Dachau, Augsburg, Flossenbürg Millionenkosten: KZ-Gedenkstätten in Bayern werden neugestaltet

Bayern investiert umfassend in die Erneuerung ehemaliger KZ-Gedenkstätten. Besonders Dachau, Augsburg und Flossenbürg stehen im Fokus.
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sollen zahlreiche Gedenkstätten in Bayern an ehemaligen Konzentrationslagerstandorten umfassend erneuert werden. Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten rechnet allein in Dachau mit Kosten von rund 38,8 Millionen Euro, die Bund und Freistaat tragen. In den rekonstruierten Häftlingsbaracken soll ein Lern- und Ausstellungszentrum entstehen, wie Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, erklärte.
Das Konzentrationslager Dachau wurde 1933 als erstes Lager der Nationalsozialisten errichtet und diente als Modell für spätere Lager. 140 Außenlager mit mehreren tausend Häftlingen kamen hinzu. Insgesamt waren mehr als 200.000 Menschen aus über 40 Nationen inhaftiert, mindestens 41.500 starben an Hunger, Krankheiten, Folter, Mord und den Folgen der KZ-Haft.
Neuer Lernort in Dachauer Häftlingsbaracken
Die in den 1960er Jahren nachgebauten Häftlingsbaracken sollen nun neugestaltet und durch eine neue Ausstellung ergänzt werden. Besucherinnen und Besucher sollen künftig besser nachvollziehen können, unter welchen Bedingungen die Häftlinge damals leben mussten. Auch die ehemaligen Außenlager rücken stärker in den Fokus.
So sollen neue Gedenkstätten entstehen, etwa an der Bunkerbaustelle im Mühldorfer Hart. Zudem verhandelt die Stiftung mit der Stadt Dachau über die Übernahme des sogenannten Kräutergartens, einer großen Gärtnerei samt Versuchsgut, die bei den Häftlingen wegen ihrer harten Bedingungen gefürchtet war.
Steinbruch und Häftlingstreppe in Flossenbürg
In Flossenbürg in der Oberpfalz wird der stillgelegte Granit-Steinbruch Teil der Gedenkstätte. Das Lager wurde 1938 gegründet, um Baumaterial für NS-Prunkbauten zu gewinnen. Die Häftlinge mussten Zwangsarbeit verrichten – im Rahmen des nationalsozialistischen Konzepts der "Vernichtung durch Arbeit". Zwischen 1938 und 1945 waren dort rund 100.000 Menschen inhaftiert, 30.000 kamen ums Leben. Am 23. April 1945 befreiten US-Soldaten das Lager.
Nach Kriegsende wurde der Steinbruch zivil genutzt, der Betrieb endete im März 2024. Jetzt ist er Teil der Gedenkstätte. Zum Areal gehören auch eine Schmiede, eine Schlosserei, ein Verwaltungsgebäude sowie Fundamente von Rüstungsfertigungshallen. Als erstes soll das Verwaltungsgebäude saniert werden. Die Stiftung geht von Kosten in Höhe von 8,9 Millionen Euro aus, die jeweils zur Hälfte von Bund und Land getragen werden.
Danach soll die sogenannte Häftlingstreppe für die Gedenkstätte erschlossen werden, über die die Häftlinge täglich zu ihrer Zwangsarbeit in den Steinbruch steigen mussten. Die Treppe sei als Folter- und Mordstätte bis heute eine wichtige Rolle im kollektiven Gedächtnis der Überlebenden und ihrer Familien, erklärte die Stiftung.
Gedenkstätte in Augsburg muss geschlossen werden
Auch in Augsburg gibt es Sanierungsbedarf: Dort musste die erst im Herbst 2023 eröffnete Gedenkstätte in der Halle 116, einem ehemaligen KZ-Außenlager, wegen akuter Einsturzgefahr geschlossen werden. Bei einer Routinekontrolle war festgestellt worden, dass das Gebäude "nicht mehr standsicher" sei. Die Stadt plant derzeit die Sanierung, die vorläufig auf etwa 200.000 Euro geschätzt wird.
Die Halle 116 war ab 1944 ein Außenlager des KZ Dachau. Rund 2.000 Menschen waren dort unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert und mussten meist in Augsburger Rüstungsbetrieben arbeiten. Nach dem Krieg nutzte die US-Armee die Anlage, später verhinderten Bürgerinitiativen den Abriss und setzten sich für einen Lern- und Erinnerungsort ein.
- Mit Material der Deutschen Presse-Agentur
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