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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Burschenschaftler attackieren Journalisten AfD-Abgeordnete feiern mit Rechtsextremen im Landtag
Im bayerischen Landtag stieg vergangene Woche ein Fest. Geladen hatten zwei AfD-Abgeordnete. Die Gäste: 45 Mitglieder rechtsextremer Gruppen. Nun ermittelt die Polizei.
Zwei AfD-Abgeordnete haben am vergangenen Donnerstag in den Räumen des Bayerischen Landtages eine "traditionelle Festkneipe" abgehalten, zu der wohl auch mehrere Personen und Gruppen eingeladen waren, die der Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem bezeichnet.
Caroline Kubon, die Pressesprecherin des Bayerischen Landtages, bestätigte den Vorgang auf Anfrage von t-online. Die Veranstaltung sei dem Landtag "über Umwege" bekannt geworden. Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) habe darauf hingewiesen, dass "die Veranstaltung zwingend störungsfrei abzulaufen habe".
Burschenschaftler sollen rechtsextreme Symbole gezeigt haben
Daran hielten sich die Gäste anscheinend nicht: Am Abend seien "45 Gäste der Abgeordneten Maier und Mang in burschenschaftlicher Kleidung im Maximiliansaal der Landtagsgaststätte" aufgetaucht. Die Veranstaltung sei scheinbar ruhig verlaufen – bis gegen 22.40 Uhr ein "hilfesuchender Anruf" eines Journalisten einging. Angegriffen wurde der Reporter Robert Andreasch, der den Vorfall gegenüber t-online bestätigte.
Andreasch soll bei der Veranstaltung körperlich bedrängt und in seiner Arbeit gestört worden sein, schreibt Landtagssprecherin Kubon. Der Reporter hatte zuvor Mitglieder der Burschenschaft "Danubia" dabei fotografiert, wie sie mit ihren Händen das "Okay"-Symbol formen, das unter Rechtsextremen seit Jahren für "White Power" ("Weiße Macht") steht. Inzwischen ermittelt die Polizei wegen Nötigung gegen Unbekannt.
"Danubia"-Mitglied: KZ-Überlebende "Verbrecher" und "Landplage"
Bei den Gästen der AfD-Abgeordneten Christoph Maier und Ferdinand Mang handelte es sich nach Angaben des Bayerischen Rundfunks um Mitglieder der rechtsextremen Burschenschaft "Danubia München" und der "Identitären Bewegung". Beide Gruppen werden vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet.
Ein Mitglied der Burschenschaft hatte 2016 über KZ-Überlebende geschrieben, diese seien "Verbrecher" und nach ihrer Befreiung zu einer "Landplage" geworden, die "raubend und plündernd, mordend und schändend" durchs Land gezogen seien. Bestritten werde das nur von "KZ-Fetischisten". Im Jahr 2020 veröffentlichte die Burschenschaft einen Gedenkaufruf für einen sogenannten "Freiheitskämpfer", der in nationalsozialistischen Kreisen als Märtyrer verehrt wird.
AfD-Abgeordneter: Veranstaltung war "Austausch"
Auch die "Identitäre Bewegung" kommt im bayerischen Verfassungsschutzbericht vor. Deren Ideologie weise Parallelen zu rechtsextremistischen Ideen und Konzepten auf, schreiben die Verfassungsschützer. Sie finde sich "in ähnlicher Form in der 'Blut und Boden'-Ideologie des Nationalsozialismus wieder".
Der AfD-Abgeordnete Christoph Maier, der die Veranstaltung beim Landtag angemeldet hatte, sagte dem BR, es habe sich um einen "Austausch" gehandelt. Zu dem Angriff auf den Journalisten machte er keine Angaben. Die AfD-Fraktion gab an, man habe keine Kenntnis von der Veranstaltung.
- Anfrage beim Bayerischen Landtag
- br24.de: "Auf AfD-Einladung: Rechtsextremisten feiern im Landtag"
- sueddeutsche.de: "Hetze gegen KZ-Überlebende"
- Bayerischer Verfassungsschutzbericht 2020
- Anfrage bei Robert Andreasch