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München

Nockherberg: Maximilian Schafroth redet Söder und Aiwanger ins Gewissen


Münchner Nockherberg
"Aiwanger ist zum politischen Holzspalter mutiert"

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 28.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Maximilian Schafroth hält am Mittwochabend beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg die Fastenpredigt. (Quelle: Sven Hoppe)
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Wichtiger Termin für Bayerns Politiker: Beim traditionellen Derblecken am Mittwochabend auf dem Nockherberg müssen sie einiges aushalten.

Beim traditionellen Politiker-Derblecken auf dem Münchner Nockherberg hat der Kabarettist Maxi Schafroth bissige Kritik an der zunehmenden Heftigkeit politischer Auseinandersetzungen geübt. Besonders knöpfte er sich dabei am Mittwochabend den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und noch etwas mehr dessen Stellvertreter Hubert Aiwanger (Freie Wähler) vor, die beide die Rede aus den ersten Reihen vor der Bühne verfolgten.

"Eine Spirale der verbalen Hochrüstung ist das, was ihr die letzten zwölf Monate abliefert", kritisierte Schafroth in seiner Fastenrede vor zahlreichen Spitzenpolitikern aus Bayern und dem Bund. Richtige "Rampensäue" seien Söder und Aiwanger geworden, gerade im Bierzelt, nach dem Motto: "Bringen wir die Demokratie mal an ihre Grenzen wie den alten Diesel am Reschenpass. (...) Weg von den langweiligen Fakten. Hin zur Emotion."

Nockherberg 2024: Aiwanger ist zum "politischen Holzspalter mutiert"

In der Schule bekomme man eingeimpft, höflich zu sein. Und dann rede Aiwanger so ungeniert, dass man sagen müsse: "Ihr habt's einen verbalen Saustall beieinander." Aiwanger sei "zum politischen Holzspalter" mutiert, sagte Schafroth. "Weil Forstwirte und Scheitholzheizer wissen: Gespaltenes Holz ist besser zum Zündeln." Aber auch bei Söders Ton am Aschermittwoch mit Honecker- und Hunde-Vergleichen müsse man sich fragen: "Wer bremst euch noch?"

"Die Frage ist: Wollen wir das? Wie wirkt das auf unser Miteinander?", redete Schafroth dem Ministerpräsidenten und dessen Vize ins Gewissen. "Wollen wir Gezündel, wollen wir verbal hochrüsten, oder rüsten wir jetzt ab?" Die beiden hätten es in der Hand. Bei alledem gilt: Auf dem Nockherberg derbleckt – also: parodiert und verspottet – zu werden, gilt letztlich als Privileg. Das "Schlimmste" für Spitzenpolitiker ist, gar nicht erwähnt zu werden.

An mehreren Stellen griff Schafroth die Flugblatt-Affäre Aiwangers auf: Der Freie-Wähler-Chef hatte sich vergangenes Jahr gegen Vorwürfe wehren müssen, zu Schulzeiten ein antisemitisches Flugblatt geschrieben zu haben, über das die "Süddeutsche Zeitung" berichtet hatte. Aiwanger wies dies vehement zurück. Stattdessen bezichtigte sich sein Bruder als Verfasser.

"Die CSU ist vor Neid erblasst"

"Die CSU ist vor Neid erblasst", spottete Schafroth. "Der Markus hat sofort unter Chiffre inseriert: Politiker, 57, sucht Bruder zur Auslagerung moralischer Risiken." Und dann erschienen auf der Bühne mehrere Aiwangers mit leeren Schulranzen, und sangen unter anderem, in Anspielung auf eine umstrittene Rede Aiwangers auf einer Kundgebung: "Wo ist die Demokratie?"

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ampel-Koalition nahm Schafroth eher nebenbei ins Visier. "Der Olaf ist in Berlin in eine Schockstarre verfallen", spottete er. Und die Ampel insgesamt sehe "wahnsinnig ungelenk aus, völlig falsch zusammengebaut". "Außerdem erfordert es wahnsinnig viel Geschick, wenn einer schaltet, ein anderer kuppelt, und der einzige, der einen Führerschein hat, den Zündschlüssel rumdreht und sich dann hinten schlafen legt." Speziell lästerte er über die Grünen: "voller Ideale, aber am Ende doch stark überfordert mit der Realität". Und: Die Grünen seien wie ein Smoothie: "War mal in, aber auf Dauer zu teuer." Zu SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sagte er: "Ein SPD-ler mit Mandat, das hat in Bayern ein Geschmäckle."

Markus Söder: Manches sei überzeichnet gewesen

Söder sagte danach in einer ersten Reaktion im BR Fernsehen: "Schön insgesamt", es habe echte Höhen und ein paar Tiefen gegeben. Manches stimme nicht, sei überzeichnet gewesen – und manche Personen hätten zu sehr im Mittelpunkt gestanden. Aiwanger sagte, er hätte es schlimmer erwartet, er könne "damit leben". Er verteidigte aber sein Auftreten gegen die Ampel seit deren umstrittenem Heizungsgesetz. Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) konstatierte, Schafroth habe nach allen Seiten gleichmäßig ausgeteilt – wenn auch teils zugespitzt und mit einer "Zuwendung", die manche auch gebraucht hätten.

Im Saal waren auch viele bayerische Landespolitiker, wie beispielsweise Klaus Holetschek, CSU-Fraktionsvorsitzender, oder Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags. Ebenso war Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) da.

Singspiel in diesem Jahr erstmals mit Michaela Kaniber

Zu den Gästen aus der Bundes- und Europapolitik zählten am Mittwochabend unter anderem SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, Alexander Dobrindt und Manfred Weber (beide CSU). Ebenso waren Uli Hoeneß, Ehrepräsident des FC Bayern, Musiker Leslie Mandoki oder Schauspieler Axel Milberg im Saal. Nach der Fastenrede stand das Singspiel auf dem Programm, in dem Politiker von Schauspielern gedoubelt werden.

Im Singspiel werde es ein "Duett-Duell" des CSU-Ministerpräsidenten und seines Stellvertreters von den Freien Wählern, Hubert Aiwanger, geben, hatte Stefan Betz vom Singspielteam vorab angekündigt. Es spiele auf der Heimfahrt von der Fastnacht in Franken, verrieten Betz und sein Kollege Richard Oehmann.

Erstmals bekommt Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) beim Singspiel einen Part, was bei ihr durchaus Freude ausgelöst haben dürfte. Die Münchner Schauspielerin Judith Toth wird Kaniber beim Singspiel am Mittwochabend doubeln.

 
 
 
 
 
 
 
Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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