Rückkehr einer Institution Münchner Lach- und Schießgesellschaft startet neu
Es waren harte Zeiten für Münchens bekannteste Kabarettbühne. Nun plant die Münchner Lach- und Schießgesellschaft einen scharfzüngigen Neustart.
Ärger, Insolvenz, neue Leitung: Nach turbulenten Zeiten steht die Münchner Lach- und Schießgesellschaft vor dem Neustart. Am Montag soll die Eröffnung gefeiert, am Dienstag das erste Programm auf der legendären Kabarett-Bühne in Schwabing präsentiert werden. Mit einer neuen Gesellschaft stehe die einstige Münchner Institution wieder auf tragfähigem Boden, teilten die Veranstalter mit.
Es sei gelungen, die Namensrechte zu erwerben und damit den Namen Münchner Lach- und Schießgesellschaft zu sichern, der seit mehr als einem halben Jahrhundert für scharfzüngiges politische Kabarett stehe – vorn dran mit dem Namen Dieter Hildebrandt.
Politisch, sozialkritisch, auf hohem Niveau
Der neue künstlerische Leiter, der Musik-Kabarettist André Hartmann, setzt auf drei Schwerpunkte: politisch, sozialkritisch, auf hohem Niveau. Das sei heruntergebrochen das Erbe von Hildebrandt. Er wolle nicht von einer linken Bühne sprechen, sondern er wünsche sich, dass diejenigen kämen, die gerne in einer Demokratie leben wollten, sagte Hartmann.
Nach mehreren Vorstellungen im November soll es im Januar 2025 im "Laden" mit den knapp 80 Plätzen richtig losgehen, mit Vorstellungen an zwei Abenden pro Woche, die um 19.56 Uhr beginnen sollen – passend zum Gründungsjahr der Kabarett-Institution im Jahr 1956.
Nach Dürrezeit an drei Spielorten präsent
Gespielt werden soll parallel weiter auch im Silbersaal des Deutschen Theaters mit 160 Plätzen – bisher Interimsspielstätte – sowie in der Drehleier in Haidhausen. Man wolle damit im gesamten Stadtgebiet präsent sein. "Das ist dringend nötig nach einer langen Dürrezeit, in der wir totgesagt waren", sagte Hartmann. Am aktuellen Ensemble aus Christl Sittenauer, Sebastian Fritz und Frank Klötgen wolle er nichts ändern, jedoch auch jungen Kabarettisten eine Chance geben. Zudem strebt Hartmann eine Kooperation mit anderen Satire-Ensembles an. Am Dienstag wird bei der ersten Vorstellung der Kabarettist Matthias Deutschmann das Programm bestreiten.
Die Lach- und Schießgesellschaft hatte im Februar 2023 Antrag auf Insolvenz gestellt. Vorausgegangen war ein zähes Ringen um die Zukunft der Bühne durch die teilweise zerstrittenen früheren Gesellschafter, zu denen auch Kabarettist Bruno Jonas gehörte. Hartmann tritt Anfang November seinen ehrenamtlichen Job als neuer Leiter offiziell an.
Das traditionsreiche Haus hatte 1956 unter anderem mit Hildebrandt, Klaus Havenstein, Hans Jürgen Diedrich, Ursula Herking und Regisseur Sammy Drechsel seinen Anfang genommen. Trotz mancher Krisen und Wechsel im Team wurde das Theater zur Legende. Vor allem Hildebrandt war mit seinen Auftritten stets Garant für ein volles Haus.
Nach seinem Tod 2013 wurde es zunehmend schwierig, den kleinen Saal zu füllen. Inzwischen wurde ein Trägerverein mit dem Namen "Laden-Hüter" eingerichtet, dem Münchens Ex-Oberbürgermeister Christian Ude vorsteht. Vor allem am Anfang werde man noch Sponsoren brauchen, sagte Hartmann. Man hoffe aber, nach einer gewissen Zeit ohne diese auszukommen.
- Nachrichtenagentur dpa