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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ungewöhnlicher Vorstoß Züge aus dem Museum sollen im Winter helfen
Alte Trams aus dem Museum sollen verhindern, dass bei Schnee und Eis im Nahverkehr Chaos ausbricht. Nicht alle Fraktionen finden die Idee gut.
Nahverkehr im Winter – in München funktioniert das bislang nicht immer einwandfrei. Erst im Dezember legte der Wintereinbruch die Stadt lahm, unter anderem, weil Gleise unter den mehr als 40 Zentimetern Schnee vereisten.
Damit sich ein solches Szenario nicht wiederholt, sollen alte Trambahnen Abhilfe leisten: Züge, die bereits aus dem Alltagsbetrieb genommen wurden und als Besucherattraktion im Museum stehen, sollen umgerüstet werden, damit sie im Ernstfall Schnee räumen können. Ein entsprechender Antrag der Grünen/Rosa-Liste-Fraktion sowie der SPD/Volt-Fraktion wurde am Dienstag verabschiedet. Formal muss Ende Juli noch die Vollversammlung zustimmen.
"Der Schneefall im vergangenen Dezember war außergewöhnlich", sagt Grünen-Stadtrat Christian Smolka, dennoch müsse München auf derartige Wetterextreme vorbereitet sein. Museums-Trambahnen einzusetzen sei günstig, aber auch nachhaltig: "Es werden Züge genutzt, die es ohnehin schon gibt", sagt Smolka.
CSU und Freie Wähler kritisieren Vorhaben
Die Opposition im Stadtrat kritisiert das Vorhaben. Ursprünglich hätten zwölf Spezialfahrzeuge zum Preis von 4,8 Millionen Euro die Gleise und Straßen frei von Eis halten sollen. Weitere fast 10 Millionen Euro hatte die Baureferentin zudem für Personalkosten und zusätzliche Winterdienstfahrzeuge bis 2026 beantragt. Grüne/Rosa Liste und SPD/Volt lehnten das Vorhaben per Änderungsantrag ab. Somit sei die Baureferentin kaltgestellt worden, heißt es in einer Pressemitteilung der CSU/FW-Fraktion.
"Die grün-rote Stadtregierung serviert die Baureferentin eiskalt ab – und damit auch die Bürgerinnen und Bürger, die sich jetzt schon auf das nächste Winterchaos freuen dürfen", sagt Alexander Reissl, CSU-Stadtrat und baupolitischer Sprecher. "Hier wird definitiv an der falschen Stelle gespart. Wer die Verkehrswende predigt, muss auch dafür sorgen, dass der ÖPNV im Winter leistungsfähig ist."
Frankfurt: Tram aus 1960er-Jahren gegen Eis auf den Gleisen
In anderen deutschen Städten ist es bereits üblich, alte Bahnen aus dem Museum bei Bedarf im Winterdienst einzusetzen, beispielsweise in Frankfurt. Dort benetzt eine umgebaute Tram aus den späten 1960er-Jahren, der sogenannte Schneeschiebär, die Gleise mit Frostschutzmittel und verhindert so, dass sie vereisen.
- Pressemitteilung der Grünen- und Rosa-Liste-Fraktion vom 9. Juli 2024