Kuriose Gerichtsverhandlung War es ein Liebesspiel? Kühe demolieren teuren Mercedes

Ein Mann zieht vor das Landgericht München II. Der Grund: Eine Kuhherde hat sich an seinem Auto zu schaffen gemacht. Der Schaden ist immens.
"Die Liebe ist ein seltsames Spiel" heißt ein altes Lied von Sängerin Connie Francis. Das musste auch ein Wanderer aus Franken erleben, als er mit seinen Freunden im vergangenen Jahr Urlaub am Spitzingsee im Landkreis Miesbach machte. Doch nicht er selbst stand im Mittelpunkt einer Romanze, sondern sein Auto. Das hatte offenbar die Herzen einer ganzen Kuhherde höherschlagen lassen. Mit dem Ergebnis eines Sachschadens in Höhe von mehr als zehntausend Euro.
Der 33-jährige Felix F. verlangte daher die Erstattung der Reparaturkosten vom Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV). Dieser ist Betreiber des Sportcamps, auf dessen Parkplatz sich der kuriose Vorfall ereignete. Weil der BLSV für den entstandenen Schaden jedoch nicht aufkommen wollte, kam es zu einem Zivilprozess. Am Donnerstag wurde vor dem Landgericht München II verhandelt.
Fehlende Warn- und Hinweisschilder
"Das war natürlich ein Schock für uns", beschrieb der Kläger vor Gericht den Moment, als er und seine Freunde nach einer Bergtour zurück zu ihren Fahrzeugen kamen. Dellen, Beulen sowie Lackschäden zeichneten seine Mercedes C-Klasse, selbst auf dem Dach seien die Tiere herumgetrampelt. Und: "Das ganze Auto war voller Kuhsabber." War der Vorfall also ein falsch interpretiertes Liebesspiel? Darauf spekulierte zumindest der Richter: "Man könnte meinen, es handelte sich um einen Begattungsversuch."
Aus juristischer Sicht ging es vor allem um die Verkehrssicherungspflicht. Konkret: Die Frage, ob Hotelbetreiber auf mögliche Gefahren auf ihren Parkplätzen hinweisen müssen. Der Anwalt des BLSV meinte nein, schließlich handle es sich bei der Anlage um eine Alm, da müsse "man damit rechnen, dass Wildtiere frei herumlaufen". Für den Richter war die Angelegenheit hingegen nicht ganz so eindeutig. Aus seiner Sicht hätte es durchaus Warn- und Hinweisschilder geben müssen, zumal es bereits in der Vergangenheit ähnliche Vorfälle gegeben hatte.
Ein Aufstellen des Verkehrszeichens 140, das eine Kuh in einem roten Dreieck zeigt, hätte schon genügt. Dieses warnt vor Viehtrieb. Ein solches suchte man im Juni des vergangenen Jahres vergeblich auf dem Parkplatz. Wäre es schon damals – wie es inzwischen der Fall ist – dort gestanden, "hätten wir gar nicht verhandelt", erklärte der Richter.
Weitere Klagen zu erwarten
Das Gericht sah hauptsächlich den BLSV als Betreiber in der Haftung und weniger den Landwirt als Besitzer der Kühe. Der Verband bot an, die Hälfte der Reparaturkosten zu übernehmen. Bis 14. September hat Felix F. nun Zeit, zu überlegen, ob ihm das ausreicht. Dann soll sein Fall entschieden werden.
Ganz abgeschlossen ist die Kuh-Affäre damit aber noch nicht. Denn auch die Freunde des 33-Jährigen haben auf Schadensersatz geklagt.
- tz.de: "'Kühe haben mein Auto zertrampelt': Mercedes-Fahrer fordert Schadensersatz – selbst Richter muss lachen"
- bild.de: "Bayerische Rambo-Kühe haben mein Auto kaputt geschleckt"
- fuehrerscheine.de: "Zeichen 140 Viehtrieb, Tiere"