Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Es liegt am Wohnort Warum die Bayern-Stars so rasen müssen
Immer wieder müssen Bayern-Funktionäre den Führerschein abgeben. Kein Wunder, denn da, wo sie wohnen, ist Rasen Pflicht. Eine Glosse über Grünwald.
Grüne in Bayern, das sind weltfremde, zugezogene Berliner oder Hannoveraner, die von gescheitem Bajuwarentum keine Ahnung haben. Wie sonst soll man den grünen Vorschlag erklären, im Nobelort Grünwald ein paar Straßen mit Tempo 30 zu versehen? Der verständige Süddeutsche lacht schon jetzt: 30 Stundenkilometer, mit den Luxusschlitten, die die Leute hier fahren, wie soll das gehen? Das sah der Gemeinderat zum Glück genauso, und wies den Antrag mit der gleichen Begründung zurück: Viele Bewohner hätten so große Autos, dass man damit gar nicht 30 fahren könne. Hätten die Grünen auch wissen können, wenn sie nicht so unbayerisch wären. Deshalb sollten sie mal aufpassen.
Denn Grünwald, das ist der Ort, in dem die Oberbayern leben, denen das nahe München zu preußisch, billig und schmuddelig ist. Einige davon sind Spieler und Funktionäre des Weltvereins FC Bayern, und aus dieser Startruppe wiederum fallen ein ums andere Mal Akteure mit Verkehrsdelikten auf: Jérôme Boateng, Benjamin Pavard, Kingsley Coman, sogar der Kaiser Franz höchstpersönlich und zuletzt die Bosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic. Kahn musste wohl sogar seinen Führerschein abgeben. Wie unfair!
Fußballer in München müssen schnell Auto fahren
Denn auch der ehemalige Weltklasse-Torwart und heutige Vorstandschef der Bayern hat ein Haus in Grünwald, wo das Mindesttempo stets höher liegt als die Zahl der Bayern-Titel. Purer Neid der langsamen Kommunen also, den Tempo-Titan zu blitzen und zu bestrafen. Wer das nicht verstehen kann, sollte mal ans Grünwalder Isar-Ufer kommen. Das mit den Grünwalder Autos erklärte CSU-Gemeinderat Thomas Lindbüchl etwa so: "Wenn man da aufs Gas tritt, ist man gleich bei 50."
Denn die Karossen hier sind sicher niemals langsamer als 30 Sachen, sogar im Stehen. Damit das funktioniert, haben alle Grünwalder eine Anlage im Keller, die dem Teilchenbeschleuniger im Forschungszentrum Cern in der Schweiz gleicht: Auf einer riesigen Schleife stehen die Gefährte dort im Untergeschoss und drehen parkend ihre Runden. Ein- und Aussteigen klingt kompliziert, denken Norddeutsche zumindest. Für High-Performer aus Grünwald ist das jedoch wie ein Bayern-Spiel gegen Holstein Kiel.
Stars, Luxus und schnelle Autos: Was Grünwald so besonders macht
Klar, in Grünwald ist vieles anders. Lampen sind etwa unvorstellbar: "Wenn man da auf den Schalter drückt, hat man gleich eine Flutlichtanlage", erklärt der Gemeinderat. Oder Bücher: "Würde man erst mal zu lesen anfangen, wäre man sofort schlauer als Einstein." Auch kulinarisch ist man eingeschränkt: "Immer wenn ich Salat essen will, wird der plötzlich zur Schweinshaxe", beklagt man sogar.
Sie haben es nicht immer einfach in Grünwald. Bürgermeister Jan Neusiedl – "selbstverständlich von der CSU", wie die "Schwäbische Zeitung" schreibt – sprach den Kollegen gegenüber von einem "Sturm im Wasserglas", und dass Grünwald gerne in den Fokus gestellt werde.
Parteikollege Lindbüchl nannte seinen Kommentar in der Gemeinderatssitzung übrigens "humoristisch". Da sieht man mal: Sogar der Humor ist in Grünwald auf einem ganz anderen Niveau. Hoffentlich versucht niemand, das den Grünen zu erklären.
- Eigene Beobachtungen
- Schwäbische Zeitung: "Wegen dicken Porsches und SUVs: Grünwalder Autos zu fett für Tempo 30"
- Süddeutsche Zeitung: "'Mit diesen Autos kann man gar nicht 30 fahren'"