Hähnchenflügel statt Kabarett Münchner Traditions-Bühne erneut in der Krise

Die Münchner Lach- und Schießgesellschaft will weitermachen – aber nur noch sechsmal im Monat. Der Grund für die drastische Reduzierung ist bitter.
Die traditionsreiche Münchner Lach- und Schießgesellschaft durchlebt schwere Zeiten. Nach den Sommerferien startet die wiedereröffnete Kabarett-Bühne zwar in ihre zweite Spielzeit, doch das Programm schrumpft drastisch zusammen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur.
Der künstlerische Leiter André Hartmann zeigt sich enttäuscht über die Entwicklung. "Ich bin ein bisschen geknickt", sagt er. Nur noch rund sechs Aufführungen pro Monat könne die Bühne stemmen. Der Hauptgrund liegt in den problematischen Verhältnissen am historischen Stammort in Schwabing.
Gastronomie hat ihre Prioritäten verschoben
Die Gastronomie, welche die legendären Räumlichkeiten bewirtschaftet, hat ihre Prioritäten verschoben. Statt auf politisches Kabarett setzt der Betrieb mittlerweile auf Hähnchenflügel als Hauptattraktion. Die Münchner Lach- und Schießgesellschaft sollte eine Zeit lang nur montags dort spielen, wie Hartmann sagt. An diesem Tag sei es besonders schwierig, Publikum zu locken. Denn der Montag sei nun mal nicht der Tag, an dem die Leute klassischerweise ins Kabarett gehen.
Dennoch gibt es Künstler, die der angeschlagenen Institution beistehen. Schauspielerin Bianca Bachmann, bekannt aus dem Bayerischen Fernsehen und der Musikkabarett-Truppe "Die Couplet-AG", tritt trotz der widrigen Umstände am kommenden Montag (21. Juli) auf. Mit ihrem Solo-Programm "Triebe" ist sie derzeit auf Tour.
"Ich bin mit politischem Kabarett aufgewachsen und habe selbst viel gesehen in der Lach- und Schießgesellschaft", blickt Bachmann zurück. Der Ruf der Bühne sei ungebrochen, auch wenn die Wiederbelebung nicht nach Plan verlaufe. "Ich möchte dem Haus die Stange halten", betont sie.
Nach der anfänglichen Euphorie nach der Wiedereröffnung gelte es jetzt, sich zu behaupten und durchzuhalten. Sowohl für die ehrenamtlichen Helfer als auch für Kabarett-Liebhaber wie sie selbst sei die Situation ernüchternd.
Hartmann will Stammsitz nicht aufgeben
Der künstlerische Leiter André Hartmann denkt trotz aller Schwierigkeiten nicht daran, den Stammsitz aufzugeben. Eine Beschränkung auf die beiden anderen Spielorte – den Silbersaal des Deutschen Theaters und das Theater "Drehleier" komme nicht infrage. "Dieses Gebäude ist einfach der Stammsitz. Es ist für uns ganz klar, dass wir in der Wiege dieses Hauses spielen wollen, auch wenn die Umstände jetzt wirklich sehr, sehr schlecht sind."
Hartmann arbeitet weiterhin ohne Bezahlung für die Bühne. Seine Motivation schöpft er aus der Verbundenheit zum Ort: "Ich hab sehr Lust genau auf diesen Laden und möchte so lange dabei bleiben wie möglich und das Möglichste rausholen. Wenn uns das Publikum der Lach- und Schießgesellschaft treu bliebe, könne man das wunderbar schaffen.
Immerhin hat die legendäre Kabarett-Bühne bereits einen kleinen Erfolg verbucht: Mittlerweile darf auch an anderen Wochentagen wieder im "Laden" gespielt werden. Am Sonntag etwa präsentiert Ramon Bessel "Lieder zum Festhalten". Der offizielle Saisonstart nach der Pause ist für den 18. September mit "Die letzten Nächte der Bohème in Schwabing" geplant.
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
- lachundschiess.de: Die letzten Nächte der Bohème in Schwabing – 18.09.2025 Münchner Lach- und Schießgesellschaft
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