem Hintergrund auf München?

Die Schwierigkeiten von Ingolstadt hat München Gott sei Dank nicht in der Schärfe. In München gibt es diese berühmte Münchner Mischung. Hier sind sieben von zehn bayerischen DAX-Konzernen ansässig. Alle großen Hightech-Unternehmen sind hier: Apple, Microsoft, Google. Wir haben aber auch einen starken Mittelstand und das ist mir wirklich ganz wichtig, diesen nicht zu vergessen. Also nicht nur auf die Großen zu schauen, sondern auch auf die kleineren und mittelgroßen Unternehmen und die Handwerker auch im Fokus zu haben.

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Wo ich München gerne positionieren möchte, das ist im Bereich der innovativen Unternehmen und der Unternehmensgründungen.


christian scharpf


Und darüber hinaus?

Wo ich München gerne positionieren möchte, das ist im Bereich der innovativen Unternehmen und der Unternehmensgründungen. Es gab letztes Jahr in München über 200 Unternehmensgründungen. Das heißt: Die Richtung stimmt. Aber ich glaube, das müssen wir weiter stärken und weiter forcieren. Dass wir auch in der Stadt ein innovationsfreundliches Klima schaffen und dass wir Start-ups fördern. Denn Start-ups bilden den Nährboden für den Wohlstand der Zukunft.

Viele hoch bezahlte Fachkräfte drängen auch auf den Wohnungsmarkt, die Mieten steigen weiter. Sollte man große Konzerne dazu verpflichten, für die Unterbringung ihrer Mitarbeiter zu sorgen oder zumindest einen gewissen Anteil am Wohnungsbau mitzustemmen?

Ich setze da tatsächlich mehr auf Freiwilligkeit und ich glaube, die Unternehmen merken es selber, dass sie was tun müssen. Die Bereitschaft dafür ist enorm gewachsen, bei den Unternehmen ist die Botschaft bereits angekommen.


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Die Olympischen Spiele würden München einen enormen Schub verleihen.


Christian scharpf


München erarbeitet ein Konzept für eine Bewerbung um die Olympischen Spiele. Welchen Stellenwert räumen Sie diesem Vorhaben ein?

Die Olympischen Spiele würden München einen enormen Schub verleihen. Ähnlich wie 1972. Man braucht ein neues olympisches Dorf, das muss man tatsächlich neu bauen und später wird daraus zusätzlicher Wohnraum. Und der große Vorteil wäre, dass man viele der olympischen Wettkampfstätten von 1972 wieder benutzen könnte. Nachhaltiger geht es fast nicht. Wir sanieren jetzt gerade mit großem Aufwand das Olympiagelände, das Stadion und den Olympiaturm. Da fließen dreistellige Millionensummen rein und das sollte sich ja auch mal rentieren. Deswegen würde ich sehr dafür plädieren, dass wir die Spiele wieder nach München holen.

Braucht man dafür auch eine dritte Startbahn für den Flughafen?

Nein. Das Terminal 1 wird gerade erweitert, das bietet zusätzliche Kapazitäten für weitere Fluggäste. Und das reicht auch für die nächste Zukunft, würde ich sagen. Es ist aktuell kein Thema.

Herr Scharpf, vielen Dank für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Christian Scharpf
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