Millionenpaket Bayern beschleunigt Suche nach NS-Raubkunst in Museen
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Bayerns Kunstminister entschuldigt sich für Umgang mit NS-Raubkunst – ein Maßnahmenpaket soll nun Tempo bei der Aufarbeitung bringen. Was die Taskforce plant.
Nach heftiger Kritik hat sich Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) für Versäumnisse beim Umgang mit NS-Raubkunst entschuldigt. "Man sei sich vielleicht zu sicher gewesen, dass man hier schon weiter sei", sagte er im bayerischen Landtag. "Es reicht nicht, darauf zu vertrauen, dass es schon läuft." Für ihn sei es unerträglich, dass Opfer und deren Nachfahren sich wie Bittsteller gefühlt hätten.
Der Freistaat will nun mit einem umfassenden Maßnahmenpaket die Suche nach möglicher Raubkunst in seinen Beständen beschleunigen. Der Landtag votierte einstimmig für zwei Anträge von SPD sowie CSU und Freien Wählern, die mehr Transparenz und Tempo bei der Rückgabe geraubten Kulturguts aus jüdischem Besitz zum Ziel haben. Spätestens zur Sommerpause sollen die in den Anträgen enthaltenen Fragen beantwortet werden. Ein Antrag der Grünen wurde mehrheitlich abgelehnt.
Blume bezeichnete diese Maßnahmen als den einzigen Weg, mit dem man der historischen Verantwortung gerecht werden und den Zustand der Unerträglichkeit beenden könne. Opfer und Nachkommen könnten sich darauf verlassen, dass man alles tun werde, um das NS-Unrecht wiedergutzumachen, soweit das heute noch möglich sei.
Externe Taskforce und eine Million Euro
Als Reaktion auf heftige Vorwürfe nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" hat Blume bereits eine extern besetzte Taskforce angekündigt, die die Provenienzforschung in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen vorantreiben soll. Eine Million Euro und zusätzliche Stellen will der Freistaat zur Verfügung stellen.
Zudem sollen nach Angaben Blumes alle staatlichen Museen und Sammlungen angewiesen werden, ihre Bestände zu inventarisieren, Akten zu digitalisieren und sich zu überlegen, nach welchem System die Herkunft der Werke erforscht werden kann.
Bis zum Sommer wollen die Abgeordneten einen Überblick über alle möglichen Fälle von Raubkunst haben, die noch erforscht werden müssen. Diese müsse man priorisieren und Ergebnisse veröffentlichen, auch in der Datenbank Lost Art. Auskunft wollen sie etwa auch zur Frage, in welcher Form mögliche Anspruchsteller ermutigt wurden, ihre Ansprüche geltend zu machen, nach den Maßgaben der Washingtoner Prinzipien.
"Wir stehen in diesem Themenfeld in einer historischen Verantwortung", sagte Michael Piazolo (Freie Wähler), Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst. 80 Jahre nach dem Ende des NS-Regimes sei man viel zu spät dran mit der Rückgabe von Kunstgegenständen. Es seien nur noch wenige Opfer am Leben.
"Wir sind es ihnen schuldig, zügig faire und gerechte Lösungen zu finden", versprach Piazolo und machte eine Maßgabe für Entscheidungen: "Im Zweifel für die Anspruchsteller, wenn sich die Dinge nicht mehr bis zum letzten aufklären lassen."
Hilfe erhofft man sich von der Schiedsgerichtsbarkeit, deren Einrichtung nach dem Beschluss des Landtags nun vorangebracht werden soll, die aber auch umstritten ist. Sie könnte im Streitfall juristisch verbindlich entscheiden, ob es sich um ein Kunstwerk handelt, dass die Nationalsozialisten früheren jüdischen Eigentümern geraubt oder unter Zwang abgenommen haben.
Blume weist Vorwürfe gegen Staatsgemäldesammlungen zurück
Blume nahm die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in Schutz. Es sei unerträglich, wie eine der größten und bedeutendsten Gemäldesammlungen der Welt durch unzutreffende Vorwürfe in den Medien in Misskredit gebracht worden sei. Es sei nicht richtig, dass die Sammlung eindeutig als Raubkunst identifizierte Werke zurückgehalten habe. Auch habe man nicht systematisch Forschungsergebnisse verschwiegen.
Susanne Kurz, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, sieht das anders: "Man kann nur dankbar sein, wenn hier im Freistaat die Presse so etwas auch aufdeckt und weiterverfolgt."
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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