Forsthaus Valepp Bauvorhaben von Manuel Neuer: Grüner gibt ihm Rückendeckung
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Manuel Neuers Pläne für das Forsthaus Valepp sorgen für Aufsehen. Ein Lokalpolitiker, der den Nationaltorwart anfangs kritisierte, setzt jetzt alle Hoffnungen auf den Fußball-Star.
Gerhard Waas (59, Grüne) kennt die Berge zwischen Schliersee, Tegernsee und der Tiroler Grenze aus dem Effeff. Es ist eine sensible Landschaft in den Voralpen, kaum besiedelt, in der viele heimische Tierarten leben. Auch deshalb war der Förster anfangs skeptisch, als die Pläne des Bayern-Stars Manuel Neuer und des Gastronomen Johannes Rabl (Leeberghof Tegernsee) publik wurden. Im Interview erklärt er, warum und was er an der Rolle des Freistaates auszusetzen hat.
t-online: Herr Waas, unterhalb des Forsthauses Valepp liegt eine Gumpe, ein malerisch in den Bergbach eingebettetes Wasserbecken. Haben Sie keine Bedenken vor einem Ansturm der Instagram-Gemeinde?
Gerhard Waas: Verbieten ist immer ganz schwierig. Bisher habe ich nicht gehört, dass so was schon passiert wäre. Wir in den Bergen haben natürlich viele solcher Orte. Ich rechne immer mit der Vernunft der Menschen.
Bayern-Star Manuel Neuer übernimmt mit dem Gastronomen Johannes Rabl das Forsthaus. Allein der Name Neuer dürfte viele Menschen anziehen.
Wenn das Forsthaus Valepp wieder geöffnet hat, wird der Ansturm mit oder ohne Manuel Neuer groß sein. Wer die Valepp kennt, weiß aber, dass sie viele schlechte Tage erlebt. Wenn es richtig regnet, hängt der Nebel da hinten drin. Sie kann nicht das ganze Jahr angelaufen werden. Im Sommer ist die Valepp wirklich ein schöner Gasthof für Ausflüge. Im Winter wird es keinen Betrieb geben. Solange Schnee liegt, herrscht Lawinengefahr auf der Straße zum Forsthaus. Es wird vonseiten der Gemeinde keinen Räumdienst geben. Ich finde es gut, dass in der Abgeschiedenheit drei, vier Monate Ruhe herrscht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob der Name Manuel Neuer so zieht. Er ist zwar der Investor, wird aber sicher nicht als Wirt im Gasthof stehen.
Sie hatten anfangs Kritik geäußert, als das Interesse des Investorenduos Neuer/Rabl öffentlich wurde. Was konnte diese Einwände zerstreuen?
Beim ersten Bauentwurf ging es um eine 40- bis 50-prozentige Erweiterung des Gebäudes. Im Außenbereich sind aber nur 30 Prozent zulässig. Beim zweiten Entwurf waren es nur noch 30 Prozent. Jetzt liegen wir sogar darunter, wovon ich angetan bin, weil das Denkmal mehr betont wird. Der zweite Punkt, der mir wichtig war: Die Valepp liegt von allen möglichen Siedlungsräumen, ob vom Schliersee oder vom Spitzingsee aus, weit ab vom Schuss. Es gibt Tiere, die hier überwintern. Sie sind darauf angewiesen, dass man sie in Ruhe lässt. Der nächste Punkt ist, was auch der Alpenverein und der Bund Naturschutz vertreten: Wir müssen den Verkehr aus den Bergen rausbekommen. Bei einem Winterbetrieb hätten wir in einer nie da gewesenen Intensität Verkehr gehabt. Die Valepp ist kein Ort, der mit dem Auto erreicht werden sollte. Dort sollen Leute hinwandern, ohne dass sie alle 30 Sekunden auf die Seite springen müssen, weil ein Auto kommt. Dort sollen Leute hinradeln. Und alle, die das nicht können, sollen mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren (Linienbus, d. Red.). Dieser Idee sind wir jetzt sehr nahe.
Die Passstraße zum Forsthaus ist sehr schmal und schwierig zu befahren.
Genau, das ist die Mautstraße von Enterrottach aus. Bis zur Monialm geht es einigermaßen gut, da ist sie noch breit. Danach wird die Straße teils sehr, sehr eng, sodass man bei Gegenverkehr stehen bleiben muss. Wenn viel Autoverkehr wäre, wäre das für Radfahrer und Fußgänger nicht ungefährlich. Mit weniger Autos brauchen wir den großen Parkplatz vor dem Forsthaus nicht, sodass der Anblick noch schöner wird. Es wurde von den Investoren auch darauf verzichtet, den ehemaligen Unterstand links vom Forsthaus in ein Nebengebäude für 50 bis 70 Leute umzubauen. Da hätte man vielleicht was anderes machen können als eine normale Ausflugswirtschaft. Ich möchte gar nichts unterstellen.
Es wurde kolportiert, dort könnte eine Art private Party-Gesellschaft für Münchner P1-Publikum entstehen.
Wenn viel Geld im Hintergrund steckt, wird immer viel gemutmaßt. Ich bin lange genug im Bauausschuss, um zu wissen, dass einem nicht immer alles gesagt wird. Ich muss das beurteilen, was mir vorgelegt wird. Mir war wichtig: kleinerer Bau und kein Winterbetrieb. Für die Sanierung des Forsthauses muss man viel Geld in die Hand nehmen und Idealismus mitbringen. Umgekehrt lässt sich wahrscheinlich nicht viel Geld damit verdienen. Diesen Idealismus glaube ich dem Herrn Neuer viel mehr als irgendeinem unbekannten Investor.
Johannes Rabl hat t-online erklärt, dass der Bayern-Torwart sich sehr mit der Region identifiziere. Auch seine Fotos bei Instagram lassen darauf schließen.
Genau. Manuel Neuer ist ein völlig unbelasteter berühmter Mensch. Ich weiß nichts von ihm, wo man sagen könnte, das wäre ein schwarzer Fleck in seiner Vita. Ich glaube ihm, dass ihm das Forsthaus Valepp am Herzen liegt. Dort hinten lässt sich nicht die Welt verdienen, selbst wenn es in den Sommermonaten gut läuft. Es ist aber ein wirklich sehr, sehr wichtiges Denkmal für Bayern, in unserer Region eines der wichtigsten.
Weil?
Die Wittelsbacher (ehemals bayerische Regenten, d. Red.) haben mit diesem Gebäude den bäuerlichen Miesbacher Baustil und den prunkvoll herrschaftlichen Baustil vereint. In Publikationen zur europäischen Architektur wurde es hochgelobt. Ich war immer der Meinung, der Freistaat Bayern sollte sich selbst darum kümmern. Und es nicht aus der Hand geben. Der Haushaltsausschuss hatte aber eine andere Meinung. Wir Politiker vom Land haben manchmal Probleme, uns durchzusetzen. Die Politiker in der Stadt haben gerade in Oberbayern die politische Mehrheit. Da ist die Stadt München sehr bestimmend. Manche verstehen nicht, was die Leute auf dem Land wollen. Manche bei uns haben schon gesagt: "Wie kann man dieses Denkmal einem Manuel Neuer geben?" Mir geht es nicht um Personen.
Ihnen hat Bauchschmerzen bereitet, dass das Gebäude per Erbpacht in den Besitz von Privatleuten geht?
Ja, die Erbpacht von 99 Jahren kann man um noch mal 99 Jahre verlängern. Dann ist so ein Gebäude fast 200 Jahre weg. Wichtig ist aber, dass wir einen Weg gefunden haben, das Denkmal zu erhalten. Jetzt wird es eine schöne Ausflugswirtschaft. Ich bin glücklich und hoffe, dass alles so passiert, wie wir es besprochen haben. Was wir noch nicht haben, ist ein ÖPNV mit einer engeren Taktung. Es liegt an den Gemeinden und am Kreis, dass wir in Vorleistung gehen.
Was muss passieren?
Es reicht nicht, dass dreimal am Tag ein Bus in die Valepp fährt. Wir bräuchten einen Stundentakt – in jede Richtung.
Den Bogen zur Gumpe gespannt: Welche Bitte haben Sie besonders an die Ausflügler, die ausschließlich wegen des Forsthauses Valepp kommen und sonst wenig Erfahrung mit dem Wandern haben?
Dass sie ein gesundes Verständnis für die Umwelt mitbringen. Es gibt ausgewiesene Wege, dass man auf diesen bleibt. Man darf auch mal von den Wegen abweichen, es gilt das freie Betretungsrecht. Jeder muss aber eigenverantwortlich sehen, was gut für die Natur ist und was nicht.